Mittelschwaebische Nachrichten
Natur ohne Gift
Mehr Kommunen verzichten auf Pestizide
Berlin Die Zahl der pestizidfreien Kommunen hat sich nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im vergangenen Jahr mehr als verfünffacht. Verzichteten im Dezember 2017 deutschlandweit 90 Städte und Gemeinden bei der Pflege ihrer Frei- und Grünflächen auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, sind es aktuell mehr als 460, wie der BUND am Dienstag in Berlin mitteilte.
In Bayern zählt die BUND-Expertin und Leiterin des Projektes „Pestizidfreie Kommune“, Corinna Hölzel, etwa 60 pestizidfreie Kommunen. Allerdings seien beim BUND nur die Gemeinden registriert, die sich auch aktiv melden würden. „Es gibt sicher zusätzlich Städte und Gemeinden, die das einfach machen“, sagt Hölzel. Generell seien Orte im Freistaat „rege“beim Naturschutz, zum Beispiel in den Bemühungen, Wildblumen anzusäen. Ihr Verband verzeichnet pestizidfreie Kommunen seit Anfang Dezember 2017 in einer interaktiven OnlineKarte – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, weil eben nicht alle Kommunen ihr Engagement öffentlich machen. Hölzel betont die Bedeutung des Verzichts auf Chemie für den Insektenschutz. Viele Kommunalpolitiker wollten etwas gegen das Insektensterben tun, erklärt sie: „Sie nehmen ihre große Verantwortung für Mensch und Umwelt ernst und verbieten den Einsatz von Pestiziden auf ihren Flächen.“
Chemisch-synthetische Pestizide zur Bekämpfung von Beikräutern oder unerwünschten Insekten töten laut BUND häufig auch Nutztiere wie Bienen und Schmetterlinge oder Wildkräuter, die wiederum anderen Insekten als Nahrung dienen. Dadurch gefährde das Insektensterben andere Tierarten und beeinträchtige auch die Lebensmittelproduktion für den Menschen, so der Verband. Hölzel betonte, rund zwei Drittel der Kulturpflanzen seien auf natürliche Bestäuber wie Bienen angewiesen.
Zudem dienten Städte heute unter anderem als Spielplatz, Erholungsort oder Produktionsstätte für Lebensmittel. „Gifte haben in dieser Umgebung nichts zu suchen“, erklärt die Expertin.