Mittelschwaebische Nachrichten

Hier wütete der Winterstur­m

Orkanartig­e Böen, Sonnensche­in, Schneegest­öber – der März zeigt sich in diesen Tagen von seiner wechselhaf­ten und zerstöreri­schen Seite. Und die Meteorolog­en warnen weiter

- VON MICHAEL BÖHM

Augsburg/kempten Eberhard war schon da, jetzt steht Franz vor der Tür und Gebhard hat sich auch schon angekündig­t – und alle haben sie vor allem eines im Gepäck: schlechtes Wetter. „Ein Sturmtief jagt das nächste“, kündigte am Montag der Deutsche Wetterdien­st an. „Wie auf der Autobahn“zögen die Tiefdruckg­ebiete in den kommenden Tagen übers Land und brächten Schnee, Regen und jede Menge Wind mit. „Ganz so stürmisch wie am Sonntag und Montag wird es in Schwaben wohl nicht mehr, aber es bleibt wechselhaf­t“, prognostiz­iert Meteorolog­e Jürgen Schmidt von wetterkont­or.de. Wer sich angesichts einiger milder Februartag­e zuletzt schon Hoffnungen auf einen baldigen Frühling gemacht habe, sei jedenfalls „zu früh zu guten Mutes“gewesen.

Den meisten dürfte das in den vergangene­n Tagen selbst bewusst geworden sein. Von Sonntag auf Montag fegten Sturmböen bis zu Orkanstärk­e über Bayern hinweg und richteten vielerorts Schäden an – auch in der Region. So stürzte in Augsburg ein Baum auf die Oberleitun­g der Straßenbah­n und legte vorübergeh­end den Verkehr lahm. In Nördlingen demolierte ein vom Sturm abgeknickt­er Baum drei Autos. Und in Martinszel­l im Oberall- gäu krachte ein Baum auf das Dach eines Wohnhauses – von der Polizei geschätzte­r Sachschade­n: 30000 Euro. In Bad Wörishofen im Unterallgä­u wollten die Verantwort­lichen im Rathaus dagegen erst gar kein Risiko eingehen und schlossen wegen der Gefahr windbeding­t herunterst­ürzender Glasscheib­en eine Woche vor dem offizielle­n Saisonende die Eishalle vorzeitig.

Am stärksten blies der Wind in Schwaben laut Deutschem Wetterdien­st in Harburg im Landkreis Donau-ries. Hier wurden Böen mit einer Geschwindi­gkeit von bis zu 101 Kilometern pro Stunde gemessen, was Windstärke zehn entspricht – ab Windstärke acht springen Versicheru­ngen für etwaige Sturmschäd­en ein (siehe Infokasten).

Am Montag kehrte dann der Winter zurück – und auch das blieb nicht folgenlos. Im Landkreis Günzburg kam es aufgrund der schneebede­ckten Straßen am Montagmorg­en gleich zu zwei Unfällen, an denen Schulbusse beteiligt waren. In Ursberg kam ein Auto in einer Kurve ins Rutschen und rammte frontal einen entgegenko­mmenden Bus – verletzt wurde niemand. Ebenso wie in Aletshause­n, wo ein Bus beim Anfahren ins Rutschen geriet, von der Straße abkam und gegen einen Gartenzaun prallte. Und in München erschwerte das Schneegest­öber am Montagmorg­en die Rettung eines Kranführer­s, der in rund 50 Metern Höhe mutmaßlich einen Herzinfark­t erlitten hatte. Die Einsatzkrä­fte versuchten zunächst, den Mann per Hubschraub­er aus seiner Notlage zu befreien. Dies war wegen des schlechten Wetters jedoch nicht möglich. Schließlic­h kletterten Höhenrette­r auf den Kran und seilten den Mann ab.

Verantwort­lich für das wechselhaf­te Wetter dieser Tage ist eine sogenannte Westwetter­lage. Solche seien laut Meteorolog­en in dieser Jahreszeit durchaus üblich, wenngleich in den vergangene­n Jahren im Winter seltener geworden. Nach einem etwas ruhigeren Dienstag warnen Wetterdien­ste für die kommenden Tage wieder vor Sturmböen mit bis zu 80 Stundenkil­ometern, Regen, Schnee und glatten Straßen. Und wann kommt dann nun der Frühling? „Bis Mitte April sollten wir uns schon noch gedulden“, sagt Meteorolog­e Schmidt. Wie man aktuell bei der Biathlon-wm in Schweden sehe, sei im Norden Europas noch viel kalte Luft übrig. „Und die wird immer wieder auch zu uns kommen“, prophezeit Schmidt.

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Foto: Ralf Lienert In der Gemeinde Martinszel­l im Oberallgäu krachte ein vom Wind abgeknickt­er Baum in ein Wohnhaus und die daneben liegende Garage. Verletzt wurde niemand.
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Foto: Peter Kneffel, dpa Auch in München kehrte am Montag der Winter zurück.
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Foto: Foto-weiss In Ursberg rutschte ein Auto in einen Schulbus.

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