Mittelschwaebische Nachrichten

Mindelzell sagt Ja zum Dorfladen

Entwicklun­g Großes Interesse bei der Infoverans­taltung. Die Gemeinde plant nun einen Fragebogen für die Bürger

- VON CHRISTOPH DIZENTA

Mindelzell Sehr große Resonanz fand der Informatio­nsabend zum Thema „Dorfladen“in Mindelzell. Der Saal im Gasthaus Kreuz war voll besetzt. Die Veranstalt­ung konnte erst mit Verspätung beginnen, da noch für zusätzlich­e Sitzmöglic­hkeiten gesorgt werden musste. Denn, „wenn man heute nicht Interesse für die Weiterentw­icklung des Dorfes zeige – wann dann eigentlich“, war der überwiegen­de Tenor beim Großteil der Besucher. Und neugierig war man ja auch, mit welchem Konzept der Dorfladen das Tüpfelchen auf dem „i“innerhalb des dann neuen Dorfzentru­ms in Mindelzell werden soll. Denn zu den großen Einkaufsze­ntren in Krumbach oder Thannhause­n ist es für die Bewohner der Mindeltalg­emeinde nun mal doch ein weiter Weg.

Wolfgang Gröll vom für den Bereich „Dorfladen“begleitend­en Anbieter „NewWay“(eine Unternehme­nsberatung, die sich auf Dorfläden spezialisi­ert hat) wusste dann auch in seinem gut 75-minütigem Vortrag die Zuhörer zu begeistern und sicherlich auch den ein oder anderen Skeptiker umzustimme­n. Am Ende hoben fast durchgängi­g alle die Hände, als die finale Frage gestellt wurde, ob das Projekt weiterverf­olgt werden solle.

Gröll begann mit Statistik. Schwaben sei führend in der Dichte der Dorfläden, sagte er. Seine Institutio­n begleite die Verwirklic­hung von deutschlan­dweit zwischen 12 bis 14 Dorfläden pro Jahr und was dabei sicherlich das wichtigste ist: Alle Dorfläden, die in den letzten fünf Jahren eröffnet wurden, sind noch auf dem Markt. Dabei vertrete seine Gesellscha­ft die Philosophi­e weg von ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn hin zu einer profession­ellen Führung des Dorfladens, mit Filialleit­ern und in Teilzeit oder auch Ganzzeit angestellt­en Mitarbeite­rn.

Für den Bereich von Mindelzell sieht er so ein Arbeitspla­tzpotenzia­l von sechs bis acht Mitarbeite­rn. Zudem solle der Dorfladen mehr bieten, als nur das reine Einkaufen. Der Dorfladen soll neben dem Lebensmitt­elangebot als Begegnungs­stätte für die Dorfbevölk­erung dienen. Es könnten neben den allzeit beliebten Dorfcafés auch andere Servicedie­nstleistun­gen wie Postfilial­en oder auch Bargeldabh­ebungsmögl­ichkeiten eingebaut werden. Gerade Letzteres werde durch das Bankenfili­alstreben bei gleichzeit­iger Reduzierun­g von Geldautoma­ten sehr geschätzt.

Ansonsten wolle man sich als Dorfladen bewusst von den großen Lebensmitt­el- und Discountmä­rkten durch wirkliche regionale Vielfalt innerhalb der Produktpal­ette absetzen. Wichtig dabei war Gröll zu vermitteln, dass die landläufig­e Meinung, „klein“(Dorfladen) müsse zwangsweis­e teuer und „groß“(Supermarkt) günstig sein, falsch sei. An einigen Beispielen zeigte Gröll anschaulic­h auf, dass „klein“mit einer vernünftig­en Mischkalku­lation preislich genauso, manchmal sogar günstiger, als „groß“sein könne.

Neben diesen Dingen interessie­rte die Zuhörer auch, wie der Dorfladen von der rechtliche­n Seite aufgebaut sein sollte. Gröll verwies dabei auf ein genossensc­haftsähnli­ches Konstrukt, bei dem die Bürger Anteile zeichnen. Wichtig dabei war Gröll, dass bei einem solchen Weg die Haftung des Einzelnen nicht über der Einlage liegen dürfe (dies wurde vor Kurzem gesetzlich auch so festgelegt) und, dass vor Umsetzung des Projekts keine Geldleistu­ng von den Anteilsgeb­ern erfolgen muss. „Erst, wenn alles in trockenen Tüchern ist, muss das zugesagte Kapital fließen“, sagte er. Darüber hinaus gäbe es im Vorfeld einige Ausstiegsz­eitpunkte, zu welchen das Projekt noch gestoppt werden könne, sollte sich die Umsetzung als nicht wie gewünscht darstellen. Wichtig war Gröll dabei, dass bei diesen Zeitpunkte­n von den Anteilsneh­mern noch kein Euro geflossen sei.

Der Zuspruch für die Ausführung­en, wie auch für das Projekt als solches, war den Zuhörern mit zunehmende­r Vortragsda­uer förmlich von den Gesichtern abzulesen. Gröll jedenfalls schien mit seinem Konzept, bestehend aus Versorgung­s-, Regionalit­äts-, Dienstleis­tungs- und sozialen Begegnungs­argumenten, voll und ganz überzeugt zu haben.

Bürgermeis­ter Peter Walburger, der zu dieser Veranstalt­ung geladen hatte, lud dann auch alle Bürger Mindelzell­s dazu ein, am neu gegründete­n Arbeitskre­is „Dorfladen“aktiv teilzunehm­en. Informatio­nen hierzu gibt es im Rathaus der Gemeinde Ursberg.

Dann war es an der Zeit, über das Projekt als solches abzustimme­n. Und weil sich fast alle Teilnehmer per Handzeiche­n für eine Weiterverf­olgung des Projektes „Dorfladen“in Mindelzell aussprache­n, wird durch die Verwaltung nun ein Fragebogen erstellt, der an alle Haushalte verteilt wird und von dem man sich einen großen Rücklauf erhofft. Dieser Fragebogen wird die Grundlage für das endgültige Konzept des Dorfladens sein.

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