Mittelschwaebische Nachrichten
Wütend auf die ganze Welt
„Terry ist fünfzehn und sieht aus wie siebzehndreiviertel. Sie ist ein Biest“, heißt es im Klappentext von Dagmar Chidolues Roman „Lady Punk“. 1985 erschienen und 1986 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet, ist die Geschichte rund um das rebellische Mädchen auch heute noch lesenswert. Im Mittelpunkt steht Terry Burger, die mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter zusammen in Berlin lebt. Geld hat sie genug, doch Nähe und Zuneigung bekommt sie kaum. Auch nicht von ihrem Vater, der in Amerika lebt. Dadurch entwickelt sie eine „Wut gegen die ganze Welt“, wird rebellisch, frech und will schockieren. Mit einem grellgelben T-Shirt und schwarzen Fingernägeln läuft sie durch die Stadt und streckt Fremden die Zunge heraus. Sie hasst alle Freunde ihrer Mutter und schwärzt einen Nachbarn bei der Polizei an.
Doch hinter der starken und selbstbewussten Terry versteckt sich in Wahrheit ein unsicheres Teenager-Mädchen. Sie ist mit ihrem Aussehen unzufrieden, sucht die große Liebe und weiß nicht, was sie will. Niemand versteht sie. Nur ihren Vater, den sie nie richtig kennengelernt hat, idealisiert und vergöttert Terry. Sie denkt, dass sich ihre Probleme auflösen, wenn sie Kontakt mit ihm hätte. Für den Sommer hat sie deshalb besondere Pläne. Neben dem Vorhaben, die Mutter von ihrem Freund zu trennen, will Terry ihren Vater finden. Während Terry anfangs sehr unsympathisch wirkt, erfährt der Leser im Verlauf der Geschichte die Hintergründe ihres Verhaltens und kann sie besser verstehen. Die Hauptperson ist keine Heldin und kein Vorbild, aber genau das macht „Lady Punk“so interessant.
ODagmar Chidolue: Lady Punk, ISBN: 978-3407787118 – 7,95 Euro, Verlag: Beltz & Gelberg