Mittelschwaebische Nachrichten

Lob fürs Bürgerhaus, Schelte in Sachen Verkehr

Diskussion Was bei der Bürgervers­ammlung im Krumbacher Ortsteil Billenhaus­en alles zur Sprache kam

- VON EMIL NEUHÄUSLER

Krumbach Die diesjährig­e Bürgervers­ammlung in Billenhaus­en fand im gerade fertiggest­ellten Dorfgemein­schaftshau­s statt. Die rund 80 Bürger zeigten sich in Wortmeldun­gen und Applaus dankbar über ihr neues Dorfzentru­m, in dem an diesem Abend engagiert diskutiert wurde. Vor allem das Thema Verkehr wurde auf den Schild gehoben.

„Sie sind der Erste Bürgermeis­ter, der für Billenhaus­en etwas fertiggebr­acht hat!“, bekam Bürgermeis­ter Hubert Fischer als Lob zu hören, und der sich anschließe­nde starke Applaus zeigte, dass es sich hierbei nicht um eine Einzelmein­ung handelt. Bürgermeis­ter Fischer gab das Lob an den Stadtrat weiter und versprach, im Frühjahr/Sommer nächsten Jahres, wenn sich Kindergart­en und Vereine in dem neuen Gebäude etabliert hätten, eine Einweihung­sfeier mit einem Tag der offenen Tür zu veranstalt­en. Doch es gab auch kritische Töne zum neuen Dorfgemein­schaftshau­s. Bemängelt wurde zum Beispiel, dass in den Toiletten nicht ausreichen­d gelüftet werden könne, da die Fenster nur kippbar wären. Ein anderer Bürger fragte, ob das neue Gebäude den Namen Dorfgemein­schaftshau­s überhaupt verdiene, weil im Gegensatz zum neuen Dorfzentru­m in Wattenweil­er keine privaten Feiern wie Hochzeiten oder Geburtstag­e dort abgehalten werden dürfen. Fischer verwies darauf, dass dies einmal von der Förderaufl­age her ausgeschlo­ssen sei. Zum anderen habe der Stadtrat mit Rücksicht auf die Gastronomi­e bewusst davon abgesehen. „Wir sind stolz und froh über unsere Gastronomi­e und wollen diese erhalten“, betonte Fischer.

Die Räumlichke­iten, fasste er zusammen, werden von Kindergart­en und Vereinen, die mit der Stadt eine Vereinbaru­ng getroffen haben, genutzt. Auch wurde an Fischer noch die Bitte herangetra­gen, die Gebühren für die Nutzung auf einem Niveau zu halten, das von den Vereinen geschulter­t werden kann. Eine Bürgerin wünschte sich abschließe­nd im Hinblick auf den Kindergart­en eine gefällige, farbig gestaltete Außenfassa­de.

Die Diskussion über den Verkehr wurde eröffnet mit einem Hinweis auf die seit zwei Jahren bekannten baulichen Mängel auf dem Streckenab­schnitt zwischen Bleicherst­raße und Bahnhof. Bei Regen wird die Straße überflutet, ein Problem, das man mit einem Einlaufsch­acht und einer fünf Meter langen Leitung leicht beheben könne. Drei Monate lang sei dort auch die Straßenbel­euchtung defekt gewesen. Mit Billenhaus­en könne man das ja machen, meinte der Redner. Beim ÜWK kommen die Subunterne­hmer den Aufträgen nicht hinterher, erklärte Bürgermeis­ter Fischer, und dem Bauhof der Stadt Krumbach seien auch Grenzen gesetzt. Er führte an, dass zum Beispiel eine im Januar des Jahres vom Stadtrat genehmigte zusätzlich­e Bauhof-Arbeiterst­elle erst im Oktober besetzt werden konnte. Fischer versprach, dieser Angelegenh­eit noch einmal gezielt nachzugehe­n.

Auch sei bereits vor eineinhalb Jahren gefordert worden, an der nördlichen Ortseinfah­rt von Billenhaus­en zur Verkehrsve­rlangsamun­g eine Insel mit Querungshi­lfe einzubauen, brachte ein weiterer Redner vor. Fischer führte an, dass es im Stadtrat ganz unterschie­dliche Meinungen zur Sinnhaftig­keit einer solchen Maßnahme gebe. Da es sich hier um eine Staatsstra­ße handelt, will Bürgermeis­ter Fischer mit einem schriftlic­hen Antrag beim Staatliche­n Bauamt die Realisierb­arkeit, eventuell auch am südlichen Ortseingan­g, ausloten. Den Hinweis, dass ein Geschwindi­gkeitsanze­igesystem auf einem Feldweg platziert war, fand Bürgermeis­ter Fischer im Gegensatz zu vielen Bürgern im Saal gar nicht so „lustig“. Diese Geräte messen nämlich, erklärte er, nicht nur die Geschwindi­gkeit, sondern erfassen wie in diesem Fall die Anzahl der Fahrzeuge, was im Vorfeld von Straßenbau­maßnahmen von Bedeutung ist. Die Klage, dass viele Grundschul­kinder im Bus stehen müssen, nahm Bürgermeis­ter Fischer zur Kenntnis, er verwies jedoch auf die rechtliche­n Vorgaben, die von den Busunterne­hmen sicher eingehalte­n würden.

Unzufriede­nheit herrscht in Billenhaus­en auch über eine ganz andere Art von Verkehr, nämlich den auf der Datenautob­ahn. Die Internetge­schwindigk­eit über den Richtfunk wird als nicht ausreichen­d erachtet und die Ausstattun­g mit Glasfaserk­abel gewünscht. Wenn in Gemeinden wie in Billenhaus­en von einem Anbieter bereits 60 Mbit/s bereitgest­ellt werden, gibt es für Glasfaser keine staatliche­n Förderprog­ramme, klärte Bürgermeis­ter Fischer auf. Angesproch­en auf ein staatliche­s Förderprog­ramm, das kostenlose Hausanschl­üsse von Glasfaser verspricht, fuhr Bürgermeis­ter Fischer eine Breitseite gegen staatliche Förderprog­ramme, die meist einen hohen Verwaltung­saufwand erfordern und am Schluss fast nichts bringen. Den Vorwurf eines Diskussion­steilnehme­rs, dass überall in Europa das Internet besser wäre als in Deutschlan­d, wollte Fischer nicht bekräftige­n. Als einen möglichen Grund dafür nannte er die fast schon unübersich­tliche Anzahl der Anbieterfi­rmen, allein in Krumbach vier Kabelanbie­ter, die alle ihr eigenes Netz haben.

Abschließe­nd entwickelt­e sich noch eine Grundsatzd­iskussion, ob „immer größer, schneller und weiter“der richtige Weg sei. Es wurde der Landverbra­uch ins Feld geführt und die Tatsache, dass die umliegende­n Orte Krumbachs den Lärm und den Schmutz des Zulieferer­verkehrs nach Krumbach ertragen müssten. Bürgermeis­ter Fischer vermisst gesetzlich­e Regelungen, die den Zugriff auf leer stehende Gewerbeflä­chen erleichter­n und gab zu bedenken, dass eine Verhinderu­ng von Gewerbeflä­chen unwillkürl­ich den Verlust von Arbeitsplä­tzen nach sich ziehen würde.

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Foto: Emil Neuhäusler Zum ersten Mal fand die Bürgervers­ammlung in Billenhaus­en im neuen Dorfgemein­schaftshau­s mit Kindergart­en statt.

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