Mittelschwaebische Nachrichten
Kinder sind der Stadt Ichenhausen viel Geld wert
Warum die Elternbeiträge für die Krippen, Kindergärten und Hort trotzdem steigen
Ichenhausen Werden schon bald Eltern von kleinen Kindern umfangreichere Betreuungszeiten in Krippen, Kindergärten und Horten buchen? Das sei durchaus denkbar, sagte Ichenhausens Bürgermeister Robert Strobel in der jüngsten Stadtratssitzung mit Blick auf die nach der Landtagswahl in Bayern im Herbst 2018 beschlossene Förderung von Eltern mit Kindern bis zum Schulalter.
Eltern in Ichenhausen profitieren nämlich nicht nur von dieser im Landtag beschlossenen finanziellen Unterstützung, die sie voraussichtlich schon ab 1. April für alle Kindergartenkinder als monatlichen 100 Euro-zuschuss zu den Betreuungskosten erwarten dürfen. Gezahlt werden soll dieses Geld im Rahmen einer Stichtagsregelung ab dem 1. September des Kalenderjahres, in dem die Kinder drei Jahre alt werden. Eltern von Vorschulkindern bekommen schon jetzt monatlich 100 Euro vom Freistaat als Zuschuss für die Betreuungskosten. Allerdings zahlt der Freistaat dieses Geld nicht direkt an die Familien, sondern an die Kommunen, welche diesen Betrag vom Kita-beitrag der Eltern abziehen und nur den verbleibenden Rest den Eltern in Rechnung stellen.
Ab 2020 soll es vom Freistaat bis zu 100 Euro pro Kind und Monat sogar schon für Kinder ab einem Jahr geben, allerdings nicht mehr als die tatsächlichen Betreuungskosten und nur für Familien, deren Bruttojahreseinkommen nicht über 65000 Euro liegt. Diese Beitragsentlastung soll im Gegensatz zu den anderen Zuschüssen direkt an die Eltern ausgezahlt werden.
Es sei davon auszugehen, dass mit der Ausweitung der Kostenfreiheit viele Eltern faktisch nur sehr geringe oder auch gar keine Kita-gebühren zu zahlen hätten, sagte Strobel und verwies in der Stadtratssitzung auf eine besonders familienfreundliche Gebührenreglung der Stadt Ichenhausen. Danach zahlen Familien, die gleichzeitig zwei Kinder in einer Kita betreuen lassen, für das zweite Kind nur die halbe Gebühr. Und die Verwaltung sieht immer das jüngere Kind als zweites Kind an, sodass sich insbesondere in Fällen mit Krippenbetreuung stets der teurere Gebührensatz halbiert.
Besuchen drei Kinder aus einer Familie eine städtische Kinderbetreuung in Ichenhausen, gibt die Stadt für das dritte Kind sogar 100 Prozent Rabatt. Diese familienfreundliche Regelung „dürfte ein Alleinstellungsmerkmal“im Vergleich zu den anderen Landkreiskommunen sein, sagte Strobel. Die Stadt verzichte so jährlich auf etwa 20 000 bis 25 000 Euro an Elternbeiträgen.
Unbegrenzt will und kann die Stadt aber das Defizit in den Kindertagesstätten nicht wachsen lassen. So hat der Stadtrat schon vor Jahren beschlossen, die Gebühren alle zwei Jahre auf den Prüfstand zu stellen und das Defizit bei 50 Prozent zu deckeln. Wegen krankheitsbedingten Personalengpässen in der Verwaltung habe man im vergangenen Jahr die Kinderbetreuungsgebühren nicht turnusgemäß anpassen können, erfuhren die Stadträte.
Seit der letzten Gebührenerhöhung im Frühjahr 2016 „müssen wir eine Kostenmehrung um circa zehn Prozent feststellen“, sagte Strobel, die nicht durch Elternbeiträge gedeckten Kosten machten zwischen 48 und 54 Prozent aus, Tendenz steigend. Und so beschlossen die Stadträte ohne große Diskussion einstimmig die vom Hauptausschuss schon vorberatene Gebührenerhöhung um fünf auf dann 88 bis 128 Euro für Kinder über drei Jahren. Für Kinder unter drei Jahren steigt der von den Eltern zu zahlende monatliche Beitrag um zehn auf 165 bis 240 Euro.
Ebenfalls um zehn Euro im Monat wird bei einer Betreuungszeit von ein bis zwei Stunden im Kombimodell Offene Ganztagsschule der Monatsbeitrag für Hortkinder erhöht. Für das Mittagessen im Kindergarten werden statt bisher 2,30 Euro dann 2,50 Euro fällig, in der Krippe kostet die Portion statt 1,20 Euro dann 1,50 Euro. Die neuen Gebühren wurden in eine neue Satzung gefasst, die ab 1. September gilt.