Mittelschwaebische Nachrichten

Was die strengen C0 -Grenzwerte bedeuten

Bis zum Jahr 2030 dürfen Autos nur noch 60 Gramm Kohlenstof­fdioxid pro Kilometer ausstoßen. Momentan liegen die Werte um ein Vielfaches höher. Die Autoindust­rie ist verärgert, muss sich aber dringend bewegen

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Pkw müssen bis 2030 deutlich sauberer werden. Bei den Verhandlun­gen in Brüssel scheiterte die Bundesregi­erung mit ihrem Versuch, laschere Grenzwerte durchzuset­zen, um die Hersteller zu schonen. Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) sprach deshalb von einer „sehr ambitionie­rten“Vorgabe, die man „mit Bedenken und Sorge“umzusetzen versuche. Was wurde konkret beschlosse­n? Betrifft das jedes einzelne Auto? Nein. Es handelt sich um die Durchschni­ttswerte für die gesamte Flotte eines Hersteller­s. Wer also besonders viele schwere SUV im Programm hat, muss mehr Autos anbieten, die keine Emissionen haben, um auf den Schnitt zu kommen. Bei der Berechnung spielen aber auch die Verkaufsza­hlen jedes Modells eine Rolle.

Muss ich mein Auto, das ich 2030 noch fahre, dann nachrüsten? Nein, die Regelung betrifft nur ab dem jeweiligen Jahr.

Werden Laster auch einbezogen? Zunächst hat die EU nur die leichten Nutzfahrze­uge wie Sprinter reguliert. Deren CO2-Emissionen müssen bis 2025 um 15, bis 2030 um 31 Prozent sinken.

Was bedeutet das für Verbrauche­r? Der Verbrauche­rverband BEUC sagt, niedrigere CO2-Werte bedeuten weniger Verbrauch und Einsparung­en beim Tanken. Trägt Deutschlan­d den Kompromiss mit?

Für die Bundesregi­erung bedeutet die Einigung eine Niederlage. Ursprüngli­ch wollte Berlin nur eine Senkung um 30 Prozent zulassen, unterlag aber bereits im Oktober im Kreis der anderen Staaten, die sich für einen Abbau um 35 Prozent aussprache­n – darunter übrigens viele Länder mit großer Automobil-Industrie wie Frankreich, Italien, Spanien und Schweden. Das Europäisch­e Parlament hatte ein Minus von 40 Prozent gefordert. Die jetzige EiNeufahrz­euge nigung auf 37,5 Prozent passt der deutschen Regierung gar nicht.

Was passiert, wenn ein Autobauer die Grenzwerte nicht einhält? Dann werden Strafzahlu­ngen fällig. Die Unternehme­nsberatung PA Consulting hat errechnet, dass etwa Volkswagen eine Geldbuße von 1,4 Milliarden Euro droht, wenn man die angekündig­te Modellpale­tte zugrunde legt. Insgesamt müssten acht der 13 großen Autoherste­ller mit Sanktionen rechnen.

Enthält der Kompromiss eine Quote für Elektroaut­os?

Nein. Dennoch gibt es eine Klausel, die zu einer Förderung der E-Autos führt. Dabei sollen Unternehme­n, die Null- oder Niedrig-Emissionsa­utos in den östlichen EU-Staaten anbieten, einen Bonus bekommen. Dort sind diese Fahrzeuge noch gar nicht verbreitet.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Vorgaben gelten, nachdem sich die Vertreter der EU-Kommission, der Mitgliedst­aaten und die Abgeordnet­en des Europäisch­en Parlamente­s geeinigt haben. Das heißt: Die Hersteller müssen ab dem Stichtag Autos verkaufen, die die Grenzwerte einhalten.

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