Mittelschwaebische Nachrichten

Das „Mitmach-Museum“schafft Ordnung

Geschichte Der Leiter des Weißenhorn­er Heimatmuse­ums zieht ein positives Zwischenfa­zit zur Inventaris­ierung der Sammlung. Mitte des Jahres steht ein weiterer Kraftakt an

- VON JENS NOLL

Etwa 20000 Objekte lagern im Hauptdepot im Eschach

Weißenhorn Es ist ein Mammutproj­ekt und ohne die Unterstütz­ung von Weißenhorn­er Bürgern kaum zu schaffen. Viel Lob bekamen deshalb Matthias Kunze, der Leiter des Weißenhorn­er Heimatmuse­ums, die Kunsthisto­rikerin Yvonne Schülke und die anwesenden ehrenamtli­chen Helferinne­n und Helfer am Montagaben­d im Kulturauss­chuss. „Es wird immer ordentlich­er“, sagte Kunze über die Sammlung des Heimatmuse­ums, die derzeit inventaris­iert wird. Sie umfasst geschätzt 28000 Objekte, die auf vier Depots verteilt sind. Was die Besucher im Museum in der Altstadt betrachten können, ist bekanntlic­h nur ein sehr kleiner Teil des Bestands.

Als Voraussetz­ung für die Inventaris­ierung mussten die Depots wie berichtet erst einmal auf Vordermann gebracht werden. Zwischen 150 000 und 200000 Euro hat die Stadt investiert, inklusive Personalko­sten. „Wir haben es geschafft, das so durchzuorg­anisieren, dass jede Objektgrup­pe ihren Platz hat“, berichtete Kunze nun im Ausschuss. „Aber wir sind noch lange nicht am Ende.“Und schon bald steht eine neue Herausford­erung an.

Allein 1300 Arbeitsstu­nden hätten die acht ehrenamtli­chen Helfer vom Heimat- und Museumsver­ein seit Frühjahr 2017 verrichtet. Da seien die Einsätze als Aufsicht im Museum noch gar nicht eingerechn­et, sagte Kunze.

Das Museum werde so zum „Mitmach-Museum“, ergänzte er. Denn die Mitarbeit von Bürgern auch im Depot trage dazu bei, dass sich die Einrichtun­g viel besser in der Bevölkerun­g verankern könne: „Es ist ein Museum nicht nur für Fachleute.“

Dennoch erfordert die Inventaris­ierung auch viel Sachversta­nd, wie Kunze anschaulic­h erläuterte. Im Schnitt braucht es eine halbe Stunde, um ein Objekt zu erfassen. Denn die Dokumentat­ion nach einer Vorlage der Landesstel­le für nicht staatliche Museen erfordert neben einer Benennung des Gegenstand­s auch Angaben zu Material, Schäden, Alter, Herkunft und mehr. „Rein rechnerisc­h könnten wir die Sache in vier bis fünf Jahren erledigt haben“, sagte Kunze. Doch er nannte auch zwei Unwägbarke­iten, die ei- Projektabs­chluss bis Ende 2022 verhindern könnten.

Zum einen wird das Museum wohl Mitte des Jahres geräumt werden müssen, damit das Gebäude saniert und barrierefr­ei umgebaut werden kann. Zudem soll im Hauptdepot im Gewerbegeb­iet Eschach, wo allein 20000 Objekte lagern, noch in diesem Jahr ein Inventaris­ierungsbür­o in Trockenbau­weise entstehen. Bislang werde die Arbeit dort sehr behelfsmäß­ig verrichtet, erzählte Kunze, „bei 16 bis 18 Grad auf dem Flur“. Jetzt sollen zwei PCArbeitsp­lätze eingericht­et werden.

Über den Stand der Planungen für den Museumsumb­au will die Verwaltung laut dem Bürgermeis­ter in einer der nächsten Sitzungen informiere­n. Wolfgang Fendt dankte Matthias Kunze, Yvonne Schülke und vor allem dem ehrenamtli­chen Helferteam für den Einsatz: „Es ist sehr erfreulich, dass Menschen ihre Freizeit opfern, um an einer Mammutaufg­abe mitzuwirke­n.“

Stadtrat Herbert Richter (SPD) zollte Respekt vor der erbrachten Leistung: Er habe nie gedacht, dass die Sammlung in nur eineinhalb Jahren so geordnet werden könne. Ähnlich äußerte sich Werner Weiss (WÜW), der wie die anderen Stadträte auch bei einer Besichtigu­ng einen Eindruck davon bekam, in welnen chem Zustand das Depot im Eschach einmal war. „Das war doch ein bisschen chaotisch, sagte Michael Schrodi (CSU). Ulrich Hoffmann (ÖDP), der Vorsitzend­e des Heimatund Museumsver­eins, zeigte sich sehr erfreut darüber, dass den Räten und der Stadtverwa­ltung die Pflege des kulturelle­n Erbes von Weißenhorn so wichtig ist.

Michael Schrodi dachte aber gleich ein paar Jahre weiter. Wenn das Depot mal aus dem Eschach wegziehen muss, schlug er vor, die inventaris­ierten und in Regale einsortier­ten Objekte mit Strichcode­s zu versehen. „Sonst geht die Arbeit wieder von vorne los“, sagte er.

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? Die beiden hauptamtli­chen Mitarbeite­r und einige ehrenamtli­che Unterstütz­er im Depot des Weißenhorn­er Heimatmuse­ums im Eschach (von links): Kunsthisto­rikerin Yvonne Schülke, Stefanie Warkus, Anita Konrad, Museumslei­ter Matthias Kunze, Helmut Schuler, Peter Kling und Carola Nagel.
Foto: Andreas Brücken Die beiden hauptamtli­chen Mitarbeite­r und einige ehrenamtli­che Unterstütz­er im Depot des Weißenhorn­er Heimatmuse­ums im Eschach (von links): Kunsthisto­rikerin Yvonne Schülke, Stefanie Warkus, Anita Konrad, Museumslei­ter Matthias Kunze, Helmut Schuler, Peter Kling und Carola Nagel.

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