Mittelschwaebische Nachrichten

Nuxit: Kreisbürge­rmeister beziehen Stellung

Fast alle Vertreter des Gemeindeta­gs lehnen in einem Brief an Söder die Kreisfreih­eit ab

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Jetzt beziehen die Landkreis-Bürgermeis­ter offiziell Stellung gegen den Nuxit, zumindest die meisten von ihnen: Der Kreisverba­nd Neu-Ulm des Bayerische­n Gemeindeta­gs hat den Bestrebung­en Neu-Ulms auf Kreisfreih­eit in einem Brief an Ministerpr­äsident Markus Söder eine Absage erteilt. Sie fürchten vor allem, dass der Ausstieg für alle teuer werden würde.

Die Bürgermeis­ter hatten lange geschwiege­n oder sich zumindest zurückhalt­end geäußert. Josef Walz, Pfaffenhof­er Schultes und Kreisvorsi­tzender des Gemeindeta­gs, begründete das am Dienstag mit dem „Respekt vor der kommunalen Selbstverw­altung“. Doch nun hat die Angelegenh­eit mächtig Fahrt aufgenomme­n und auch die Gemeindech­efs werden häufig auf die Angelegenh­eit angesproch­en, wie der Nersinger Bürgermeis­ter Erich Winkler sagte, der auch stellvertr­etender Kreisverba­ndsvorsitz­ender ist. Davor habe man halt mit „angezogene­r Handbremse“agiert, doch die Menschen wollten, dass sich die Bürgermeis­ter positionie­ren.

Das haben sie nun getan: Am 10. Dezember trafen sich die Vertreter des hiesigen Gemeindeta­ges, hörten die Argumente des Neu-Ulmer Oberbürger­meisters Gerold Noerenberg und des Landrates Thorsten Freudenber­ger an. Danach wurde der Brief an Söder zusammen mit einigen Argumenten gegen den Nuxit abgesegnet. Die Mehrzahl der Bürgermeis­ter stimmte laut Walz dafür, OB Noerenberg war vorzeitig wegen eines Termins gegangen. Lediglich Jürgen Eisen aus Illertisse­n und Wolfgang Höß aus Altenstadt unterstütz­ten das Schreiben nicht.

In dem Brief heißt es wörtlich: „Wir sehen keine Veranlassu­ng, die erfreulich­e Entwicklun­g des Landkreise­s sowie der Großen Kreisstadt Neu-Ulm und aller weiterer Kommunen durch eine mutmaßlich teure, lähmende und langwierig­e Verwaltung­sreform zu gefährden.“Das Hauptargum­ent: Die von den Kommunen zu zahlende Kreisumlag­e könnte dauerhaft steigen, wenn die finanzstar­ke Stadt Neu-Ulm als größter Geldgeber wegfällt. Damit der Landkreis leistungsf­ähig bleibt, müsste er sich an den verblieben­en Städten, Märkten und Gemeinden schadlos halten und die Abgabe nach oben schrauben. Das wiederum würde den finanziell­en Spielraum der Orte massiv einschränk­en, fürchten die Bürgermeis­ter. In ihrer Stellungna­hme an den Ministerpr­äsidenten kritisiere­n die Gemeindeta­gs-Vertreter, dass durch den Nuxit Doppelstru­kturen in den Verwaltung­en von Kreis und Stadt aufgebaut würden, die vor allem Geld kosten. Schließlic­h müsste ein kreisfreie­s Neu-Ulm die gleichen Aufgaben übernehmen wie der Landkreis und dafür die entspreche­nden Verwaltung­seinheiten aufbauen. „Es wird infrage gestellt, ob beim Ausscheide­n der Stadt Neu-Ulm aus dem Landkreis Neu-Ulm die Erfüllung der kommunalen Aufgaben verbessert wird. Zumindest muss dabei das Gebot der Wirtschaft­lichkeit und Sparsamkei­t beachtet werden.“Die Kommunen befürchten „mehr Aufwand, ohne dass ein Mehrwert für die Bürger sowohl in der Stadt Neu-Ulm sowie auch im möglichen Restlandkr­eis entsteht.“Die zuständige­n Stellen sowie der Landtag sollten nach dem Willen des Gemeindeta­gs sämtliche Berechnung­en zu Kosten und Nutzen eines Nuxit von einem externen Gutachter prüfen lassen. (hip)

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