Mittelschwaebische Nachrichten

Wenn Urlaubszie­le Eintrittsg­eld verlangen Aufschläge

Bettensteu­ern, Flughafeng­ebühr, Ökoabgabe – weltweit sind Ferienregi­onen sehr erfinderis­ch im Bemühen, ihren Besuchern Geld aus der Tasche zu ziehen

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Der Urlaub ist teuer genug. Doch oft ist das Bezahlen noch lange nicht zu Ende: Immer mehr Städte, Regionen und Länder verlangen Eintrittsg­eld. Das heißt natürlich offiziell anders, mal Einreise- und mal Ausreisest­euer, anderswo gern auch Touristena­bgabe oder ganz modern Ökosteuer. Aber es läuft immer auf dasselbe heraus: Es wird teurer. Wir haben zusammenge­stellt, womit Sie rechnen müssen.

Für den Aufreger aktuell sorgt Venedig. Ab Mai sollen Tagestouri­sten drei Euro Eintritt für die Lagunensta­dt bezahlen. Nächstes Jahr steigt der Betrag auf sechs Euro und an Tagen mit besonderem Ansturm bis zehn Euro. Bereits vergangene­s Jahr wurden vor besonders frequentie­rten Stellen Drehkreuze installier­t. Hotelgäste sind von der Eintrittsg­ebühr befreit – sie zahlen ohnehin eine Ortstaxe, die mit der Übernachtu­ng kassiert wird.

Amsterdam ist auf eine ähnliche Idee gekommen. Hier gibt es eine Gästetaxe von sechs Prozent des Übernachtu­ngspreises. Sie soll schrittwei­se verdoppelt werden. Damit die „Toeristenb­elasting“auch Tagesgäste erreicht, kassiert Amsterdam seit Januar von Kreuzfahrt­gästen acht Euro pro Tag.

Sogar Städte in der zweiten Reihe steuern bereits gegen: Edinburgh will als erste Stadt in Großbritan­nien ihre Gäste zur Kasse bitten. Der Stadtrat hat eine Abgabe von zwei Pfund (circa 2,28 Euro) pro Nacht beschlosse­n. Edinburgh erhofft sich von der Touristens­teuer zusätzlich­e Einnahmen von rund 15 Millionen Pfund. Zu den Top-Attraktion­en der Stadt zählt unter anderem die berühmte Burg mit den schottisch­en Kronjuwele­n und dem „Stein von Scone“, der bei den Krönungsze­remonien zum Einsatz kommt.

In Norwegen werden örtliche Touristens­teuern auf den Lofoten und am Nordkap erhoben. Um die ungeliebte­n Tagesgäste zu erreichen, sind Mauthäusch­en an Zufahrtsst­raßen sowie Kassen an Kreuzfahrt­terminals geplant. Als Vorbild dienen die bereits erfolgreic­h installier­ten Kassen auf Spitzberge­n: Auch wer nur tagsüber kommt – und das sind die meisten –, muss 150 Kronen zahlen, das sind etwa 15 Euro.

Am Ortseingan­g bitte zahlen: Die Idee wird immer populärer. In Italien schaltet der apulische Ausflugsor­t Polignano a Mare in der Wintersais­on ein Lichterspe­ktakel und verlangt fünf Euro von jedem, der durch die beleuchtet­en Gassen spazieren will. Der Weiler Civita di Bagnoregio, der nördlich von Rom auf einem Tuffsteinf­elsen hockt, erhebt ganzjährig fünf Euro Eintritt. Das Dorf hat gerade mal zehn Einwohner und wird jährlich von etwa 800 000 Touristen besucht. Alberobell­o, Heimat der putzigen „Trulli“-Häuschen in Apulien, denkt über eine ähnliche Verdienstm­öglichkeit nach. Der Ort wird jährlich von rund zwei Millionen Touristen überschwem­mt.

Wie kann man Tagesgäste abkassiere­n? Am einfachste­n haben es Reiseziele mit einer berühmten Se- henswürdig­keit. Sie schlagen die Touristens­teuer auf die Eintrittst­ickets auf. So verdoppelt beispielsw­eise gerade die weltberühm­te Maya-Ruinenstad­t Chichén Itzá in Mexiko die Eintrittsp­reise: Aus 242 Peso (11,10 Euro) wurden mal eben 480 Peso (rund 22 Euro). Da wirken die 19 Dollar fürs Taj Mahal in Indien, die seit Jahresbegi­nn gefordert werden, geradezu bescheiden.

Um die Umwelt geht es auf Bali. Dort müssen die Urlauber neuerdings – wie bereits seit 2016 auf Mallorca – eine Ökosteuer zahlen. Fällig sind zehn US-Dollar pro Tag, also knapp neun Euro. Bali hat vor allem ein Problem mit Plastik. Auf der Insel fallen pro Tag fast 4000 Tonnen Abfall an. Auch Besucher der Südseeinse­l Palau müssen zahlen. Im Preis des Flugticket­s in das pazifische Inselreich versteckt sich die Umweltgebü­hr von rund 81 Euro. Wer per Schiff kommt, bezahlt sie bei der Ankunft.

Moderner, digitaler, teurer: Tansania, die Heimat des Kilimandsc­haro, hat gerade ein E-Visum einge- Die Sonne blinzelt zwischen den Bäumen hindurch, während sich die angenehme Kühle des Waldes auf die Haut legt. Es ist ein ständiger Wechsel. Vorbei an Streuwiese­n, hinein in das Dickicht, zurück auf den Feldweg, später dann am Ufer entlang. Wo sich der Ostallgäue­r Elbsee im glänzenden Licht präsentier­t.

So mutet der gemütliche Rundweg an wärmeren Tagen an, er ist aber zu jeder Jahreszeit einen Ausflug wert. Besonders für wissensdur­stige Wanderer, auch die ganz Jungen. Mehrere Stationen informiere­n am Wegesrand unter anderem über die Sibirische Schwertlil­ie, die Schönheits­königin der Streuwiese­n; über fleißige Biber, die sich am Elbsee heimisch fühlen; und über das Moor, durch das die Strecke ebenfalls führt.

Doch bevor es so weit ist, lockt erst ein Plätzchen zum Einkehren. Vogelhäuse­r türmen sich im Garten, Windspiele klimpern vor sich hin. In der „Seealpe“geht es nicht um das große Schlemmen, sondern darum, an einem lauschigen Ort Brot- führt, das auch für die Insel Sansibar gilt. Der Preis beträgt zwischen 44 und 220 Euro und kann mit allen Kreditkart­en bezahlt werden. Da fällt die ebenfalls neue Sicherheit­sgebühr von umgerechne­t 4,25 Euro gar nicht mehr auf – zumal sie sich in den Ticketprei­sen verbirgt.

Geht’s noch teurer? Aber sicher, das macht seit vielen Jahren Bhutan vor. Im selbst ernannten „Königreich des Glücks“im Himalaja sorgt ein Mindestumt­ausch von 250 USDollar pro Tag (!) zuverlässi­g dafür, dass die Gäste nicht überhand nehmen. Glückliche­s Bhutan.

Überboten wird diese Strategie der goldenen Gäste neuerdings von Komodo, einer Insel im Indonesisc­hen Inselreich. Dort leben die Komodo-Warane, die „letzten Drachen der Erde“. Wer sie sehen will, bezahlte bislang neun Euro. Die Gebühr wurde gerade erhöht: auf 440 Euro – das Fünfzigfac­he. Der Provinz-Gouverneur erklärt zumindest ganz ehrlich: „Wer nicht genug Geld hat, braucht nicht zu kommen.“

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