Mittelschwaebische Nachrichten
Ein Antivirenprogramm allein reicht nicht
Internet Viele Jugendliche gehen sorglos mit ihren Daten um. Was man tun kann, um sicherer im Netz unterwegs zu sein
Landkreis Dass man lieber mit gesundem Misstrauen im Internet unterwegs sein sollte, wissen heute die meisten. Doch trotz stetig wachsendem Bewusstsein für Sicherheitsprobleme im Internet und rund um die digitale Welt, kommt es immer wieder zu öffentlichen Skandalen und privaten Sicherheitslecks. Deswegen haben wir Jugendliche befragt, um zu sehen, wie sie dieses Thema wahrnehmen. Außerdem haben wir uns noch eine Expertenmeinung von der Polizei dazu geholt, damit ihr wisst, worauf ihr in Zukunft im Internet achten solltet.
Bei jungen Erwachsenen wird direkt klar: Datensicherheit und das Bewusstsein dafür ist definitiv vorhanden. Die Generation, die mit der Technologie groß geworden ist, ist oft auch fit, was das Thema Internetsicherheit angeht. Jeder der Befragten gibt an, das Thema sei ihm wichtig, auch wenn nicht alle konkrete Maßnahmen dafür haben. Till Schmieder, 20 Jahre alt und aus Rei- kritisiert zum Beispiel die mangelnde Aufklärung, was den Datenschutz und den Verkauf von Daten angeht. Martin Wittek, Kriminaloberkommissar im Bereich Cybercrime der Kripo Neu-Ulm, betont auch deshalb: „Jugendliche sollten vor allem darauf achten, wie sie mit ihren persönlichen Daten umgehen und was sie online zur Verfügung stellen.“Speziell im Schulunterricht müsse mehr getan werden, um aufzuklären und zu informieren. Wie gehe ich richtig mit meinen Daten um? Welchen Risiken setze ich mich aus und was passiert mit meinen Daten? Es gebe bereits Schulen, die größeren Fokus darauf legen, doch das sei noch zu selten vorhanden, meint Wittek.
Für Fred Kalmbach, 18 Jahre alt, aus Nornheim, ist Sicherheit wichtig, doch außer einem AntivirenProgramm tut er nichts dafür. Wieso? Weil er selber darüber zu wenig wisse, sagt er. „Ich vertraue einfach den großen populären Firmen, dass sie nichts Illegales mit meinen Daten machen.“Till wiederum versucht von dominierenden Social Media Betreibern wie WhatsApp oder Facebook loszukommen um auf Alternativen mit besserem Datenschutz zu wechseln. Wie die großen Konzerne wie Facebook, Microsoft und Co. mit unseren Daten umgehen, hängt im Idealfall meist von der Gesetzgebung ab. „Wenn man die Sicherheit im Internet fördern will, muss man auch an den gesetzlichen Grundlagen arbeiten“, findet Wittek. Ähnlicher Meinung ist Till, dem die Datenschutzrichtlinien für Cloud-Services in der EU als Garant für Datensicherheit dienen.
Dass aber auch kriminelle Einzeltäter oder gleich ganze Netzwerke von Hackern eine ständige Bedrohung darstellen, gilt sowohl für Firmen wie für Privatpersonen. Das BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) berichtet 2018 von einer hohen Gefährdungslage mit immer vielschichtigeren Methoden, die Kriminelle einsetzten. Um das Risiko einer Attacke zu minimieren und höchste Sicherheit zu gewähren gibt es einige, unkomsensburg, plizierte Maßnahmen. „Ein gesundes Misstrauen ist vor allem bei Mails, Werbungen und dubiosen Gewinnspielen nötig“, rät Wittek. „Sobald ein großes Unternehmen per Mail nach persönlichen Daten oder Passwörtern fragt, ist die Mail zu 100 Prozent gefälscht und zu ignorieren.“
Accounts und Daten sind mit komplexen und vor allem immer unterschiedlichen Passwörtern zu sichern, die in einem Passwort Manager übersichtlich gespeichert werden können. Der E-Mail Account ist besonders zu schützen, da dieser potenziellen Angreifern als Eingangstor für weitere Accounts und Daten dient. Wer also mit kritischem Auge im Internet unterwegs ist, Passwörter bewusst wählt und Sicherheitsmaßnahmen wie die Zwei-FaktorAuthentifizierung, bei der der Zugang durch einen zweiten Faktor gesichert wird (Smartphone, Zugangscodes oder ähnliches), nutzt, der senkt sein Risiko das nächste Opfer eines Cyber-Kriminellen zu werden, deutlich. Doch selbst alle Vorsicht und ein gutes AntivirenProgramm können in manchen Situationen nichts verhindern. Kriminaloberkommissar Wittek rät, im Notfall rechtzeitig Hilfe einzuholen und vor allem bei Erpressungen (wie etwa durch sogenannte Ransomware, bei der ein „Lösegeld“für die Freigabe der gestohlenen Daten gefordert wird) nicht auf Forderungen einzugehen. „Die Polizei ist bei Problemen und Vorfällen bei der Daten- und Internetsicherheit ein guter Ansprechpartner, auch für Privatpersonen. Sollte es tatsächlich zum Notfall kommen, hilft die Polizei, wo es geht.“
Viele Jugendliche und junge Erwachsene wissen um die Gefahren und Risiken im Netz. In manchen Fällen fehlt das Werkzeug und das notwendige Wissen, um etwas dagegen zu unternehmen. „Die öffentliche Wahrnehmung dahingegen ist deutlich besser geworden, doch es bleibt wie oft noch Luft nach oben“, meint Wittek. Und viele Schritte zur Internetsicherheit bringen keinen großen Aufwand mit sich ...