Mittelschwaebische Nachrichten
Ihre Weiterbildung bringt auch Patienten weiter
Teilnehmer aus Krankenhäusern im Landkreis haben sich zur Fachpflegekraft für Intensivmedizin und Anästhesie weiterbilden lassen. Was sie jetzt leisten können – und warum Ärzte ihre Arbeit besonders schätzen
Von der Weiterbildung zur Fachpflegekraft für Intensivmedizin und Anästhesie profitieren nicht nur die sieben Mitarbeiter der Kreiskliniken Günzburg-Krumbach, die jetzt nach zweijähriger berufsbegleitender Weiterbildung erfolgreich ihre Prüfungen abgelegt haben. Ihr vertieftes Wissen kommt den schwer kranken Patienten zugute, die intensive medizinische Versorgung und Pflege benötigen. Fachkrankenpfleger für Intensivmedizin und Anästhesie sind speziell geschult, um Patienten in schwierigen Situationen oder nach komplizierten Eingriffen medizinisch umfassend zu überwachen, sie erkennen Komplikationen frühzeitig und tragen dazu bei, dass der Genesungsprozess der Patienten schon auf der Intensivstation gut in Gang kommt.
Dazu brauchen sie nicht nur das Krankenpflege-Examen und mindestens ein halbes Jahr Berufserfahrung in den Bereichen Intensivstation oder Anästhesie als Grundlage. Berufsbegleitend sind innerhalb von zwei Jahren nicht weniger als 720 Stunden Unterricht mit fünf Modulprüfungen, mindestens 500 Praxisstunden in der Anästhesie und der Intensivmedizin sowie eine mündliche und jeweils eine praktische Ab- schlussprüfung in den Fachbereichen zu absolvieren.
In keinem anderen Bereich sei die Zusammenarbeit von Pflegekräften und Medizinern so eng wie in der Anästhesie und auf den Intensivstationen, sagt Rainer Heubach, Leiter der Fachweiterbildung an den Kreiskliniken Günzburg-Krumbach. Die Fachpflegekräfte brauchen besonders vertiefte Kenntnisse in der Pharmakologie und in der Hygiene, sie müssen ihre Patienten engmaschig und aufmerksam beobachten und begleiten, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Dank der Weiterbildung können Fachpflegekräfte präventiv tätig werden oder Maßnahmen durchführen, die verhindern sollen, dass Patienten Komplikationen erleiden. Ein zertifizierter ReanimationsKurs ist fester Bestandteil des Weiterbildungsprogramms. Die Fachpflegekräfte sind außerdem mit der anspruchsvollen technischen Ausstattung auf Intensivstationen und im Anästhesie-Bereich vertraut.
Um all diese Kenntnisse und Fertigkeiten zu erwerben, werden die Kursteilnehmer bei ihrer Weiterbildung von geschulten Praxisanleitern begleitet. Den Kursteilnehmern aus den Kreiskliniken standen während der zweijährigen Weiterbildung vier Praxisanleiter in Günzburg und zwei in Krumbach zur Seite. Für die Kreiskliniken erfordere die Fachweiterbildung einen hohen organisatorischen und finanziellen Aufwand, sagt Rainer Heubach, der die organisatorische und inhaltliche Verantwortung trägt. Aber sie sei unverzichtbar und grundlegend für die Gewinnung von neuen Mitarbeitern im Intensivbereich.
Zusammen mit drei Pflegekräften der Klinik Günzburg und vier Pflegekräften der Klinik Krumbach sowie fünf Pflegekräften des Bezirkskrankenhauses Günzburg und zwei Pflegekräften der Kreiskliniken Dillingen haben weitere zehn Teilnehmer die Weiterbildung zur Fachpflegekraft für Intensivmedizin und Anästhesie erfolgreich abgeschlossen.
Dass der neue Kurs, der am 1. Januar startet, mit 29 Teilnehmern noch stärker belegt ist, freut Heubach ebenso wie die pädagogische Leitung Beatrice Stöckle (BKH Günzburg) und Dr. Elfriede Böck (Klinik Krumbach). „Der Markt an qualifizierten Fachkräften ist komplett leer gefegt“, sagt Heubach. Die Fachweiterbildung, welche die vier Kliniken im Verbund anbieten, sieht er als wichtigen Baustein für eine gute Personalpolitik und ebenso als wesentlich für die Berufszufriedenheit der Pflegekräfte. Die Krankenhäuser in Wertingen, NeuUlm, Weißenhorn, Mindelheim und Ottobeuren und das Bundeswehrkrankenhaus in Ulm haben bisher ebenfalls ihren Mitarbeitern die Teilnahme am Fachkurs ermöglicht. Ab 2019 nutzen auch das Klinikum Heidenheim, die Fachklinik Ichenhausen und das Therapiezentrum Burgau dieses Angebot. (zg)