Mittelschwaebische Nachrichten
Airbus und sein Mega-Flieger: Die Geschichte eines Irrtums
Für den „König der Lüfte“gibt es zu wenige Kunden. Nachdem selbst die solventen Scheichs Aufträge storniert haben, platzt ein europäischer Luftfahrt-Traum
Das ist ein trauriger Tag für alle Flugzeug-Enthusiasten: Denn die Produktion des Königs der Lüfte aus dem AirbusReich wird wegen chronischen Nachfragemangels 2021 eingestellt. Nicht mal ein Wunder wird den europäischen Luftfahrt-Konzern noch zum Umdenken bewegen. Schließlich haben die Chinesen den Super-Euro-Vogel verschmäht und verwehren den erhofften Großauftrag trotz allen politischen IntensivBuhlens. Damit ist das Schicksal des doppelstöckigen A380 besiegelt.
Den Todesstoß haben dem Flugzeug jedoch die Scheichs versetzt. Lange standen die Verantwortlichen der Linie Emirates treu zum Mega-Flugzeug. Ohne ihre Bestellungen in großer Zahl wäre der bei maximaler Auslastung gut 800 Passagieren Platz bietende Flieger schon viel früher gestorben. Doch nun haben die Verantwortlichen der Airline aus dem Orient umgedacht. Sie wandeln Bestellungen für A380-Maschinen in kleinere Airbus-Flugzeuge um. Zu schwer erschien es den Emirates-Chefs, die gewaltigen Flieger verlässlich über längere Zeiträume konstant auszulasten und gutes Geld zu verdienen. Fluglinien wie die Lufthansa hatten sich ohnehin von Anfang an zurückgehalten und nicht in dem Maße auf den großen Airbus gesetzt. Damit geht ein Luftfahrttraum zu Ende. Denn das Flugzeug ist bei Kunden beliebt. Mit ihm lässt sich leise und komfortabel von Kontinent zu Kontinent reisen.
Im Aus für den A380 steckt eine bittere Botschaft für das AirbusManagement: Die Chefstrategen des Unternehmens lagen mit ihrer Einschätzung gründlich daneben, dass Menschen in großer Zahl mit Mega-Flugzeugen von LuftfahrtDrehkreuzen zu Luftfahrt-Drehkreuzen fliegen, um danach umzusteigen. Sie bevorzugen Direktverbindungen auch zu mittelgroßen Airports. Letztlich hat sich herausgestellt, dass es für Airlines wirtschaftlicher ist, auch Langstrecken mit Maschinen, die 300 bis 400 Passagiere fassen, zu bedienen. Das war von Anfang an das Konzept des Airbus-Rivalen Boeing. So lagen die Amerikaner mit ihrem Dreamliner, der 787, traumwandlerisch richtig. Airbus hatte den Konzern oft ausgestochen und muss jetzt eine besonders schmerzhafte Niederlage hinnehmen.
Auch wenn die Trauer bei den Europäern groß sein mag: Sie werden gegenüber Boeing insgesamt nicht den Kürzeren ziehen, schließlich baut Airbus selbst längst einen Dreamliner, nämlich den A350. Das Langstreckenflugzeug ist erfolgreich und effizient. Deshalb wandelt Emirates Aufträge für den A380 auch in Maschinen dieses kleineren Typs um. Das Rennen zwischen Airbus und Boeing um die Krone der Luftfahrt geht also weiter. Mal liegt der eine, mal der andere vorne. Damit haben die Airbus-Manager keinen Grund, nach dem A380-Desaster in Sack und Asche zu gehen. Denn ihr Auftragsbuch ist so voll, dass die Fabriken rechnerisch bis zu zehn Jahre ausgelastet sind.
Doch auf die Luftfahrt-Mitarbeiter in der Region kommen Veränderungen zu, ob bei Premium Aerotec in Augsburg oder Airbus Helicopters in Donauwörth. Beide Standorte sind beim Airbus A380 mit von der Partie. Die betroffenen Beschäftigten haben eine große Chance: Wenn kleinere und mittlere Flugzeuge immer gefragter sind, kann der Auftragseinbruch beim A380 ausgeglichen werden. Ohnehin gab es zuletzt weniger Arbeit im A380-Bereich. Nun müssen die Airbus-Verantwortlichen den Mitarbeitern rasch signalisieren, dass sie weiter gebraucht werden. Die Manager dürfen nicht leichtfertig Stellen infrage stellen. Fachkräfte in der Luftfahrt sind umkämpft.
Es wäre ein weiterer strategischer Kardinalfehler, nun ArbeitsplatzSünden zu begehen.
Die Amerikaner lagen von Anfang an richtig