Mittelschwaebische Nachrichten
Lob fürs Bürgerhaus, Schelte in Sachen Verkehr
Diskussion Was bei der Bürgerversammlung im Krumbacher Ortsteil Billenhausen alles zur Sprache kam
Krumbach Die diesjährige Bürgerversammlung in Billenhausen fand im gerade fertiggestellten Dorfgemeinschaftshaus statt. Die rund 80 Bürger zeigten sich in Wortmeldungen und Applaus dankbar über ihr neues Dorfzentrum, in dem an diesem Abend engagiert diskutiert wurde. Vor allem das Thema Verkehr wurde auf den Schild gehoben.
„Sie sind der Erste Bürgermeister, der für Billenhausen etwas fertiggebracht hat!“, bekam Bürgermeister Hubert Fischer als Lob zu hören, und der sich anschließende starke Applaus zeigte, dass es sich hierbei nicht um eine Einzelmeinung handelt. Bürgermeister Fischer gab das Lob an den Stadtrat weiter und versprach, im Frühjahr/Sommer nächsten Jahres, wenn sich Kindergarten und Vereine in dem neuen Gebäude etabliert hätten, eine Einweihungsfeier mit einem Tag der offenen Tür zu veranstalten. Doch es gab auch kritische Töne zum neuen Dorfgemeinschaftshaus. Bemängelt wurde zum Beispiel, dass in den Toiletten nicht ausreichend gelüftet werden könne, da die Fenster nur kippbar wären. Ein anderer Bürger fragte, ob das neue Gebäude den Namen Dorfgemeinschaftshaus überhaupt verdiene, weil im Gegensatz zum neuen Dorfzentrum in Wattenweiler keine privaten Feiern wie Hochzeiten oder Geburtstage dort abgehalten werden dürfen. Fischer verwies darauf, dass dies einmal von der Förderauflage her ausgeschlossen sei. Zum anderen habe der Stadtrat mit Rücksicht auf die Gastronomie bewusst davon abgesehen. „Wir sind stolz und froh über unsere Gastronomie und wollen diese erhalten“, betonte Fischer.
Die Räumlichkeiten, fasste er zusammen, werden von Kindergarten und Vereinen, die mit der Stadt eine Vereinbarung getroffen haben, genutzt. Auch wurde an Fischer noch die Bitte herangetragen, die Gebühren für die Nutzung auf einem Niveau zu halten, das von den Vereinen geschultert werden kann. Eine Bürgerin wünschte sich abschließend im Hinblick auf den Kindergarten eine gefällige, farbig gestaltete Außenfassade.
Die Diskussion über den Verkehr wurde eröffnet mit einem Hinweis auf die seit zwei Jahren bekannten baulichen Mängel auf dem Streckenabschnitt zwischen Bleicherstraße und Bahnhof. Bei Regen wird die Straße überflutet, ein Problem, das man mit einem Einlaufschacht und einer fünf Meter langen Leitung leicht beheben könne. Drei Monate lang sei dort auch die Straßenbeleuchtung defekt gewesen. Mit Billenhausen könne man das ja machen, meinte der Redner. Beim ÜWK kommen die Subunternehmer den Aufträgen nicht hinterher, erklärte Bürgermeister Fischer, und dem Bauhof der Stadt Krumbach seien auch Grenzen gesetzt. Er führte an, dass zum Beispiel eine im Januar des Jahres vom Stadtrat genehmigte zusätzliche Bauhof-Arbeiterstelle erst im Oktober besetzt werden konnte. Fischer versprach, dieser Angelegenheit noch einmal gezielt nachzugehen.
Auch sei bereits vor eineinhalb Jahren gefordert worden, an der nördlichen Ortseinfahrt von Billenhausen zur Verkehrsverlangsamung eine Insel mit Querungshilfe einzubauen, brachte ein weiterer Redner vor. Fischer führte an, dass es im Stadtrat ganz unterschiedliche Meinungen zur Sinnhaftigkeit einer solchen Maßnahme gebe. Da es sich hier um eine Staatsstraße handelt, will Bürgermeister Fischer mit einem schriftlichen Antrag beim Staatlichen Bauamt die Realisierbarkeit, eventuell auch am südlichen Ortseingang, ausloten. Den Hinweis, dass ein Geschwindigkeitsanzeigesystem auf einem Feldweg platziert war, fand Bürgermeister Fischer im Gegensatz zu vielen Bürgern im Saal gar nicht so „lustig“. Diese Geräte messen nämlich, erklärte er, nicht nur die Geschwindigkeit, sondern erfassen wie in diesem Fall die Anzahl der Fahrzeuge, was im Vorfeld von Straßenbaumaßnahmen von Bedeutung ist. Die Klage, dass viele Grundschulkinder im Bus stehen müssen, nahm Bürgermeister Fischer zur Kenntnis, er verwies jedoch auf die rechtlichen Vorgaben, die von den Busunternehmen sicher eingehalten würden.
Unzufriedenheit herrscht in Billenhausen auch über eine ganz andere Art von Verkehr, nämlich den auf der Datenautobahn. Die Internetgeschwindigkeit über den Richtfunk wird als nicht ausreichend erachtet und die Ausstattung mit Glasfaserkabel gewünscht. Wenn in Gemeinden wie in Billenhausen von einem Anbieter bereits 60 Mbit/s bereitgestellt werden, gibt es für Glasfaser keine staatlichen Förderprogramme, klärte Bürgermeister Fischer auf. Angesprochen auf ein staatliches Förderprogramm, das kostenlose Hausanschlüsse von Glasfaser verspricht, fuhr Bürgermeister Fischer eine Breitseite gegen staatliche Förderprogramme, die meist einen hohen Verwaltungsaufwand erfordern und am Schluss fast nichts bringen. Den Vorwurf eines Diskussionsteilnehmers, dass überall in Europa das Internet besser wäre als in Deutschland, wollte Fischer nicht bekräftigen. Als einen möglichen Grund dafür nannte er die fast schon unübersichtliche Anzahl der Anbieterfirmen, allein in Krumbach vier Kabelanbieter, die alle ihr eigenes Netz haben.
Abschließend entwickelte sich noch eine Grundsatzdiskussion, ob „immer größer, schneller und weiter“der richtige Weg sei. Es wurde der Landverbrauch ins Feld geführt und die Tatsache, dass die umliegenden Orte Krumbachs den Lärm und den Schmutz des Zuliefererverkehrs nach Krumbach ertragen müssten. Bürgermeister Fischer vermisst gesetzliche Regelungen, die den Zugriff auf leer stehende Gewerbeflächen erleichtern und gab zu bedenken, dass eine Verhinderung von Gewerbeflächen unwillkürlich den Verlust von Arbeitsplätzen nach sich ziehen würde.