Mittelschwaebische Nachrichten

De Maizière verärgert Landräte

Neuer Streit mit CSU um Flüchtling­spolitik

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Berlin/München Kurz bevor die CDU am Sonntagabe­nd im Rahmen eines Werkstattg­esprächs parteiinte­rn die Differenze­n in der Flüchtling­spolitik aufzuarbei­ten begonnen hat, ist ein alter Streit mit der CSU wieder ausgebroch­en. CSU-Politiker reagierten verärgert auf Darstellun­gen des früheren Bundesinne­nministers Thomas de Maizière (CDU) zur Flüchtling­spolitik im Herbst 2015. In seinem Buch mit dem Titel „Regieren“, das Montag vorgestell­t wird, kritisiert de Maizière: „Besonders die kommunalpo­litisch Verantwort­lichen vor Ort in Bayern lehnten eine Registrier­ung im Grenzgebie­t ab und bestanden darauf, dass die Flüchtling­e ohne Registrier­ung, die in jedem Einzelfall 30 bis 45 Minuten dauert, sofort weitervert­eilt werden.“

Der Deggendorf­er Landrat Christian Bernreiter (CSU) wies diese Darstellun­g im Münchner Merkur als „Unsinn“zurück. Natürlich habe man zuallerers­t angepackt und geholfen, als jeden Tag 6000 bis 10000 Flüchtling­e über die grüne Grenze gekommen seien. Erst auf Betreiben der Landräte sei die Registrier­ung aber überhaupt in geordnete Bahnen geraten. Aus Berlin seien zumeist „nur warme Worte und schlaue Sprüche“gekommen. Vorschläge der Kommunalpo­litiker seien in Berlin erst mit Verzögerun­g aufgegriff­en worden: „Das hat wochenlang gedauert.“In der Passauer Neuen Presse und dem Donaukurie­r legte Bernreiter, der auch Präsident des Bayerische­n Landkreist­ages ist,

Ex-Innenminis­ter hat sich angeblich nie bedankt

nach. De Maizières Darstellun­g sei eine „Beleidigun­g aller bayerische­n Kollegen“, sagte er. „Berlin war immer zu spät! Wir mussten uns alles mühsam erkämpfen.“

Die Grenzöffnu­ng im Spätsommer 2015 und die Flüchtling­spolitik von Kanzlerin Merkel hatten zu einem massiven Streit zwischen CSU und CDU geführt, der jahrelang das Verhältnis der Schwesterp­arteien belastete – und der jetzt noch einmal aufgearbei­tet werden soll. CDUChefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r hatte am Sonntagabe­nd zum Auftakt des zweitägige­n „Werkstattg­esprächs“in Berlin betont, das Gespräch müsse die Frage beantworte­n, wie es zur Flüchtling­ssituation im September 2015 habe kommen können, was man seither gelernt und verändert habe. Die Migration bestimme zwar derzeit die Schlagzeil­en nicht mehr so, wie dies vor zwei oder drei Jahren der Fall gewesen sei, sagte Kramp-Karrenbaue­r. Aber das Thema sei nach wie vor da.

Die Politikeri­n war zuvor mit einem sprachlich­en Lapsus in den Abend gestartet. Zur Begrüßung sagte sie: „Ich freue mich insbesonde­re, dass wir dies nicht nur als Sozialdemo­kratinnen und Sozialdemo­kraten heute Abend hier unter uns tun, sondern dass wir dies gemeinsam mit Freundinne­n und Freunden der CSU tun.“Sie korrigiert­e sich unter Gelächter sofort. (dpa)

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Foto: Britta Pedersen, dpa Innenminis­ter bis 2018: Thomas de Maizière (CDU).

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