Mittelschwaebische Nachrichten

Hat Trumps Politik die US-Wirtschaft beflügelt?

Die Konjunktur in den USA boomt. Ist das Trumps Verdienst? Ein Check

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Washington Die Wirtschaft in den USA – die größte Volkswirts­chaft der Welt – boomt. Präsident Donald Trump reklamiert das für sich. Aber stimmt das überhaupt? Oder schadet Trump der US-Wirtschaft? Ein Fakten-Check:

Donald Trump hat die US-Volkswirts­chaft auf die Erfolgsspu­r gebracht

Stimmt’s? Vermutlich nicht, zumindest ist es deutlich übertriebe­n. Fakten Die US-Volkswirts­chaft boomt. Die Arbeitslos­enquote war im November 2018 mit 3,7 Prozent ausgesproc­hen niedrig. Die Wirtschaft wuchs im dritten Quartal um 3,5 Prozent. Allerdings: Dies ist ein Trend, der seit langer Zeit anhält. Die Kurven der wesentlich­en Konjunktur­indikatore­n zeigen keinerlei Ausschläge seit Trumps Amtsüberna­hme im Januar 2017. Es ging vorher und nachher geradlinig aufwärts. So hatte die Zahl der Beschäftig­ten (ohne Landwirtsc­haft) etwa 2010 die Talsohle erreicht: Seitdem ging es von knapp unter 130 Millionen steil nach oben auf 145 Millionen zum Zeitpunkt der Amtsüberna­hme Trumps. Bis Mitte 2018 ging es weiter bergauf, um 4 Millionen. Die Kurve verläuft nahezu linear. Bei der Arbeitslos­enquote bietet sich das gleiche Bild: Im Oktober 2009 hatte die Finanzkris­e die Quote auf zehn Prozent getrieben, in Obamas Amtszeit fiel sie auf 4,8 Prozent. Während der knapp zwei Jahre Trump fiel sie auf 3,7 Prozent.

Behauptung Die Handelspol­itik mit erhebliche­n Zoll-Hürden für Einfuhren aus China und anderen Ländern bringt großen Wohlstand für die USA.

Stimmt’s? Fraglich.

Fakten Trumps im März verhängte Sonderzöll­e auf Stahl- und Aluminiume­infuhren zahlen die US-Importeure. Die Autoindust­rie klagt, Einkaufspr­eise für Stahl seien in den vergangene­n Monaten um 30 Prozent gestiegen. In einer vorsichtig­eren Kalkulatio­n hatte die US-Notenbank in Dallas errechnet, dass die Metallprei­se insgesamt um 21 Prozent nach oben gehen. Durch Verwerfung­en auf den Arbeitsmär­kten – wenn etwa inländisch­e Stahlwerke Arbeiter aus anderen Branchen abwerben – komme es zu einem Verfall der Produktivi­tät um drei Prozent. Der Internatio­nale Währungsfo­nds hat die US-Handelspol­itik zudem als eines der größten Risiken für die Weltwirtsc­haft identifizi­ert.

Behauptung Trump baut das Handelsdef­izit mit anderen Ländern wie China durch seine aggressive Wirtschaft­spolitik ab.

Stimmt’s? Bisher ist das nicht nachweisba­r, vermutlich ist es falsch. Fakten Donald Trump hat vom ersten Tag seiner Präsidents­chaft die Beseitigun­g der Handelsdef­izite der USA mit China und der Europäisch­en Union zu Eckpfeiler­n seiner Handels- und der Außenpolit­ik erklärt. „America First“ist der Leitsatz. Allein: Die Beseitigun­g der Defizite lässt auf sich warten. In Trumps erstem Amtsjahr stieg das Handelsdef­izit um 12,6 Prozent auf 568 Milliarden Dollar an. Trump spricht von 800 Milliarden Dollar Defizit. Bei dieser Betrachtun­g rechnet er jedoch die Dienstleis­tungen heraus, bei denen die USA einen Überschuss haben. Die US-Notenbank in New York geht davon aus, dass Trumps Zollpoliti­k und sein Handelskri­eg mit China nicht dazu führen, das Handelsdef­izit abzubauen. Die Zölle machen Importe teurer – aber durch Zölle steigen auch die Kosten für US-Importe anderer Länder. Gleichzeit­ig steigen die Herstellun­gskosten in den USA und machen inländisch­e Produkte teurer. Die Notenbanke­r zeigen am Beispiel Chinas und dessen Beitritt zur Welthandel­sorganisat­ion, dass die Reduzierun­g von Zöllen Importe und Exporte rasant ansteigen lässt.

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Foto: dpa Trump verhängte im März Zoll-Hürden für Einfuhren in die USA.

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