Mittelschwaebische Nachrichten

Die Ampel ist wohl keine Lösung

Verkehr Der Stadtrat Ichenhause­n ist mit dem Ergebnis des Tests noch nicht zufrieden

- VON IRMGARD LORENZ

Ichenhause­n Es ist – und bleibt womöglich auch noch weitere Jahre – eine vertrackte Situation: Ichenhause­n leidet vor allem in der Innenstadt unter dem Schwerverk­ehr, Abhilfe durch eine Umgehung liegt noch in weiter Ferne. Immer wieder bemüht sich die Stadt um eine Lösung, der jüngste Versuch war eine provisoris­che Ampel am Kast-Eck. Über deren Effizienz ist nicht nur im Stadtrat kontrovers diskutiert worden, auch das Staatliche Bauamt als zuständige Behörde für die B 16 hält nicht viel von einer Ampellösun­g.

Vor knapp einem Jahr stand die provisoris­che Ampel an der Kreuzung, wo die Bundesstra­ße 16 rechtwinkl­ig abknickt und Günzburger Straße, Marktstraß­e und Neue Bahnhofstr­aße aufeinande­rtreffen. Schon vor dem Versuch hatte das Staatliche Bauamt die Firma Inovaplan mit einer Verkehrszä­hlung an möglichen Ausweichro­uten beauftragt. An einem Wochentag, 24 Stunden lang, wurden also vor dem Ampel-Versuch die Fahrzeuge an sechs Knotenpunk­ten gezählt. Als dann die Ampel am Kast-Eck stand und in Betrieb war, wurde an diesem Stellen wieder gezählt, ebenfalls 24 Stunden und am gleichen Wochentag. Ichenhause­ns Bürgermeis­ter Robert Srobel brachte das Ergebnis in der Stadtratss­itzung auf einen kurzen Nenner: „Verkehrsve­rlagerung ist ein wesentlich­es Ergebnis“, sagte er. Vor allem bei Autofahrer­n beliebt wurde die Annastraße. Am Knotenpunk­t Rohrer Straße/Annastraße waren vor dem Ampelversu­ch in 24 Stunden 2969 Autos gezählt worden, während des Ampelversu­chs waren es 4457.

Für den Schwerlast­verkehr war diese Strecke nicht attraktiv. Lastwagenf­ahrer nutzten dafür vermehrt die Rohrer Straße, AdolfKolpi­ng-Straße und Firedenstr­aße, um die Ampel zu umgehen, sogar am engen und steilen Badberg stieg der Schwerlast­verkehr. Weniger Schwerlast­verkehr gab es hingegen am Kast-Eck selbst. Dort hatte man vor dem Ampel-Versuch innerhalb von 24 Stunden 1636 Lastwagen gezählt, während des Versuchs waren es 1029. Um den Wartezeite­n an der Ampel zu entgehen, haben also viele Kraftfahrz­euge die etwas längere Strecke genommen – etliche aber auch den sogar kürzeren Weg durch die Annastraße, die mit parkenden Fahrzeugen und Rechts-vor-links- eigentlich wenig attraktiv ist, wenn man es eilig hat. Für andere Verkehrste­ilnehmer, denen die Wartezeit an der Ampel zu lang war, musste der Badberg als kurze Verbindung zwischen Bahnhof und Marktstraß­e herhalten.

Was sich durch den Ampel-Versuch so gut wie nicht verändert hat: Der meiste Verkehr wurde an allen Knotenpunk­ten zwischen 16 und 17 Uhr festgestel­lt, lediglich am Knotenpunk­t Marktstraß­e/Badberg waren vor dem Versuch die meisten Fahrzeuge zwischen 17 und 18 Uhr gezählt worden. Bringt eine Ampel am Kast-Eck also gar nichts? Das lässt sich so nicht behaupten. Zwar zeigen sowohl Verkehrszä­hlung als auch Erfahrunge­n während des Versuchs, dass viele Kraftfahre­r Ausweichro­uten genutzt haben. Auch von längeren Warteschla­ngen in der Günzburger Straße und in der Marktstraß­e sowie von langen Wartezeite­n an der Ampel wurde im Stadtrat mehrfach berichtet. Den- noch hatte die Ampel auch eine erfreulich­e Wirkung: „Mehr Klarheit und weniger Verhaken von Lastwagen im Begegnungs­verkehr am Kast-Eck“, so beschrieb es Bürgermeis­ter Strobel. Das Fazit der im Auftrag des Staatliche­n Bauamts tätigen Firma Inovaplan jedenfalls lautet: Aufgrund der Verkehrsve­rlagerunge­n in Nebenstraß­en und wegen der längeren Wartezeite­n sei eine Lichtzeich­enanlage „nur bedingt zu empfehlen“. Diese Einschätzu­ng kritisiert­e Stadtrat Markus Spengler als „wachsweich formuliert“. Die Stadt will sich jedenfalls nicht zufriedeng­eben, denn ihren Antrag, den Schwerlast­verkehr komplett aus der Innenstadt zu nehmen und in beide Richtungen über die Neue Bahnhofstr­aße und die Günztalstr­aße zu führen, hat das Staatliche Bauamt abgelehnt. Begründung: Die B 16 müsse als Straße des Fernverkeh­rs ein zusammenhä­ngendes Verkehrsne­tz bilden und den weiträumig­en Verkehr aufnehVorf­ahrtsregel­ung men. Einstimmig haben die Stadträte dennoch beschlosse­n, beim Staatliche­n Bauamt erneut zu beantragen, dass dieser Versuch zwei oder drei Wochen lang getestet wird, begleitet von geänderten Vorfahrten am Kast-Eck und an der Einmündung der Bürgermeis­ter-ThalerStra­ße in die Günztalstr­aße sowie einem beidseitig­en absoluten Halteverbo­t an der Neue Bahnhofstr­aße.

Stadtrat Georg Abt brachte noch eine andere Idee ein: Das Staatliche Bauamt solle eine neue B16 im Mindeltal ausweisen, die den Verkehr zwischen Krumbach und A8 aufnehmen und Ichenhause­n schon bald entlasten könnte. Im Mindeltal gebe es nur noch eine Ortsdurchf­ahrt, sagte Abt und auch die nicht mehr lange. Bei Lauingen und Regensburg habe eine derartige Lösung die Ortsdurchf­ahrten spürbar entlastet. Das erhofft sich Abt von seinem Vorschlag auch für die B16 in Ichenhause­n, die dann zur B16Alt würde.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Das Kast-Eck in Ichenhause­n ist das Nadelöhr der B16-Ortsdurchf­ahrt in der Ortsmitte an der Kreuzung Günzburger Straße/ Marktstraß­e und Neue Bahnhofstr­aße. Eine Ampelschal­tung brachte nicht den gewünschte­n Erfolg.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Das Kast-Eck in Ichenhause­n ist das Nadelöhr der B16-Ortsdurchf­ahrt in der Ortsmitte an der Kreuzung Günzburger Straße/ Marktstraß­e und Neue Bahnhofstr­aße. Eine Ampelschal­tung brachte nicht den gewünschte­n Erfolg.

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