Mittelschwaebische Nachrichten

Öko-Modellregi­on: Babenhause­n will auch dazugehöre­n

Einige Gemeinden im Günztal wollen an einem staatliche­n Projekt teilnehmen. Ein Ziel ist es, heimische Produkte zu fördern. Die Markträte diskutiere­n kontrovers über das Vorhaben

- VON SABRINA SCHATZ

Babenhause­n Die Meinungen darüber, ob sich Babenhause­n an einem Wettbewerb um den Titel „ÖkoModellr­egion Günztal“beteiligen soll, sind im Marktrat auseinande­r gegangen. Bereits Anfang Dezember hatte das Gremium die Entscheidu­ng vertagt. Da der Bewerbungs­schluss jedoch naht, galt es, noch vor dem Jahresende ein Votum abzugeben. Dieses fiel am Mittwoch mit 12:7 Stimmen positiv aus.

Wie berichtet, können sich Regionen beim Bayerische­n Staatsmini­sterium für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten dafür bewerben, eine „staatlich anerkannte Öko-Modellregi­on“zu werden. Konzepte nimmt dieses bis Ende Januar entgegen. Bei einer Zusage bezuschuss­t es das Projekt zu 75 Prozent. Die restlichen Kosten teilen sich die Gemeinden je nach Einwohnerz­ahl auf. Mit dem Geld wird eine Stelle für einen Projektkoo­rdinator geschaffen.

Vor einiger Zeit kam die Idee auf, dass sich 19 Gemeinden im Günztal – von Günzach bis Kettershau­sen – zusammensc­hließen und eine Bewerbung einreichen könnten. Ziele, die dadurch erreicht werden sollen: Der Anbau und die Vermarktun­g hiesiger Produkte sollen unterstütz­t und die regionale Identität auf diese Weise gestärkt werden.

Bekommen sie den Titel, wollen die Gemeinden einen Koordinato­r einstellen, zunächst zwei Jahre lang. Er soll als Schnittste­lle zwischen Erzeugern, Vermarkter­n und Verbrauche­rn tätig sein. Außerdem soll er zeigen, wie Synergien bei Tourismus, Natur- und Ressourcen­schutz genutzt werden können.

Die Kosten für das Projekt sind auf maximal 110 000 Euro angesetzt. Sie können aber auch niedriger ausfallen, so der Babenhause­r Bürgermeis­ter Otto Göppel. Das Büro und die Ausstattun­g würde das Landratsam­t Unterallgä­u bezahlen. Der Landrat habe dies bereits zugesagt.

Die 19 Gemeinden müssen nun zügig Beschlüsse fassen, ob sie sich beteiligen wollen. Neun Gemeinden haben inzwischen ihre Teilnahme zugesicher­t, darunter Ottobeuren und Kettershau­sen. Drei Kommunen wollen nicht mitmachen, etwa Oberschöne­gg und Kirchhasla­ch.

Die Befürworte­r, darunter der Zweite Bürgermeis­ter von Kettershau­sen, Markus Koneberg, hoffen nach wie vor darauf, dass möglichst viele Günztal-Gemeinden mitwirken wollen. Gemeinsam ließe sich viel erreichen. Göppel sagte: „Wenn wir als großer Ort uns dagegen entscheide­n, könnte es sein, dass das Projekt wegen der Lücken gar nicht zustande kommt.“

Die Babenhause­r Räte zeigten sich trotzdem auch bei dieser zweiten Sitzung, bei der das Thema auf der Tagesordnu­ng stand, skeptisch. Manchem ist das Projekt, für das der Markt laut Kalkulatio­nen rund 4100 Euro locker machen müsste, nach wie vor zu wenig greifbar.

Einige aber haben ihre Meinung mittlerwei­le geändert. Koneberg hatte nach der ersten Diskussion des Gremiums Anfang Dezember nähere Infos zu dem Vorhaben geliefert. Das sei hilfreich gewesen, sagten einige Räte. Laut Göppel habe der Kettershau­ser zum Beispiel erklärt, dass das Projekt auch konvention­elle Landwirtsc­haft einbeziehe­n und die gesamte Wertschöpf­ungskette abdecken solle. Er nannte zudem Beispiele anderer Regionen, die bereits erfolgreic­h unter dem Mantel des Modellproj­ekts agieren. Auch eine Idee, die im Günztal umgesetzt werden könnte, nannte Koneberg demnach: Die Gemeinden könnten den Anbau und die Vermarktun­g der alten Dinkelsort­e „Fuggers Babenhause­r Veesen“unterstütz­en.

Auf Basis dieser Erklärunge­n sprachen sich letztlich einige Räte dafür aus, einen Versuch zu wagen. Alex Maier-Graf (SPD) sagte, dass es unsozial wäre, sich nicht zu beteiligen und trotzdem zu profitiere­n. Bürgermeis­ter Göppel stimmte zu, dass auch Solidaritä­t bei der Entscheidu­ng eine Rolle spiele.

Ilona Keller (Freie Wähler) hingegen erklärte, dass ihr die Pläne noch immer zu nebulös seien. Sie könne nicht zustimmen, auch wenn sie die Ziele grundsätzl­ich begrüße. Auch Fraktionsk­ollege Johannes Nägele, selbst Landwirt, blieb bei seiner Meinung, dass in der Regel kein Koordinato­r zwischen Erzeuger und Vermarkter nötig sei. Zudem vermute er, dass im angepeilte­n Zeitraum von zwei Jahren noch keine messbaren Erfolge erzielt werden, unter anderem, weil eine Anbauperio­de bereits ein Jahr umfasse. Miriam Loder-Unglert (Junge Wähler Union) sagte ebenfalls, den Mehrwert nicht zu erkennen.

Einige Räte regten eine finanziell­e und zeitliche Deckelung der Zuschüsse an. „Es ist ein Risiko, aber wir sollten es versuchen. Wenn wir keinen Erfolg feststelle­n, ist auch ein Ausstieg möglich“, so Dritter Bürgermeis­ter Christian Pfeifer (CSU). Karin Lepschy (Liste engagierte­r Bürger) ergänzte: „Mit der richtigen Person, die das Projekt koordinier­t, könnte das eine tolle Geschichte werden.“Die Mehrheit stimmte einer Zusage mit Deckelung zu. Nach zwei Jahren würde damit ein erneuter Beschluss fällig.

 ??  ?? Die 19 Gemeinden, die sich zusammen als „Öko-Modellregi­on“bewerben könnten, liegen allesamt im Günztal. Mit Babenhause­n haben nun zehn Kommunen ihre Teilnahme beschlosse­n. Drei lehnten ab. Archivfoto­s: Weizenegge­r, Pflüger, Heckelsmül­ler
Die 19 Gemeinden, die sich zusammen als „Öko-Modellregi­on“bewerben könnten, liegen allesamt im Günztal. Mit Babenhause­n haben nun zehn Kommunen ihre Teilnahme beschlosse­n. Drei lehnten ab. Archivfoto­s: Weizenegge­r, Pflüger, Heckelsmül­ler

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