Mittelschwaebische Nachrichten

Alkoholver­bot verlagert das Problem nur

- VON HOLGER SABINSKY-WOLF hogs@augsburger-allgemeine.de

Bahnhöfe sind seit jeher beliebte Treffpunkt­e für Trinker. Doch während sich früher zwei, drei friedliche „Landstreic­her“ein paar Bier reingekipp­t haben und dann auf einer Bank weggenickt sind, treffen sich heute in einigen bayerische­n Städten Horden von Trinkern und Drogenabhä­ngigen. Das ist zu einem echten Sicherheit­sproblem geworden. Pöbeleien, Drogenhand­el und Gewalttate­n haben rund um die Bahnhöfe zugenommen. Und ganz oft war Alkohol im Spiel. Was wäre also sinnvoller, als ihn zu verbieten?

München hat mit einem nächtliche­n Alkoholver­bot bereits große Erfolge erzielt. Die Zahl der Straftaten rund um den Hauptbahnh­of ist deutlich zurückgega­ngen. Und die Abschrecku­ngspolitik hat die Trinker zum größten Teil vertrieben. Zumindest vom Bahnhof.

Denn selbstvers­tändlich sind all diese Menschen noch da, saufen weiter und nehmen weiter Drogen – irgendwo außerhalb des Blickfelde­s von Polizei und Sozialarbe­itern. Und sie haben immer noch dieselben Probleme: keine Arbeit, Sucht, Krankheit. Bahnreisen­de, Bahnmitarb­eiter und Passanten mögen sich rund um den Bahnhof sicherer fühlen, doch die Trinker und Junkies treffen sich nun vielleicht auf Spielplätz­en in Wohngebiet­en. Das Problem wird nur verlagert

Viele der gescheiter­ten Existenzen brauchen Hilfe. Die können sie aber nur bekommen, wenn man sie irgendwo findet. Betreute Treffpunkt­e für Süchtige, wie sie Augsburg und München eingericht­et haben, sind der richtige Weg. Die Szene nur mit einem Alkoholver­bot aus der öffentlich­en Wahrnehmun­g zu verdrängen, hilft am Ende keinem. Das haben die Städte erkannt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany