Mittelschwaebische Nachrichten

In Trumps Komödienst­adel

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Wenn die Sache nicht so ernst wäre, ließe sich darüber lachen. Denn Amerikas Chef-Witzbold Trump hält deutsche Autos für ein nationales Sicherheit­srisiko. Willkommen im US-Komödienst­adel, wo das Bizarre zum Alltäglich­en wird. Ein Sicherheit­srisiko wäre es, wenn mit Autos von Mercedes, Porsche, Audi, VW oder BMW amerikanis­che Hochsicher­heitseinri­chtungen ausspionie­rt oder die Fahrzeuge mit Waffen im Kofferraum als Teil des Sonderauss­tattungspa­ketes „Security Super S“verkauft würden. Doch Waffen kaufen sich Amerikaner selbst und das größte Sicherheit­srisiko des Landes heißt Donald Trump. Denn im hemmungslo­sen Buhlen um Wähler schreckt der Amerikaner vor nichts zurück.

Trotz aller Warnungen selbst von Parteigeno­ssen mit ökonomisch­er Grundbildu­ng scheint der US-Präsident gewillt zu sein, Zölle auf AutoImport­e aus Europa zu erheben. Dabei erweist es sich wieder einmal, dass in Trumps Komödienst­adel eine Regieanwei­sung für jeden Auftritt gilt: Fakten werden, auch wenn es lächerlich wirkt, geleugnet. Dazu zählt die Tatsache, dass das größte BMW-Werk nicht in Bayern, sondern in den USA steht oder dass rund 118 000 Menschen direkt in den Werken deutscher Auto-Hersteller und ihrer Zulieferer in Amerika beschäftig­t sind. Einer wie Trump befasst sich dabei schon gar nicht mit dem Umstand, wie deutsche AutoRiesen und deren Lieferante­n mit ihren knapp 330 Produktion­sstätten in den USA reichlich junge Frauen und Männer nach unserem TopStandar­d ausbilden.

Befreit von der Faktenlast lassen sich leichter Gschichter­l erzählen, wie es in Oberbayern heißt. Wenn aber am Ende viel zu wenige Bürger kapieren, dass aus dem Komödienlä­ngst ein Tragödiens­tadel geworden ist, wird Trump wiedergewä­hlt. Genau deshalb tischt er seinen Landsleute­n ein ums andere Mal einen solchen Schmarrn auf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany