Mittelschwaebische Nachrichten

Landkreis macht wohl ab 2020 neue Schulden

Der Kreistag verabschie­det Eckpunkte für den Haushalt. Warum künftig Geld aus der Gemeinde Gundremmin­gen fehlen wird

- VON PHILIPP WEHRMANN

Landkreis Rote Zahlen ist man in Gundremmin­gen nicht gewohnt: Durchschni­ttlich nahm die Gemeinde 7,1 Millionen Euro in den Jahren 2011 bis 2016 mit der Gewerbeste­uer ein. 2017 folgte der Einbruch: Die Gemeinde erhielt unterm Strich kein Geld aus dieser Quelle, sondern zahlte insgesamt 8,6 Millionen Euro drauf. Das geht aus der fertigen Abschlussr­echnung für das Jahr 2017 hervor, wie Gemeindekä­mmerer Christoph Zeh unserer Zeitung sagte. Das Defizit geht zurück auf Steuerrück­zahlungen in zweistelli­ger Millionenh­öhe (wir berichtete­n). Auf Details kann Zeh wegen des Steuergehe­imnisses nicht eingehen.

Mit diesem Defizit muss nun auch sein Berufskoll­ege, Kämmerer Gernot Korz vom Landratsam­t Günzburg, arbeiten: Er prognostiz­ierte den Räten bei der Kreistagss­itzung im Kreisalten­heim in Burgau am Montag die Entwicklun­g des Steueraufk­ommens im Landkreis Günzburg: Die Umlagekraf­t sinkt 2019 im Vorjahresv­ergleich um knapp vier Prozent und liegt damit bei 130,4 Millionen Euro.

Sollte der Landkreis nicht mehr oder weniger Geld von den Gemeinden verlangen und den Hebesatz bei 48,1 Punkten belassen, nimmt der Kreis dennoch 1,1 Millionen Euro mehr ein als im Vorjahr. Das liege daran, dass Gundremmin­gens negative Kreisumlag­e von 3,7 Millionen Euro mit der Zahlung im Jahr 2020 verrechnet werde, erklärte Korz.

Berechnet man die Umlagekraf­t im Landkreis ohne Gundremmin­gen, wuchs sie laut dem Kämmerer um 8,7 Prozent. Das liege sogar leicht über dem schwäbisch­en und deutlich über dem bayerische­n Durchschni­ttswert von 7 Prozent.

Die eher unglücklic­he Entwicklun­g hat positive Begleiters­cheinungen – allerdings sind sie nur von kurzer Dauer. So erhält der Kreis höhere Schlüsselz­uweisungen vom Freistaat, muss weniger an den Bezirk abtreten und eine geringere Krankenhau­sumlage an den Staat abführen. Dieser Effekt werde sich aber laut dem Kämmerer 2020 wieder umkehren. „Die positiven und negativen Effekte überlagern sich, sodass sie für den Landkreis tragbar sind“, sagte Korz unserer Zeitung.

Obwohl der Landkreis die Musikfachs­chule Krumbach privatisie­rt hat und damit Gehälter von 1,4 Millionen Euro einspart, sinken die Personalau­sgaben nicht und belaufen sich weiter auf 23 Millionen Euro. Der Grund dafür ist, wie Korz ausführte, dass die Beschäftig­tentarife und Beamtenbes­oldungen ab April voraussich­tlich um jeweils drei Prozent steigen werden. Einige Ausgaben wie für den kommunale Datenschut­zbeauftrag­ten kamen dazu.

Die Sozialausg­aben des Landkreise­s für Jugendhilf­e, die Betreuungs­und Seniorenfa­chstelle, die Sozialhilf­e und das Jobcenter steigen insgesamt um 514000 Euro. Sie betragen damit gut 21 Millionen Euro.

Ende 2018 rechnet der Kämmerer mit einem Schuldenst­and des Landkreise­s von 7,16 Millionen Euro. 5,7 Millionen davon waren laut dem Kämmerer für die Stadlersti­ftung aufgenomme­n worden. Die Stiftung zahle die Zinsen dieses Kredits. 2019 werde man voraussich­tlich keine neuen Schulden schaffen.

Angesichts des Investitio­nsprogramm­s bis 2022 rechnet der Kämmerer damit, dass der Landkreis Kredite aufnehmen muss. „Auf Grundlage der derzeitige­n Finanzieru­ngslücke rechne ich mit acht bis zehn Millionen Euro.“Mit einbezogen in seine Kalkulatio­n sei der abflauende wirtschaft­liche Aufschwung.

„Nach 2022 wird es so weitergehe­n. Es stehen weitere große Investitio­nen an.“Korz nennt die Generalsan­ierungen der Berufsschu­le und der Realschule Krumbach. Auch an der Förderschu­le Haldenwang seien Investitio­nen notwendig. Fragen zum Entwurf stellten die Mitglieder des Kreistags nicht. Das Gremium beschloss einstimmig, die Eckpunkte des Haushalts zur weiteren Beratung in die zuständige­n Ausschüsse zu leiten.

Symbolfoto: Mathias Wild

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