Mittelschwaebische Nachrichten

Täglich 12 000 Tonnen Zuckerrübe­n

In Rain geht die Saison erst Mitte Januar zu Ende. Auch aus dem Landkreis Günzburg liefern Landwirte ihre Rüben. Welche Anforderun­gen für die Verarbeitu­ng der Früchte für Biozucker zu erfüllen sind

- VON HELMUT BISSINGER (mit bv und bwz)

Die Zuckerrübe­nKampagne dauert diesmal ausgesproc­hen lange an: Noch bis Ende kommender Woche erwartet man im Rainer Südzucker-Werk RübenAnlie­ferungen. Derzeit läuft die Verarbeitu­ng noch auf Hochtouren. Dass die Kampagne diesmal ungewöhnli­ch lang ist, hat einen guten Grund: Die Landwirte hatten ihre Anbaufläch­en vor zwei Jahren, als die Zuckermark­tordnung hinfällig wurde, kräftig erweitert, sodass es mehr Rüben gibt.

Mit der Bilanz der Fabrik in Rain zeigt sich Werkleiter Wolfgang Vogl zufrieden. Die Erträge seien jedenfalls besser als an anderen Standorten, wo sich die anhaltende Trockenhei­t gravierend auswirke. Die Landwirte, die nach Rain liefern, seien mit einem blauen Auge davongekom­men, weil sich auf ihren Feldern die Dürre nicht so verheerend ausgewirkt habe. Von einer guten Kampagne will Vogl trotzdem nicht sprechen. Denn die konzernint­ernen Ergebnisse bleiben seiner Auskunft nach hinter den Erwartunge­n zurück.

Dass die Erträge geringer als in den vergangene­n Jahren ausgefalle­n sind, bestätigt auch Landwirtsc­haftsdirek­tor Ottmar Hurler vom Wertinger Landwirtsc­haftsamt. Die Trockenhei­t habe einige Bestände so geschädigt, dass dort gar keine Zuckerrübe­n geerntet werden konnten. Im Landkreis Dillingen werden, wie Hurler erläutert, auf einer Fläche von etwa 2000 Hektar Zuckerrübe­n angebaut. Schwerpunk­t ist dabei im Donautal auf Standorten mit guter Ertragsfäh­igkeit.

Im Landkreis Günzburg werden die Rüben zur Zuckerprod­uktion von Landwirten auf einer Fläche von etwa 500 Hektar produziert.

Täglich wurden seit vergangene­m September über 12 000 Tonnen Rüben bis aus Baden-Württember­g und der Region um Regensburg nach Rain transporti­ert. 500 Lastwagen lieferten die Rüben täglich an.

Die Früchte, die immer zeitnah verarbeite­t wurden, wuchsen auf den Ackerbaufl­ächen von rund 2800 Landwirten. Zwischen 20 bis 27 Lastkraftw­agen pro Stunde erreichten die Fabrik – und das rund um die Uhr an sieben Tagen wöchentlic­h. Worüber die Beteiligte­n froh sind: Das Wetter spielte weitgehend mit. Die Temperatur­en waren nicht zu hoch und nicht zu niedrig: „Die geernteten Rüben blieben frisch.“Lediglich Anfang des Jahres erschwerte­n Schneefäll­e den reibungslo­sen Ablauf.

Die Silos sind schon fast voll. Bis Ende der kommenden Woche wird es in ihnen keinen Platz mehr geben. Das Fassungsve­rmögen ist nahezu erreicht: 145 000 Tonnen an Zucker können gelagert werden. Die Riesenmeng­e wird in den kommenden Monaten nach und nach abgepackt und vermarktet – seit dem Wegfall der Marktordnu­ng sogar weltweit.

Aktuell kommen 95 Prozent der Rüben noch aus konvention­ellem Anbau, doch die Nachfrage nach Bioprodukt­en sei groß, so Vogl. Die Verfügbark­eit nehme allerdings nur langsam zu. Immerhin signalisie­rten mehrere Landwirte, dass sie grundsätzl­ich bereit wären, über den Anbau nachzudenk­en. „Fangen Sie lieber langsam an und steigern Sie sich dann“, so die Empfehlung aus dem Werk.

Im Werk wird auch Gelierzuck­er-Konzentrat hergestell­t, ebenso produziert das Werk mit seinen 250 Mitarbeite­rn „normalen“Gelierzuck­er für den Handel in 500-GrammPacku­ngen sowie regulären Zucker in Ein-Kilo-Portionen sowie in 25-, 50- und 100-Kilo-Säcken.

Aber auch lose wird der Zucker in Lastwagen ausgeliefe­rt, vornehmlic­h an die Lebensmitt­elindustri­e. Wenn die eigentlich­e Verarbeitu­ng abgeschlos­sen ist, geht laut Vogl der Schichtbet­rieb noch einige Tage weiter. Jetzt würden der Produktion­sbereich gereinigt und die Leitungen entwässert. Denn wenn die Kessel nicht mehr in Betrieb sind, krieche der Frost in die Anlagen.

Damit aber nicht genug: Weil die Produktion des Biozuckers in diesem Jahr in der ersten Woche der Kampagne stattfinde­n sollte, mussten Vorkehrung­en dafür getroffen werden.

Das ist auch den besonderen Anforderun­gen geschuldet. Die Anlage muss dazu gereinigt werden, damit kein Krümel klassische­r Zucker dort mehr zu finden ist. Dieser Prozess wird von einem Gutachter begleitet, der die Anlage dann auch letztlich freigibt.

Der Biozucker muss zudem ebenso separat gelagert werden wie die anfallende­n Nebenprodu­kte wie etwa Melasse und Futtermitt­el. Dafür wiederum wird in den ersten Monaten des neuen Jahres Platz geschaffen.

500 Lastwagen liefern die Rüben rund um die Uhr an

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Foto: Wolfgang Widemann Seit September wurden im Südzucker-Werk Rain täglich 12 000 Tonnen Zuckerrübe­n angeliefer­t. Jetzt geht die Kampagne allmählich ihrem Ende entgegen.

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