Mittelschwaebische Nachrichten
Wasser für Thannhausen
50 Jahre alt ist der Hochbehälter am Alpenblick. Zur Wasserversorgung der Stadt ist er unentbehrlich. Doch die Anlage ist in die Jahre gekommen und muss überholt werden. So gelingt es, dass auch währenddessen Wasser fließt
Der Hochbehälter der Stadt ist in die Jahre gekommen und muss saniert werden. So funktioniert die Wasserversorgung in der Mindelstadt.
Thannhausen Das Wasser kommt aus dem Hahn – das ist für uns selbstverständlich. Doch damit sauberes Trinkwasser in unseren Häusern landet, ist viel Arbeit nötig. In Thannhausen leistet der Hochbehälter am Alpenblick einen wichtigen Teil dieser Arbeit. Er speichert Wasser, das nachts aus dem Boden gepumpt wird, und versorgt tagsüber die Haushalte der Stadt – und das bereits seit 50 Jahren. Inzwischen merkt man ihm allerdings sein Alter an – eine Sanierung ist nötig, damit Thannhausens Bürger weiter sauberes Wasser bekommen.
Wie kein Zweiter kennt sich Robert Kirschberger-Ehm in dem Hochbehälter aus. Seit dem Jahr 2010 ist er der Wassermeister von Thannhausen und ist für die Versorgungsstrukturen verantwortlich. „Der Hochspeicher ist nur ein kleiner Teil in einem komplizierten Netz“, erklärt er. Das Trinkwasser für die Stadt wird an der Bayersrieder Straße gefördert. Dort laufen in der Nacht mehrere Pumpen, die das Wasser durch das Leitungsnetz in den Hochbehälter transportieren. Dort lagert das Trinkwasser dann, bis jemand in seinem Zuhause seinen Wasserhahn aufdreht – tagsüber läuft die Einspeisung in das Netz vom Hochbehälter aus.
Kirschberger-Ehm bewegt sich im Hochbehälter mit größter Vorsicht. Die Türe zu einer der Wasserkammern öffnet er nur einen Spaltbreit, setzt selbst nur einen Fuß hinein. Im Hochbehälter gelten hohe Hygienestandards – das Wasser lagert in dunklen Räumen, denn Sonnenlicht würde das Wachstum von Algen fördern. Einmal im Jahr werden die Kammern vollständig entleert, kontrolliert und anschließend gereinigt. Ein genauer Blick verrät, dass die Anlage bereits etwas in die Jahre gekommen ist. Unregelmäßigkeiten zeigen sich in der eigentlich ebenen Oberfläche der Wände. „Nach 50 Jahren sind einige Arbeiten notwendig, damit das Wasser auch in Zukunft so sauber ist wie jetzt“, sagt Kirschberger-Ehm.
Die Arbeiten am Hochbehälter sollen im Oktober beginnen, sagt Thannhausens Stadtbaumeister Stephan Martens-Weh. Der wichtigste Punkt der Sanierung ist die Versiegelung des Betons im Inneren der Speicher. Im Lauf der Zeit setzt das Wasser dem Baumaterial zu. „Die Gefahr besteht, dass die Beweh- rungseisen im Beton rosten. Dadurch dehnen sie sich aus und der Beton kann abplatzen“, erklärt der Stadtbaumeister. Um das zu verhindern, werden die Wände mit einem mineralischen Belag versiegelt. Wie Martens-Weh erklärt, ist das eine von drei Möglichkeiten zur Versiegelung. Viele Anlagen werden mit Kunststoffplatten ausstaffiert, die kostspieligste Variante ist eine Versiegelung mit Edelstahl. „Wir haben lange überlegt, welchen Weg wir einschlagen. Letztendlich hat uns aber auch das zuständige Ingenieurbüro zur mineralischen Beschichtung geraten“, erläutert MartensWeh. Diese Beschichtung wird etwa anderthalb Zentimeter dicht aufgetragen. „Wenn die fertig ist, kann der Hochbehälter wieder jahrzehntelang normal benutzt werden“, sagt Wassermeister Kirschberger-Ehm.
In die Jahre gekommen ist auch die Lüftung im Hochbehälter. Die besteht aus einfachen Gittern, die Staub oder Pollen keinen erheblichen Widerstand leisten. Eine neue Lüftungsanlage soll dabei Abhilfe schaffen und modernen Standards entsprechen. Auch die Wasserrohre werden ausgetauscht – die alten Gussleitungen weichen modernen Edelstahl-Rohren. Und in Sachen Sicherheit wird auch nachgebessert – in den Hochbehälter kommt eine neue Treppe, auf der Mitarbeiter zur Wartung in die Kammern steigen können.
Doch wie wird Thannhausen mit Wasser versorgt, während der Hochspeicher umgebaut wird? Eine wichtige Voraussetzung dazu schafft die Konstruktion des Speichers aus mehreren Ringen. Dadurch ist das Wasser in drei Kammern aufgeteilt – die beiden im Inneren wurden 1969 gebaut, die äußere Kammer im Jahr 2000. Da nur die älteren Teile der Anlage saniert werden, kann die neuere Kammer weiter normal betrieben werden. Diese fasst rund 1000 Kubikmeter Wasser – das übersteigt Martens-Weh zufolge den täglichen Wasserverbrauch der Stadt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass Wasser direkt aus den Brunnen in das Wassernetz fließt, ohne zuvor den Weg in den Hochbehälter zu nehmen. Mit Absicht haben die Planer die Arbeiten in den Herbst und Winter gelegt, in dieser Zeit ist der durchschnittliche Wasserverbrauch am geringsten. Bis spätestens im April sollen die Arbeiten, die rund 750000 Euro kosten, abgeschlossen sein.