Mittelschwaebische Nachrichten
Zum Dank ein Jesuskind
Berta (Schwester M. Innocentia) Hummel weilte 1937 im Krumbad
Krumbach Im Wartezimmer unseres Zahnarztes Dr. Hartlieb in Nördlingen konnte ich bei jedem Besuch die frohmachenden Bilder an der Wand betrachten. Sie stammten alle von Berta Hummel, einer Franziskanerin aus Sießen, die mit Ordensnamen Schwester Maria Innocentia hieß. Sie stammte aus einer Kaufmannsfamilie im niederbayerischen Massing, wo sie mit sechs Geschwistern aufwuchs. 1909 geboren kam sie 1915 zur Schule. Nach der 6. Klasse schickten die Eltern 1921 das begabte Mädchen auf die höhere Töchterschule bei den Englischen Fräulein, die ihr künstlerisches Talent entdeckten und förderten. Von 1926 an besuchte Berta Hummel die Staatsschule für angewandte Kunst in München, die sie als Jahrgangsbeste abschloss. Mit ihr an der Schule waren zwei junge Franziskanerinnen vom Kloster Sießen in Württemberg. Immer wieder tauschte sie sich mit ihnen aus. Da sie zu dieser Zeit bereits ein geistliches Leben führte, lag es nahe, den Eintritt in eine Ordensgemeinschaft zu wagen. Die beiden Franziskanerinnen luden sie nach Sießen ein. 1931 besuchte sie das Kloster. Es sollte nicht bei einem Besuch bleiben. Sie hatte das Gefühl, dies sei der rechte Platz für sie. 1933 wagte sie den Schritt und aus Berta Hummel wurde Schwester Maria Innocentia.
All die Jahre hatte sie gezeichnet und gemalt. Es entstanden reizende Blumenbilder, Landschaften, Porträts. Sie entwickelte ihren ganz eigenen Stil, der meist mit einem Stück Humor versehen war. Man könnte sagen, Berta Hummels Bilder strahlen Freude aus. Im Kloster hatte sie zunächst die Aufgabe, die Leitung der Paramentenstickerei zu übernehmen. Zum einen galt es alte Messgewänder zu restaurieren, eine oft recht mühselige und zeitraubende Tätigkeit, daneben entstanden auch neue Messgewänder. Viel Freude machte ihr der Zeichenunterricht, den sie in der Schule gab. Hier fand sie immer auch Anregungen für eigene Zeichnungen und Bilder. Ihre „Fleißbildchen“fanden so viel Anklang, dass die katholischen Verlage „Ver Sacrum“und der „Verlag für christliche Kunst München“sie druckten. Damit kamen die Bilder auf den Markt. Interessanterweise haben sie auch Kinder in Italien, Frankreich, Holland, England, ja sogar in Amerika begeistert. Neben den Bildern und Zeichnungen hat Schwester M. Innocentia schon früh Figuren in Terrakotta geformt. Es waren ihre „Hummel-figuren“. Eigentlich wollte sie nur weiße Figuren haben. Der Porzellanfabrikant Goebel, der die Figuren in Serie herstellen wollte, konnte Schwester M. Innocentia und die Oberin überzeugen, dass sich farbige Figuren wesentlich besser verkaufen lassen. Die Erfolgsgeschichte der Hummel-figuren gab dem Fabrikanten Recht. Es kam zu einer weltweiten Nachfrage. Dies obwohl das Naziregime, das seit 1933 auch bestimmte, was Kunst ist, die Arbeiten der Sießener Ordensfrau als „entartetet Kunst“bezeichnete.
Nie von besonders stabiler Gesundheit schickte sie die Oberin 1937 im Herbst zur Erholung ins Krumbad, wo sie Advent und Weihnachten verbrachte, und als Zeichen ihrer Dankbarkeit ein Jesuskind in Terrakotta formte, das sie den Schwestern schenkte. In diesen Jahren entstanden einige Altarbilder, bei denen sie ihr Können unter Beweis stellen konnte. 1940 wurde das Kloster geschlossen. Schwester M. Innocentia kehrte nach Hause zurück, aber schon ein halbes Jahr später war es ihr wieder möglich in Sießen zu sein. Ihre Zeichnungen bildeten die finanzielle Stütze des Klosters. 1944 erkrankte die Künstlerin sehr schwer. Eine Rippenfellentzündung erforderte einen fünfmonatigen Aufenthalt im Wilhelmsstift von Isny.
1945 stellte man eine Tuberkuloseerkrankung fest, die schließlich zu ihrem Tod mit 37 Jahren am 6. November 1946 führte. Auf dem Klosterfriedhof von Sießen fand sie ihre letzte Ruhestätte.