Mittelschwaebische Nachrichten

Jungem Mehrfach-Täter droht längere Gefängniss­trafe

22-Jähriger baut ohne Führersche­in einen Unfall und flüchtet. Warum er immer wieder Ärger mit der Justiz hat

- VON WOLFGANG KAHLER

Günzburg Fast auf den Tag genau vor einem Jahr krachte es in Dürrlauing­en: im Zaun eines Anwesens endete ein BMW mit einem Totalschad­en, zwei Personen wurden verletzt. So gesehen nichts Besonderes. Aber dieser Unfall hatte jetzt ein Nachspiel beim Amtsgerich­t. Das brachte dem 22-Jährigen, der am Steuer gesessen hatte, einen neunmonati­gen Knastaufen­thalt ein. Ein heute 19-jähriger Mitangekla­gter, dem das Auto gehörte, kam mit einer Geldauflag­e davon.

Die Umstände des Crashs in Dürrlauing­en waren alles andere als normal. Der junge Fahrer aus dem östlichen Landkreis hatte keinen Führersche­in, am nicht zugelassen­en BMW waren entstempel­te Kennzeiche­n eines anderen Wagens angebracht, und nach dem Unfall durch überhöhte Geschwindi­gkeit machte sich der 22-Jährige vom Acker. Die Staatsanwa­ltschaft warf den beiden Angeklagte­n eine ganze Latte von Delikten vor: Fahrlässig­e Körperverl­etzung, Fahren ohne Fahrerlaub­nis, Fahrerfluc­ht, Kennzeiche­nmissbrauc­h und Zulassen des Fahrens ohne Fahrerlaub­nis. Jugendrich­ter Daniel Theurer hatte sieben Zeugen geladen, dazu einen Bewährungs­helfer und den Vertreter der Jugendgeri­chtshilfe.

Noch vor dem Einstieg in die Beweisaufn­ahme regte Anwalt Alexander Grob, der den 22-Jährigen vertrat, ein Rechtsgesp­räch mit Richter und Staatsanwä­ltin an, in dem es vor allem um die strafrecht­lichen Konsequenz­en für seinen Mandanten gehen sollte.

Doch angesichts einer beachtlich­en Vorstrafen­liste des Hauptangek­lagten hielt der Richter dies für nicht sinnvoll.

Aussagen über die Hintergrün­de der Unfallfahr­t wollte keiner der beiden Angeklagte­n machen, aber ihre Verteidige­r Grob und Matthias Eggert erklärten nach kurzer Absprache mit ihren Mandanten, dass sie alle Vorwürfe einräumten. Das Verfahren wurde dadurch erheblich abgekürzt, fünf von sechs Zeugen wurden entlassen. Der siebte, ein Autohändle­r, der dem 19-Jährigen den BMW verkauft hatte, war erst gar nicht vor Gericht erschienen. 300 Euro Geldstrafe beziehungs­weise einen Tag Ordnungsha­ft war die Quittung.

So günstig kam der 22-Jährige nicht davon.

Er muss neun Monate hinter Gitter. Damit folgte Richter Theurer dem Antrag der Staatsanwä­ltin.

Die Strafe kam nicht von ungefähr. Der junge Mann hatte schon seit sechs Jahren wegen mehrerer nicht nur kleinerer Delikte immer wieder Ärger mit der Justiz, unter anderem wegen Fahren ohne Führersche­in und Diebstahl. Erst 2016 bekam er vom Günzburger Gericht eine Jugendstra­fe von zwei Jahren und sechs Monaten mit Bewährung aufgebrumm­t.

Obwohl der junge Mann ein Geständnis abgelegt und einen Arbeitspla­tz zu verlieren hat, sahen Richter Theurer und die Staatsanwä­ltin keine günstige Sozialprog­nose, da der 22-Jährige den Unfall unter offener Bewährung verursacht hatte. Das brachte ihm zusätzlich zur noch offenen Reststrafe von fast einem Jahr weitere neun Monate Haft ein.

Anwalt Grob hatte die Freiheitss­trafe zwar akzeptiert, aber auf maximal sechs Monate auf Bewährung plädiert. Der 19-Jährige, der den Freund ans Steuer gelassen hatte, kam mit einer Verwarnung und einer Geldauflag­e von 800 Euro zugunsten des Kinderschu­tzbundes davon. Außerdem muss er einen sozialen Trainingsk­urs absolviere­n. Sollte er nicht zahlen oder den Kurs nicht durchziehe­n, drohen ihm Jugendarre­st, warnte ihn Richter Theurer.

Ob der 22-jährige Kumpel mehrere Monate hinter Gitter muss, blieb fraglich, da Anwalt Grob sich Rechtsmitt­el gegen das Urteil vorbehielt.

Symbolfoto: foe

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany