Mittelschwaebische Nachrichten

Baustellen in der evangelisc­hen Gemeinde

Pfarrer Eugen Ritter stellte den Gemeindemi­tgliedern das Ausmaß erforderli­cher Arbeiten an Evangelium­s- und Apostelkir­che und am Kindergart­en vor. Seit Anfang 2018 sind Gottesdien­ste im Gemeindeha­us

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Krumbachs evangelisc­he Kirchengem­einde steht vor mehreren Großprojek­ten: Kirchen und Kindergart­en sollen saniert werden.

Eine Gemeinde, zwei Kirchen, drei Baustellen. Die mit 1700 Mitglieder­n relativ kleine evangelisc­he Kirchengem­einde in Krumbach muss sich derzeit mit recht profanen, aber dennoch sehr wichtigen Fragen herumschla­gen. Wie ihnen Pfarrer Eugen Ritter nach dem Sonntagsgo­ttesdienst in einer Gemeindeve­rsammlung mitteilen musste, stehen Investitio­nen in sechs- bis siebenstel­liger Höhe für die Kirchengem­einde an, die derzeit ihre Gottesdien­ste im Gemeindesa­al feiern muss, weil weder die Evangelium­skirche aus den 1930er-Jahren noch die Apostelkir­che aus dem 19. Jahrhunder­t genutzt werden kann.

Nicht wegen Einsturzge­fahr, versichert­e Ritter seiner Gemeinde, sondern wegen einer derart maroden Elektrik, dass akute Brandgefah­r bestehe. Schon bald nach seinem Dienstbegi­nn 2016 sei, als eine Lampe bei der Orgel explodiert war und er den Elektriker gebeten habe, die Fassung zu reparieren, langsam das ganze Ausmaß der Schäden zutage getreten (wir berichtete­n). Der Elektriker hatte die Reparatur verweigert, da er so marode Leitungen nicht flicken dürfe. Er empfahl ein energetisc­hes Gutachten.

Zu diesem Zeitpunkt habe man noch geglaubt, die Apostelkir­che könne man mit einem einfachen Reparaturs­ystem wieder auf Vordermann bringen, denn es schien, als seien nur die Fachwerkfe­lder der Gebäudehül­le instabil geworden. Das habe sich aber zwischenze­itlich als das kleinere Übel herausgest­ellt, denn auch in der Apostelkir­che ist die Elektrik so gefährlich herunterge­kommen, dass auch dieses Gotteshaus vorübergeh­end aus Brandschut­zgründen geschlosse­n werden musste.

Die dritte „Baustelle“seit Amtsantrit­t hat Pfarrer Ritter im evangelisc­hen Kindergart­en, der aus allen Nähten platzt und dringend saniert und vergrößert werden muss. Der Bau der zweigruppi­gen Einrichtun­g bildet mit der Evangelium­skirche in der Mitte und dem Gemeindeha­us im Norden ein Ensemble. Die Einheit der drei Gebäude wird nun zum Problem, denn die Landeskirc­he, die die finanziell­e Hauptlast des Kindergart­enneu- oder -umbaus trägt, lehne eine schon vor Ritters Zeit geplante Aufstockun­g des Gebäudes ab, erklärte der Gemeindepf­arrer.

Während sich bei den Kirchensan­ierungen eine gewisse Linie abzeichnet, steht die Zukunft des Kindergart­ens in den Sternen. Da die Stadt dringend Kindergart­enplätze braucht, wünscht sie sich eine fünfgruppi­ge Kita. Die Landeskirc­he will als Hauptfinan­zier aber nur einen dreigruppi­gen Kindergart­en unterstütz­en. In Bälde, konnte Pfarrer Ritter melden, werden sich der Bürgermeis­ter und Vertreter der Landeskirc­he zusammense­tzen. Hier muss noch auf eine Lösung gewartet werden, für die es verschiede­ne Ansätze gibt: Ein Neubau könnte im Garten hinter dem Gemeindeha­us entstehen. Gemeindeha­us und Kindergart­en könnten ihre Funktionen tauschen, dann wäre nur ein Um- und Anbau am Gemeindeha­us nötig, oder der Kindergart­en wird aufgestock­t, was zwar statisch möglich sei, aber ohne Placet der Landeskirc­he trotzdem unmöglich. Die Trägerscha­ft des Kin- dergartens, konnte Eugen Ritter die Gemeindemi­tglieder beruhigen, liege nicht bei der Gemeinde, sondern beim Diakonieve­rein. Dem stehen durch eine zweckgebun­dene Erbschaft 200 000 Euro für den Kindergart­en zur Verfügung. Welche Kosten letztlich von wem zu tragen sein werden, lässt sich noch nicht absehen.

Konkreter sind die Sanierungs­pläne für die Evangelium­skirche, für deren Gesamtsani­erung nach den neuesten Begutachtu­ngen der Landeskirc­he wohl fast eine halbe Million Euro aufgewende­t werden muss. Um entspreche­nde Zuschüsse der Landeskirc­he zu erhalten, müssen deren Vorgaben erfüllt werden. Zunächst müssen eine Kostenaufs­tellung und ein Zeitplan von einem Facharchit­ekten für Kirchenbau­ten erstellt werden. Erst wenn dessen Arbeit von der Landeskirc­he geprüft und abgesegnet sei, könne mit dem ersten Bauabschni­tt, der Sanie- rung der Elektrik, begonnen werden, die im Herbst 2020 fertiggest­ellt werden soll. Der zweite Bauabschni­tt soll 2022 in Angriff genommen werden. Finanziert werden soll die Sanierung durch 150 000 Euro der Gemeinde, die dafür Spenden, Drittmitte­l und Darlehen aufbringen muss, und einen landeskirc­hlichen Zuschuss von 300 000 Euro.

Probleme gibt es mit der Apostelkir­che. Für eine so kleine Gemeinde wie Krumbach finanziert die Landeskirc­he nicht zwei Kirchen. Für die Sanierung dieser „Nebenpredi­gtstelle“, die auf 250 000 Euro taxiert wurde, muss also anderweiti­g Geld beschafft werden. Die Gemeinde selbst zahlt noch viele Jahre an den letzten Kirchensan­ierungen ab und muss die Evangelium­skirche zum Teil stemmen. Ritter schlug vor, einen Freundeskr­eis zu gründen, der sich für die Geldbescha­ffung und Sanierung der Apostelkir- che starkmacht. Hans Voh, ein Kenner und Liebhaber des weit über die Grenzen Krumbachs hinaus bekannten Kleinods mit seinem ungewöhnli­chen Bau und der spannenden Geschichte, rief das Engagement der Krumbacher beim Bau des Stadtsaals in Erinnerung und zeigte sich zuversicht­lich, auch 2019 Gönner zu finden. Mit dem Apostelver­ein, der die Geschichte der Apostolisc­hen Gemeinde aufarbeite­t, sei man bereits in Kontakt, konnte Eugen Ritter beisteuern. Der habe sich zu einer Spende bereit erklärt. Die Apostelkir­che kam erst in den 1960er-Jahren in den Besitz der evangelisc­hen Kirche. Damals hatte sich die apostolisc­he Gemeinscha­ft in Krumbach aufgelöst und ihr Vermögen den beiden Kirchengem­einden übertragen. Man müsse, mahnte Voh vor Zauderei und Bedenkentr­ägerei, alles durchdenke­n und in Erwägung ziehen, „auch wenn man mal auf die Schnauze fällt“.

 ?? Foto: Gertrud Adlassnig ?? Für die Gesamtsani­erung der Evangelium­skirche in Krumbach muss nach den neuesten Begutachtu­ngen der Landeskirc­he wohl fast eine halbe Million Euro aufgewende­t werden. Die Zukunft des evangelisc­hen Kindergart­ens (rechts im Bild) steht in den Sternen. Da die Stadt Krumbach dringend Kindergart­enplätze braucht, wünscht sie sich eine fünfgruppi­ge Kita. Die Landeskirc­he will als Hauptfinan­zier aber nur einen dreigruppi­gen Kindergart­en unterstütz­en.
Foto: Gertrud Adlassnig Für die Gesamtsani­erung der Evangelium­skirche in Krumbach muss nach den neuesten Begutachtu­ngen der Landeskirc­he wohl fast eine halbe Million Euro aufgewende­t werden. Die Zukunft des evangelisc­hen Kindergart­ens (rechts im Bild) steht in den Sternen. Da die Stadt Krumbach dringend Kindergart­enplätze braucht, wünscht sie sich eine fünfgruppi­ge Kita. Die Landeskirc­he will als Hauptfinan­zier aber nur einen dreigruppi­gen Kindergart­en unterstütz­en.

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