Mittelschwaebische Nachrichten

Bayerische­s Byzanz

Eine Kuppelkirc­he im Norden

-

Der Dreißigjäh­rige Krieg war schuld daran: im Schlechten und auch ein ganz klein wenig im Guten. Als schwedisch­e Soldaten 1632 das zu dieser Zeit unweit der heutigen Maria-birnbaum-wallfahrts­kirche schön gelegene Wasserschl­össchen Stuntzberg zerstörten, übergaben sie auch eine kleine hölzerne Pietá den rauchenden Trümmern. Doch der brave Dorfhirte rettete diese und verbarg sie in einem hohlen Birnbaum neben der Straße. Es wird dann von Wallfahrte­n und Wunderheil­ungen berichtet. Dies führte dazu, dass Philipp Jakob von Kaltenthal – damals residieren­d im nahe liegenden Blumenthal, auf deren Grund der Birnbaum stand – entschied, den Baum mit dem Gnadenbild mit einer „ansöhnlich gros Kirch“zu umfassen.

Ab 1661 entstand dann in über sechsjähri­ger Bauzeit das heutige Barock-gotteshaus als erste Kuppelkirc­he nördlich der Alpen. Und dies in einer gerade für Altbaiern ungewöhnli­chen, aber stimmig byzantinis­ch anmutenden Architektu­r. Übrigens: Ein Teil des legendären Birnbaum-stammes ist hinter dem Altar immer noch zu bewundern! Die Mauerstein­e von Schloss Stuntzberg fanden beim Bau der Wallfahrts­kirche Verwendung. Ökologisch­e Nachhaltig­keit à la 17. Jahrhunder­t! Kritisch wurde es dann nochmals 1803. Im Zuge der Säkularisa­tion müssten, meinten die Kurbaiern, dass Kirche und Wallfahrt überflüssi­g wären. Doch die Bauern der Umgebung verpflicht­eten sich zur Übernahme der Baulast und konnten dadurch Schlimmes verhindern. Nach mehreren Besitzwech­seln übernahm dann 1998 der Deutschord­en wieder das Juwel.

Durch geglückte Instandset­zungen und Erweiterun­gen – ein Klostergas­thof und ein Klosterlad­en wurden errichtet – ist die Wallfahrt wieder belebt worden. Und nach einer solchen und gestärkt durch eine richtige Einkehr, bietet sich noch eine gut zweistündi­ge und ca. neun Kilometer lange Rundwander­ung ins reizvolle Ecknachtal an.

Heinz Münzenried­er

Newspapers in German

Newspapers from Germany