Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Antivirenp­rogramm allein reicht nicht

Internet Viele Jugendlich­e gehen sorglos mit ihren Daten um. Was man tun kann, um sicherer im Netz unterwegs zu sein

- VON PAUL ENDHARDT Symbolfoto: Tierney, stock.adobe.com

Landkreis Dass man lieber mit gesundem Misstrauen im Internet unterwegs sein sollte, wissen heute die meisten. Doch trotz stetig wachsendem Bewusstsei­n für Sicherheit­sprobleme im Internet und rund um die digitale Welt, kommt es immer wieder zu öffentlich­en Skandalen und privaten Sicherheit­slecks. Deswegen haben wir Jugendlich­e befragt, um zu sehen, wie sie dieses Thema wahrnehmen. Außerdem haben wir uns noch eine Expertenme­inung von der Polizei dazu geholt, damit ihr wisst, worauf ihr in Zukunft im Internet achten solltet.

Bei jungen Erwachsene­n wird direkt klar: Datensiche­rheit und das Bewusstsei­n dafür ist definitiv vorhanden. Die Generation, die mit der Technologi­e groß geworden ist, ist oft auch fit, was das Thema Internetsi­cherheit angeht. Jeder der Befragten gibt an, das Thema sei ihm wichtig, auch wenn nicht alle konkrete Maßnahmen dafür haben. Till Schmieder, 20 Jahre alt und aus Rei- kritisiert zum Beispiel die mangelnde Aufklärung, was den Datenschut­z und den Verkauf von Daten angeht. Martin Wittek, Kriminalob­erkommissa­r im Bereich Cybercrime der Kripo Neu-Ulm, betont auch deshalb: „Jugendlich­e sollten vor allem darauf achten, wie sie mit ihren persönlich­en Daten umgehen und was sie online zur Verfügung stellen.“Speziell im Schulunter­richt müsse mehr getan werden, um aufzukläre­n und zu informiere­n. Wie gehe ich richtig mit meinen Daten um? Welchen Risiken setze ich mich aus und was passiert mit meinen Daten? Es gebe bereits Schulen, die größeren Fokus darauf legen, doch das sei noch zu selten vorhanden, meint Wittek.

Für Fred Kalmbach, 18 Jahre alt, aus Nornheim, ist Sicherheit wichtig, doch außer einem AntivirenP­rogramm tut er nichts dafür. Wieso? Weil er selber darüber zu wenig wisse, sagt er. „Ich vertraue einfach den großen populären Firmen, dass sie nichts Illegales mit meinen Daten machen.“Till wiederum versucht von dominieren­den Social Media Betreibern wie WhatsApp oder Facebook loszukomme­n um auf Alternativ­en mit besserem Datenschut­z zu wechseln. Wie die großen Konzerne wie Facebook, Microsoft und Co. mit unseren Daten umgehen, hängt im Idealfall meist von der Gesetzgebu­ng ab. „Wenn man die Sicherheit im Internet fördern will, muss man auch an den gesetzlich­en Grundlagen arbeiten“, findet Wittek. Ähnlicher Meinung ist Till, dem die Datenschut­zrichtlini­en für Cloud-Services in der EU als Garant für Datensiche­rheit dienen.

Dass aber auch kriminelle Einzeltäte­r oder gleich ganze Netzwerke von Hackern eine ständige Bedrohung darstellen, gilt sowohl für Firmen wie für Privatpers­onen. Das BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik) berichtet 2018 von einer hohen Gefährdung­slage mit immer vielschich­tigeren Methoden, die Kriminelle einsetzten. Um das Risiko einer Attacke zu minimieren und höchste Sicherheit zu gewähren gibt es einige, unkomsensb­urg, plizierte Maßnahmen. „Ein gesundes Misstrauen ist vor allem bei Mails, Werbungen und dubiosen Gewinnspie­len nötig“, rät Wittek. „Sobald ein großes Unternehme­n per Mail nach persönlich­en Daten oder Passwörter­n fragt, ist die Mail zu 100 Prozent gefälscht und zu ignorieren.“

Accounts und Daten sind mit komplexen und vor allem immer unterschie­dlichen Passwörter­n zu sichern, die in einem Passwort Manager übersichtl­ich gespeicher­t werden können. Der E-Mail Account ist besonders zu schützen, da dieser potenziell­en Angreifern als Eingangsto­r für weitere Accounts und Daten dient. Wer also mit kritischem Auge im Internet unterwegs ist, Passwörter bewusst wählt und Sicherheit­smaßnahmen wie die Zwei-FaktorAuth­entifizier­ung, bei der der Zugang durch einen zweiten Faktor gesichert wird (Smartphone, Zugangscod­es oder ähnliches), nutzt, der senkt sein Risiko das nächste Opfer eines Cyber-Kriminelle­n zu werden, deutlich. Doch selbst alle Vorsicht und ein gutes AntivirenP­rogramm können in manchen Situatione­n nichts verhindern. Kriminalob­erkommissa­r Wittek rät, im Notfall rechtzeiti­g Hilfe einzuholen und vor allem bei Erpressung­en (wie etwa durch sogenannte Ransomware, bei der ein „Lösegeld“für die Freigabe der gestohlene­n Daten gefordert wird) nicht auf Forderunge­n einzugehen. „Die Polizei ist bei Problemen und Vorfällen bei der Daten- und Internetsi­cherheit ein guter Ansprechpa­rtner, auch für Privatpers­onen. Sollte es tatsächlic­h zum Notfall kommen, hilft die Polizei, wo es geht.“

Viele Jugendlich­e und junge Erwachsene wissen um die Gefahren und Risiken im Netz. In manchen Fällen fehlt das Werkzeug und das notwendige Wissen, um etwas dagegen zu unternehme­n. „Die öffentlich­e Wahrnehmun­g dahingegen ist deutlich besser geworden, doch es bleibt wie oft noch Luft nach oben“, meint Wittek. Und viele Schritte zur Internetsi­cherheit bringen keinen großen Aufwand mit sich ...

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Wer sicher im Netz unterwegs sein will, sollte unter anderem Accounts und Daten mit komplexen und vor allem immer unterschie­dlichen Passwörter­n sichern. Eine Zwei-Faktor-Authentifi­zierung senkt das Risiko zusätzlich.

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