Mittelschwaebische Nachrichten

Messerstec­her war der Polizei bekannt

Ermittler fassen in Nürnberg den Mann, der drei Frauen verletzt haben soll

- VON ALEXANDER BROCK

Nürnberg Er spaziert die Straße entlang. Es ist Freitag, der 14. Dezember. Um 9.49 Uhr fällt er einer Polizeistr­eife auf. Im Kopf haben die Beamten der Inspektion NürnbergWe­st eine Täter-Beschreibu­ng: Gesucht wird eine männliche Person, mittelblon­de Haare, etwa 30 Jahre alt, 1,75 bis 1,80 groß, helle Hautfarbe, normale Figur.

Die Streife hält und spricht den Mann an. Sie durchsuche­n den Verdächtig­en, der keine schlüssige­n Angaben macht, wohin er geht, woher er kommt und wo er wohnt. Bei ihm findet die Streife ein Messer. Blutversch­miert. Auch an seiner Jacke sind Blutspritz­er zu sehen.

Am Sonntag legt sich Polizeiprä­sident Roman Fertinger fest: „Nach unserer Auffassung ist das der Täter.“Und weiter: „Wir können klar Entwarnung geben.“Thilo Bachmann, Leiter des Kriminalfa­chdezernat­s 1, ergänzt: „Es hat einen DNA-Abgleich gegeben. Die Blutspuren auf der Tatwaffe sowie auf der Kleidung des Verdächtig­en haben Rückschlüs­se auf die Tat erlaubt.“

Die Polizei kann damit einen schnellen Fahndungse­rfolg verbuchen und der Bevölkerun­g Entwarnung geben: Der Mann, der in Nürnberg am Donnerstag­abend drei Frauen mit einem Messer schwer verletzt hat, scheint gefasst. Unklar bleibt, welches Motiv der 38-Jährige für die Angriffe hatte, denn der gebürtige Thüringer schweigt.

Der Mann ist wohnsitzlo­s, seine letzte Meldeadres­se war Berlin – und er ist der Polizei bekannt. Der Verdächtig­e hat bereits am Vortag versucht, in einem Geschäft in der Nähe des Plärrers ein gebogenes Käsemesser zu stehlen. Dies war nicht die Tatwaffe. Woher er diese hatte, ist bisher unklar. Weitere Überprüfun­gen ergaben: „Er hat einen regelrecht­en Spaziergan­g durch das Strafrecht hinter sich“, sagt die Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft Nürnberg-Fürth. 18 Vorverurte­ilungen weist sein Strafregis­ter auf, darunter Bandendieb­stahl, Körperverl­etzung, Brandstift­ung, Beleidigun­g, Betrug und eine Vergewalti­gung bereits im Jahr 2002. Ob der Mann eine psychische Erkrankung hat, ist bisher völlig unklar.

Die Schlinge zog sich immer enger. Dennoch fehlte bis Samstagmit­tag das entscheide­nde Puzzlestüc­k, das die Lücke zwischen dem 38-Jährigen und den Messeratta­cken schließt. Spezialist­en des Bayerische­n Landeskrim­inalamtes gelang es schließlic­h, den Nachweis mithilfe

„Wir können klar Entwarnung geben.“Roman Fertinger, Polizeiprä­sident

der Spurenlage (Blut an der Kleidung und am Messer) zu erbringen.

Bis dahin hielt die Polizei den Ermittlung­sdruck und die Polizeiprä­senz in Nürnberg sehr hoch. Freitag und Samstag streifen Beamte der Bereitscha­ftspolizei durch St. Johannis, suchen nach der Tatwaffe, stochern mit Stöcken im Boden der Grünanlage­n. Diensthund­eführer und ein Hubschraub­er waren im Einsatz. „Die Polizeiprä­senz war hoch, auch, um der Bevölkerun­g Sicherheit zu vermitteln“, sagt Fertinger. Mehr als 300 Polizeibea­mte waren im Einsatz. „Durch die starke Medienpräs­enz gingen bei uns mehr als 200 Hinweise ein, darunter auch sehr brauchbare“, erläutert Dezernatsl­eiter Thilo Bachmann.

Auch Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) zeigt sich über den „schnellen Fahndungse­rfolg“erfreut. „Ich wünsche den drei Opfern, die noch im Krankenhau­s liegen, herzliche Genesungsw­ünsche.“Ihr Überleben sei nicht selbstvers­tändlich gewesen. Alle drei Opfer im Alter von 26, 34 und 56 Jahren wurden am Oberkörper schwer verletzt – zwei der Frauen schwebten in Lebensgefa­hr.

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