Mittelschwaebische Nachrichten
Vorsorge ist am wichtigsten, solange das Eis nicht trägt
Übung Die Wasserwacht Krumbach übt am Oberrieder Weiher den Ernstfall. Was zu tun ist, wenn jemand ins Eis einbricht
Breitenthal „Wir betreiben Vorsorge, das ist das Wichtigste“, so beginnt Nico Harder von der Wasserwacht Krumbach das Gespräch am Oberrieder Weiher. Der Wind bläst beißend ins Gesicht. Trotz SoftShelljacke ist es kalt. Schaut man auf den See, so könnte man bei den Temperaturen meinen, das Eis des Weihers würde tragen und Schlittschuhlaufen sei kein Problem. Aber dem ist nicht so. Semih Karakus, ein weiterer Wasserretter der Wasserwacht Krumbach, demonstriert das eindrücklich: Mit seinem Neoprenanzug springt er auf dem Eis einmal kurz hoch und schon ist die Eisplatte durch, er steht im Wasser. Gerade einmal fünf bis sechs Zentimeter dick ist die Eisschicht. Damit sie freigegeben wird, müsste sie zehn bis 15 Zentimeter Dicke haben, erklärt Harder.
Läuft man darauf, so dauert es nicht lange, und das Eis beginnt zu bröckeln. Zwar steht an den Weihern meist ein Schild, dass ein Laufen auf dem Eis untersagt ist, jedoch hält sich nicht jeder daran, wie die Wasserretter berichten.
Die Wasserwachtler betreiben daher Vorsorge und erklären anhand von Piktogrammen (abrufbar im Internet auf der Homepage der Wasserwacht Bayern), wann man einen Weiher betreten kann und wann nicht. Und auch, was man im Notfall tun kann, wenn man tatsächlich eingebrochen ist. Harder: „Nicht sich vertikal abstützen, sondern versuchen, sich horizontal aus dem Wasser zu ziehen. Das geht leichter und verlagert das Gewicht, sodass das Eis nicht so schnell bricht!“Ebenso gilt, dass man, wenn man als Laie jemandem hilft, nicht direkt in Kontakt zu der Person stehen sollte, da diese in Panik ist und im schlimmsten Fall man selbst durch schnelle Bewegungen derer einbricht. Sinnvoller ist es daher, einen Ast oder irgend einen an- deren Gegenstand zu verwenden, mit dem man die Person aus dem Wasser ziehen kann. Das ist sicherer. Die Wasserwacht selbst hat hierfür einen Spezial-Schlitten. Mithilfe dessen können die Retter ein eingebrochenes Opfer aus dem Wasser bergen: Dazu wird der Schlitten auf dem Eis bewegt, sollte dieses brechen, kann der Schlitten auf dem Wasser schwimmen. Die Person im Wasser kann dann auf dem Schlitten geborgen werden und das Seil, an dem der Schlitten von Land aus befestigt ist, ermöglicht ein Einholen des Opfers und des Retters.
Laut Harder hält eine Person rund 15 Minuten im Eiswasser, das vier Grad Celsius hat, durch, wobei dies je nach Einzelfall variieren kann. Jedoch ist in jedem Fall eine schnelle Rettung notwendig, da sonst eine Bewusstlosigkeit eintritt, die im schlimmsten Fall durch Ertrinken zum Tod führen kann. In Krumbach sind 18 Wasserwachtler für solche Notfälle in der Schnelleinsatzgruppe engagiert, die ausrücken können und für den Landkreis Günzburg und Teile des Landkreises Unterallgäu zuständig sind. Diese haben alle eine Sanitätsausbildung und weitere Zusatzlehrgänge absolviert (Rettungstaucher zum Beispiel), um so in Notfällen einschreiten zu können.
Ein solches Einschreiten wird mir dann auch demonstriert: Die Wasserretter haben ein Loch in das Eis geschlagen. Dort hinein begibt sich nun Alexander Mayer im Neoprenanzug. Mit dem Spineboard, einem weiteren Rettungsutensil, nähert sich horizontal schlitternd, an einem Seil gesichert, Semih Karakus dem Loch. Mayer, der das eingebrochene Opfer in der Rettungsübung spielt, wird von Karakus aus dem Wasser gezogen und anschließend zurück an Land gebracht.
Solche Einsätze, wie mir Harder berichtet, gibt es über den Winter verteilt glücklicherweise nicht viele.