Mittelschwaebische Nachrichten
Von den Mühen, pünktlich zu sein
Mit der Pünktlichkeit ist das bei mir so eine Sache. Ich strenge mich zwar immer an, aber oft komme ich trotzdem zu spät. Manchmal vergesse ich zum Beispiel, den Weg mit einzurechnen. Dann gehe ich erst kurz bevor ich da sein sollte los. Und komme natürlich viel zu spät. Der Weg dauert nämlich oft überraschend lange. Oder ich lege mir einen Just-intime-Plan zurecht und müsste nach meiner Berechnung genau pünktlich an meinem Ziel eintreffen. Aber dann läuft immer etwas schief. Ich treffe einen Nachbarn, der mir etwas Wichtiges mitteilt. Ich stelle am Auto fest, dass ich Handy/Geldbeutel/Autoschlüssel in der Wohnung habe liegen lassen. Also muss ich wieder zurückrennen, hektisch suchen und dabei Zeit verplempern. Oder die Ausfahrt ist zugeparkt und bis ich den Besitzer des zuparkenden Wagens finde, ist es so spät, dass ich selbst mit Raketenantrieb nicht mehr rechtzeitig ankommen würde. Manchmal sind aber auch einfach die Umstände schuld. Komischerweise glaubt mir das nur nie jemand. Neulich zum Beispiel habe ich mich schon am Vorabend akribisch auf einen Termin vorbereitet. Ich habe überlegt, wie ich am besten zum Treffpunkt fahre, mir die Karte des Zielorts genau angeschaut und sogar schon einen Parkplatz herausgesucht – das geht ja über Luftaufnahmen im Internet. Doch dann stellte ich am nächsten Tag fest: An der Stelle, an der ich links abbiegen wollte, darf man nur rechts fahren. Also musste ich einen zeitfressenden Umweg einlegen. Die Karte hatte ich mir auch falsch eingeprägt. Der Zielort war ganz woanders. Und statt eines Parkplatzes war am Straßenrand Halteverbot. Weil man ja irgendwann seine eigenen Schwächen erkennt – oder sehr oft darauf hingewiesen wird –, plane ich hin und wieder einen extra Zeitpuffer ein. Bei Bahnfahrten zum Beispiel. Die Vorstellung, einen Zug zu verpassen, ist für mich unerträglich. Dumm nur, dass die Bahn eine ähnlich gute Pünktlichkeitsquote hat wie ich.