Mittelschwaebische Nachrichten
Experte warnt vor Pleite-Welle
Insolvenzverwalter von Air Berlin sieht zwei Branchen in Gefahr
Halle Auf die Autozulieferer, den Handel und die Wirtschaft in Ostdeutschland kommt nach Einschätzung von Insolvenzverwalter Lucas Flöther im kommenden Jahr eine Pleitewelle zu. „Die Insolvenzen steigen bereits wieder leicht und das wird sich nächstes Jahr deutlich verschärfen“, sagte Flöther. Der Insolvenzverwalter von Air Berlin ist Sprecher des Gravenbrucher Kreises und vertritt damit die führenden Vertreter seiner Branche. Die Hochkonjunktur und die Niedrigzinspolitik überdecken laut Flöther, dass viele Firmen seit längerem ohne wettbewerbsfähiges Geschäftsmodell unterwegs sind.
Ähnlich argumentierte die Wirtschaftsauskunftei Crif Bürgel. Demzufolge starten bundesweit 305000 Unternehmen mit finanziellen Problemen ins neue Jahr, die ein erhöhtes Insolvenzrisiko bedeuten. Besonders groß ist das Problem laut Mitteilung in Sachsen-Anhalt und Sachsen, wo fast zwölf Prozent aller Betriebe als gefährdet eingestuft werden. In Bayern und BadenWürttemberg sind 6,4 bis 7,0 Prozent der Unternehmen in Schieflage. Firmen, bei denen das billige Geld fehlende Geschäftsmodelle überdeckt, werden auch „Unternehmens-Zombies“genannt.
Das Sterben der „UnternehmensZombies“ist aus Flöthers Sicht nicht beunruhigend. Er sprach von einem „absolut gesunden Prozess“, der regelmäßig zu beobachten sei. Anfang der 2000er Jahre traf es das Baugewerbe. „Später ist fast die ganze deutsche Solarindustrie in die Knie gegangen.“Aufhalten lasse sich das kaum. „Wenn einer ganzen Branche so der Markt wegbricht, dann kann selbst der beste Sanierungsexperte nicht helfen.“(dpa)