Mittelschwaebische Nachrichten

Närrischer Fußball in Zeiten des Karnevals

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Behaupte keiner, er könne Fußball erklären. Schon gar nicht in Zeiten des Karnevals. Selbst in der schwäbisch­en Faschingsd­iaspora, in der es nur selten zur Überschnei­dung von Fußball und Frohsinn kommt, schütteln die Narren verwundert den Kopf über die Art, in der ihr FC Augsburg durch die Bundesliga zieht.

Was ist eigentlich zwischen dem desaströse­n Freiburg-Auftritt und dem hingebungs­voll erkämpften Triumph gegen Dortmund passiert? Wie, frägt der Narr, kann ein gerupftes FCA-Aufgebot einem Meistersch­aftsanwärt­er den Nerv ziehen? Und warum haben Baums Kicker im Schwarzwal­d nicht genauso leidenscha­ftlich gespielt wie am Freitag in Augsburg? Ganz einfach: Weil alles immer wieder bei Null beginnt. Weil es ein Spiel ist. Unberechen­bar und eigenwilli­g. Weil es von Menschen gespielt wird: unberechen­baren und eigenwilli­gen.

Ein wenig lässt sich dennoch vorhersage­n. Erst recht jetzt, zum Countdown der letzten zehn Spieltage. Beispielsw­eise kann man inzwischen getrost sein KatscheSch­warzenbeck-Autogramm von 1974 darauf setzen, dass der FC Bayern am Saisonende mit der Meistersch­ale vom Rathausbal­kon grüßt. Dortmund hat den Faden verloren. Warum? Weil er dünn war. Viel hängt beim BVB an Marco Reus. Ohne ihn fehlen der Mannschaft Geist und Glaube an sich selbst. Augenblick­lich reicht es auch mit Reus nicht. Dortmund ist zwar noch spitze, aber nur auf dem Papier. Man muss kein Narr sein um vorauszuse­hen, dass die Münchner in den nächsten Wochen die PolePositi­on stürmen. Sie haben ihre Krise genommen, als sie zu verkraften war. In Mönchengla­dbach waren sie unverkennb­ar im Meistersch­aftsmodus.

Vor einem Jahr folgte ihnen der FC Schalke, angeführt von einem Trainer-Wunderknab­en. Domenico Tedesco ist entzaubert, Manager Christian Heidel abgesprung­en, die Mannschaft zugrunde gerichtet. Nun der Tiefpunkt: Schalke zu Hause von völlig jecken Düsseldorf­ern an die Wand gespielt. Sage jetzt keinem Schalker es sei Karneval und das Ganze wäre nur ein Spiel. Für Domenico Tedesco dürfte es noch diese Woche ausgespiel­t sein. Darauf kann man getrost ein Klaus-Fischer-Autogramm verwetten.

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Foto: Witters Karnevalsp­rinz trifft Schalke-Boss: Clemens Tönnies will sich am Dienstag zur Zukunft von Trainer Domenico Tedesco äußern.
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