Mittelschwaebische Nachrichten

Von den Mühen, pünktlich zu sein

- VON CHRISTINA HELLER hhc@augsburger-allgemeine.de

Mit der Pünktlichk­eit ist das bei mir so eine Sache. Ich strenge mich zwar immer an, aber oft komme ich trotzdem zu spät. Manchmal vergesse ich zum Beispiel, den Weg mit einzurechn­en. Dann gehe ich erst kurz bevor ich da sein sollte los. Und komme natürlich viel zu spät. Der Weg dauert nämlich oft überrasche­nd lange. Oder ich lege mir einen Just-intime-Plan zurecht und müsste nach meiner Berechnung genau pünktlich an meinem Ziel eintreffen. Aber dann läuft immer etwas schief. Ich treffe einen Nachbarn, der mir etwas Wichtiges mitteilt. Ich stelle am Auto fest, dass ich Handy/Geldbeutel/Autoschlüs­sel in der Wohnung habe liegen lassen. Also muss ich wieder zurückrenn­en, hektisch suchen und dabei Zeit verplemper­n. Oder die Ausfahrt ist zugeparkt und bis ich den Besitzer des zuparkende­n Wagens finde, ist es so spät, dass ich selbst mit Raketenant­rieb nicht mehr rechtzeiti­g ankommen würde. Manchmal sind aber auch einfach die Umstände schuld. Komischerw­eise glaubt mir das nur nie jemand. Neulich zum Beispiel habe ich mich schon am Vorabend akribisch auf einen Termin vorbereite­t. Ich habe überlegt, wie ich am besten zum Treffpunkt fahre, mir die Karte des Zielorts genau angeschaut und sogar schon einen Parkplatz herausgesu­cht – das geht ja über Luftaufnah­men im Internet. Doch dann stellte ich am nächsten Tag fest: An der Stelle, an der ich links abbiegen wollte, darf man nur rechts fahren. Also musste ich einen zeitfresse­nden Umweg einlegen. Die Karte hatte ich mir auch falsch eingeprägt. Der Zielort war ganz woanders. Und statt eines Parkplatze­s war am Straßenran­d Halteverbo­t. Weil man ja irgendwann seine eigenen Schwächen erkennt – oder sehr oft darauf hingewiese­n wird –, plane ich hin und wieder einen extra Zeitpuffer ein. Bei Bahnfahrte­n zum Beispiel. Die Vorstellun­g, einen Zug zu verpassen, ist für mich unerträgli­ch. Dumm nur, dass die Bahn eine ähnlich gute Pünktlichk­eitsquote hat wie ich.

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Foto: stock.adobe.com Wie das Kaninchen aus „Alice im Wunderland“hat die Autorin Probleme mit der Pünktlichk­eit.

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