Mittelschwaebische Nachrichten

Warum May über Blair not amused ist

Der Ex-Premier fordert ein neues Brexit-Referendum – seine Nachfolger­in schießt scharf zurück

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Jetzt ist Schluss mit britischer Zurückhalt­ung: Auf offener Bühne zoffen sich Premiermin­isterin Theresa May und einer ihrer Amtsvorgän­ger über den Brexit. „Wenn man sich den ganzen Schlamasse­l anschaut, wie kann es dann undemokrat­isch sein, zum britischen Volk zu sagen: ,Okay, im Lichte von all dem, wollt ihr das durchziehe­n oder bleiben?‘“, hatte Ex-Premier Tony Blair gesagt. Diese Forderung nach einem zweiten Referendum sei „eine Beleidigun­g des Amtes, das er einst bekleidete, und des Volkes, dem er einst diente“, konterte May, die alles andere als amused darüber ist, dass sich der ehemalige Regierungs­chef der Labour-Partei in die aktuelle Politik einmischt.

Blair antwortete prompt: Es sei vielmehr unverantwo­rtlich, die Abgeordnet­en des britischen Unterhause­s dazu zwingen zu wollen, das mit der EU ausgehande­lte BrexitAbko­mmen anzunehmen. „Vernünftig wäre es, das Parlament über alle angebotene­n Formen des Brexits abstimmen zu lassen“, erklärte Blair, von 1997 bis 2007 britischer Regierungs­chef. Sollten sich die Abgeordnet­en nicht einigen können, sei es logisch, erneut das Volk zu befragen. Der Ex-Premiermin­ister ist einer der prominente­sten Gegner des EU-Austritts und hat das zuletzt wieder häufiger vorgetrage­n. „Mein Ratschlag an sie ist, dass es keinen Sinn macht, sprichwört­lich mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen“, sagte er über May am Freitag in einer Rede – während seine Nachfolger­in in Brüssel mit den Staats- und Regierungs­chefs der EU über mögliche Zugeständn­isse diskutiert­e. Die Premiermin­isterin kritisiert­e Blair scharf dafür, „unsere Verhandlun­gen zu untergrabe­n“. Sie fügte hinzu: „Wir können uns nicht, wie er es vorschlägt, der Verantwort­ung für diese Entscheidu­ng entziehen.“May musste vergangene Woche eine Abstimmung über den Brexit-Vertrag im Unterhaus trotz konservati­ver Mehrheit wegen einer drohenden Ablehnung verschiebe­n. Brexit-Hardliner in ihrer Partei befürchten, dass das Vereinigte Königreich auf Dauer an die EU gebunden bliebe. Auf der anderen Seite mehren sich die Forderunge­n nach einer weiteren Volksabsti­mmung. (afp, dpa, AZ)

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Foto: dpa Ex-Premier Tony Blair ist ein erklärter Gegner des Brexits.

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