Mittelschwaebische Nachrichten
Alle Kinder sollen schwimmen lernen
Antrag Die Zahl der Nichtschwimmer bei den unter Zehnjährigen ist dramatisch gestiegen. Wie die Junge Union und der CSU-Kreisverband das jetzt ändern wollen
Landkreis Die Zahlen des Forsa-Instituts sind alarmierend: 60 Prozent der Kinder im Alter unter zehn Jahren gelten als Nichtschwimmer – zu Beginn der 1990er sind es noch lediglich zehn Prozent gewesen. Die Deutsche-Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) hatte für das Jahr 2018 bereits 89 Todesfälle durch Ertrinken in Bayern registriert, mehr Ertrunkene habe es in keinem Bundesland jemals gegeben. Die Junge Union im Landkreis Günzburg hat sich deshalb Gedanken darüber gemacht, was man dagegen tun könnte. Daraus entstanden ist nun ein Antrag der CSU-Kreistagsfraktion, über den die Kreisgremien demnächst entscheiden sollen.
„Ursprünglich haben wir auf Anregung der JU darüber nachgedacht, wie man das Thema Schwimmen wieder stärker im Lehrplan verankern könnte“, so CSU-Kreisvorsitzender Alfred Sauter im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Diskussion habe jedoch gezeigt, dass es auf Ebene schwierig werden dürfte – dazu seien die Voraussetzungen bei den einzelnen Kindern zu unterschiedlich. Außerdem seien auch im Landkreis nicht alle Schulen darauf eingerichtet, Schwimmunterricht anbieten zu können. Eine effektivere Lösung seien daher aus Sicht der Fraktion Angebote wie die von Wasserwacht und DLRG, aber auch von privaten Anbietern.
Daher schlägt der Kreisverband der CSU nun vor, jedem Landkreisbürger beim Erreichen seines fünften Lebensjahres einen Gutschein in Höhe von 30 Euro zur Verfügung zu stellen, der dann bei Anbietern von Schwimmkursen im Landkreis Günzburg eingelöst werden kann. Bei der DLRG im Landkreis kostet ein Anfängerkurs derzeit beispielsweise 65 Euro.
Die fehlende Schwimmfähigkeit der Kinder sei ein gesamtgesell- schaftliches Problem, schreibt die JU in ihrem Antrag. Die fehlende Schwimmfähigkeit der Kinder stelle Rettungskräfte und Kommunen im Landkreis vor eine immense Herausforderung. Badeseen und Schwimmbäder des Landkreises würden von Kindern besucht, die zwar schlecht oder gar nicht schwimmen können, aber mit Mitschülern und Freunden mithalten wollen und sich dadurch in Lebensgefahr begeben. „Es ist mehr als tragisch, ein Kind durch einen solchen Unfall zu verlieren“, heißt es weiter. Vor diesem Hintergrund sei die Summe, die der Landkreis maximal für den Zuschuss zum Schwimmkurs ausgeben müsste, sicher eher gering einzuschätzen, sagt Sauter.
Der Kreisverband geht dabei davon aus, dass mit dem steigenden Bedarf durch die Gutscheine auch die Zahl der angebotenen Schwimmkurse steigen werden. Alfred Sauter: „Wir haben dabei auf den Gedanken zurückgegriffen, dass in den vergangenen Jahren ja auch zusätzliche Schwimmkurse stattfanschulischer den für Menschen, die aus dem Ausland zu uns kommen.“Da sich Badeunfälle bei Flüchtlingen gehäuft hatten – bis Ende August 2018 waren in bayerischen Gewässern sieben Menschen mit Migrationshintergrund ertrunken – hatten vielerorts Helferkreise und Vereine eigene Angebote für diese Zielgruppen organisiert. Zusammen mit der Verteilung der Gutscheine solle die Maßnahme durch das Landratsamt intensiv beworben werden, wünscht sich die JU in ihrem Antrag. „Es soll ein neues Bewusstsein für die Notwendigkeit von Schwimmunterricht geschaffen werden und zugleich die möglichst große Nutzung des Angebotes erreicht werden“, heißt es dort.
Zusammen mit dem Gutschein solle an die Familien dann auch ein Hinweis versandt werden, wer die Schwimmkurse wo und wann anbietet. „In den Grundschulen und Kindergärten sollte mittels eines Elternbriefes zudem konkret auf das Angebot des Landkreises hingewiesen werden.“
Gutscheine sollen die Kosten für die Familien reduzieren