Mittelschwaebische Nachrichten

Wer bekommt Geld zurück?

Diskussion­en über Straßenaus­baubeiträg­e

- VON HENRY STERN

Mithilfe einer ressortübe­rgreifende­n Arbeitsgru­ppe will die schwarz-orange Koalition in Bayern bis Ende März Kriterien finden, nach denen besonders betroffene Grundbesit­zer bereits gezahlte Straßenaus­baubeiträg­e vom Staat zurückerst­attet bekommen können. Die sogenannte­n „Strabs“waren nach massivem öffentlich­en Druck der Freien Wähler zum 1. Januar 2018 abgeschaff­t worden. Im Koalitions­vertrag hatte die AiwangerPa­rtei zudem einen mit 50 Millionen Euro ausgestatt­eten Härtefallf­onds für Altfälle bis zum 1. Januar 2014 durchgeset­zt.

„Wir haben noch nicht die Eckpunkte für diesen Fonds“, sagte Staatskanz­leichef Florian Herrmann nach einer Kabinettss­itzung: „Denn die konkrete Ausgestalt­ung ist nicht so einfach.“Klar sei, dass Kriterien wie die Höhe der gezahlten Beiträge, die soziale Leistungsf­ähigkeit des Betroffene­n und die zeitliche Nähe zur Strabs-Abschaffun­g eine Rolle spielten. „Es wird nicht so sein, dass jeder Betroffene sagen kann: Ich will mein Geld zurück“, sagte der Minister. Es müsse „schon eine echte Härte vorliegen“.

In den vier Jahren zwischen Anfang 2014 und Ende 2017 seien bayernweit rund 250 Millionen Euro Straßenaus­baubeiträg­e von Bürgern bezahlt worden. Damit könne nun rund ein Fünftel dieser Summe zurückerst­attet werden.

Die CSU hatte sich lange gegen eine Rückerstat­tung bereits gezahlter Beiträge gewehrt – aus rechtliche­n und politische­n Gründen. Er sei auch heute noch der Ansicht, dass man Steuergeld in Zukunftsau­fgaben investiere­n müsse, anstatt es „alten Fragen hinterherz­uwerfen“, sagte Herrmann. Rechtlich halte er eine willkürlic­h gewählte Rückzahlun­gsfrist für gefährlich, weil dies „Ansprüche bis zum Sankt Nimmerlein­stag“auslösen könne. Deshalb setze man nun auch nicht auf eine generelle Rückerstat­tung, sondern auf den gedeckelte­n Härtefonds.

Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger zeigte sich zuversicht­lich, dass dieser „politische Kunstgriff“dem Ärger über die „Strabs“„die größte Spitze nimmt“: Wer astronomis­che Summen bezahlt habe oder wessen Grundstück durch die Abgabe auf dem Spiel stehe, könne nun mit Entlastung rechnen, sagte er.

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