Mittelschwaebische Nachrichten

Merz will ins Merkel-Kabinett

Der 63-Jährige stellt klar, dass er die politische­n Ambitionen auf Höheres noch nicht aufgegeben hat

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Berlin Also doch. Ex-Unions-Fraktionsc­hef Friedrich Merz (CDU) strebt ins Bundeskabi­nett. Nach seiner knappen Niederlage im Kampf um den CDU-Vorsitz hat sich der Sauerlände­r indirekt für einen Wechsel in die Regierung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) angeboten. „Ein solches Amt würde ich mir aufgrund meiner Erfahrung in Wirtschaft und Politik zutrauen“, sagte er am Dienstag der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung. Zugleich stellte Merz fest: „Dies liegt aber nicht in meiner Hand, sondern das ist Sache der Kanzlerin.“Erneut betonte er, bei einem entspreche­nden Angebot seine berufliche Tätigkeit etwa bei dem Finanzinve­stor Blackrock aufzugeben.

Merz war der früheren saarländis­chen Regierungs­chefin und CDUGeneral­sekretärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r auf dem Parteitag am 7. Dezember in einer Kampfabsti­mmung knapp unterlegen. Merkel hatte nach 18 Jahren als CDU-Vorsitzend­e auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Anhänger von Merz hatten direkt nach der Niederlage einen Wechsel des Kandidaten ins Kabinett ins Gespräch gebracht. So könnten das unzufriede­ne Lager des Sauerlände­rs besänftigt und eine noch tiefere Spaltung der Partei verhindert werden, hieß es als Argument.

In der CDU-Spitze gilt es allerdings als unwahrsche­inlich, dass Merkel Merz – einen ihrer schärfsten Kritiker – in ihr Kabinett holt. In einem Gespräch mit der neuen CDU-Chefin Kramp-Karrenbaue­r habe er sein „Angebot noch einmal erneuert, wirklich mit ganzer Kraft in die Politik zu gehen und dafür auch meine bisherige berufliche Tätigkeit aufzugeben“. Kramp-Karrenbaue­r hatte am Donnerstag mit Merz gesprochen. Merz berichtete von einem guten, vertrauens­vollen Gespräch, zu dem man Vertraulic­hkeit vereinbart habe. Es sei über verschiede­ne Themen gesprochen, aber noch nichts Konkretes vereinbart worden. „Wir sind aber übereingek­ommen, dass wir uns Ende Januar oder Anfang Februar erneut sehen und dann im Lichte der Entwicklun­gen miteinande­r sprechen.“Auf die Frage, wie sehr ihn der Gedanke reize, einmal Kanzler zu werden, antwortet der 63-Jährige ausweichen­d. Er habe sich mit der Frage beschäftig­t, ob er sich den Parteivors­itz zutraue. Diese Frage habe er mit Ja beantworte­t. „Alle anderen Fragen, die sich daraus möglicherw­eise ergeben hätten, hätte ich mir dann gestellt.“

Selbstbewu­sst antwortete Merz auf die Frage, ob er manchmal Angst habe, Erwartunge­n der CDUAnhänge­r zu enttäusche­n. Er sagte: „Nein, ich meine, dass das Bedürfnis großer Teile der Bevölkerun­g, dass mehr wirtschaft­liche Sachkompet­enz in die Politik eingebrach­t und komplexe Sachverhal­te stärker erklärt werden, schon groß ist.“

Die Entscheidu­ng, sich nach der Niederlage nicht ins Parteipräs­idium der CDU wählen zu lassen, verteidigt­e Merz: „Die Besetzung des Präsidiums ist immer eine fein austariert­e Konstrukti­on, bei der die Interessen unterschie­dlicher Landesverb­ände berücksich­tigt werden.“Gerüchte aus dem Kreis seiner Anhänger, nach denen er bei seiner Rede auf dem Parteitag in Hamburg etwa durch ein leiser gedrehtes Mikrofon benachteil­igt worden sei, machte sich Merz nicht zu eigen. „Der Wettbewerb um den CDUVorsitz war fair.“

Selbstkrit­isch räumte Merz zu seinem Auftritt auf dem Parteitag ein: „Aus der Rückschau betrachtet, hätte ich freier sprechen sollen, es lag aber sicher auch an meiner Tagesform, dass die Inhalte nicht optimal rübergekom­men sind.“

Jörg Blank, dpa

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Foto: dpa Selbstbewu­sst auch nach der knappen Niederlage: Friedrich Merz.

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