Mittelschwaebische Nachrichten
Der Älteste im Dorf feierte Geburtstag
Matthias Greiner wurde in Balzhausen 95 Jahre und tagelang gaben sich Gratulanten die Klinke in die Hand
Balzhausen Wenn man ihn anschaut und sprechen hört, könnte man meinen, man habe es mit einem rüstigen Achtziger zu tun. Weit gefehlt, denn der im Februar 1924 in Balzhausen geborene Matthias Greiner feierte kürzlich etliche Tage lang, an denen sich die Gratulanten die Türklinke in die Hand gaben, munter und wohlauf seinen 95. Geburtstag.
Nichts Besonderes mache er und er habe immer seine Arbeit getan, sagt der Senior, wenn man ihn nach einem Rezept für sein Alter fragt. Er wundere sich selbst, dass er nun 95 Jahre alt sei. Seine in der Nachbarschaft wohnende Tochter Anneliese Hafner, die ihre Eltern rundum betreut, meint, es müsse wohl an den Genen liegen. Ihr Onkel Hermann sei auch 90 und ihre Oma sogar knapp 101 geworden.
Munter erzählt der Dorfsenior, dass er 1942 mit 18 Jahren zum Militärdienst eingezogen und nach nur einer Woche Ausbildung nach Russland geschickt wurde, wo er ein Jahr lang die Gräuel des Zweiten Weltkrieges erlebte. Während des Rückzugs 1943 traf ihn ein Granatsplitter am Fuß. „Trotz dieser Verwundung marschierten ich und mein Unteroffizier sieben Tage Richtung Westen, bis wir endlich ein Lazarett erreicht hatten“.
Nach kurzer Genesung ging es nach Frankreich, wo er Ende 1944 in Gefangenschaft geriet. Im Dezember 1948 wurde der stark abgemagerte Greiner entlassen und kehrte nach Balzhausen zurück, wo er wieder zu Kräften kam und sein restliches Leben verbrachte und auf dem elterlichen Hof mitarbeitete.
1962 heiratete er Anna Beran aus dem Eppishauser Ortsteil Weiler. Aus der Ehe gingen Tochter Anneliese und Sohn Hermann hervor. Mit der Heirat übernahm Greiner das Anwesen der Eltern und trieb es bis 1989 um. Sohn Hermann bewirtschaftet es noch heute. Die „alten“Greiners zogen in ihr Austragshaus, wo sie nun ihren Lebensabend verbringen.
Greiner ist ein Mann der Geselligkeit, denn er ist Mitglied beim örtlichen Feuerwehr- und Musikverein. Letzterer brachte bei der Geburtstagsfeier dem Jubilar ein Ständchen. Dies hat Greiner besonders gefreut, denn Musik-Vorsitzender ist derzeit sein Enkel Michael Greiner, stellvertretender Dirigent Enkel Martin Hafner und Enkelin Simone Hafner spielt Klarinette. Dem Krieger- und Soldatenverein war Greiner 45 Jahre ein zuverlässiger Kassierer. Beim Schützenverein „Schützenblut“arbeitete er fünf Jahre im Vorstand mit.
Als die Gemeinde 1991 eine Grüngut- und Bauschuttdeponie einrichtete, hat der Jubilar eine „Lebensaufgabe“übernommen. Er sorgte 25 Jahre bis zu seinem 92. Lebensjahr dort für Ordnung und geregelte Anfuhr und Ablage. Für diese 25 Jahre Dienst erhielt er eine besondere Ehrung durch Bürgermeister Daniel Mayer, der nach Ortspfarrer Monsignore Ludwig Gschwind zum Jubelfest gratulierte. Dies taten auch die Vereinsvorstände, Nachbarn, Freunde und Bekannte. Landrat Hubert Hafner schickte ein Buchgeschenk. Natürlich durften auch die fünf Enkel ihren geliebten Opa hochleben lassen. Der erste Urenkel wird in etwa vier Wochen erwartet.