Mittelschwaebische Nachrichten

Veränderun­gen bei Krumbacher Spedition

Umstruktur­ierung Karl Miller gibt seine Anteile ab, Franz Maier bleibt – und eine ganz besondere Freundscha­ft

- VON PETRA NELHÜBEL

Krumbach Wenn man die beiden da so einträchti­g zusammensi­tzen sieht, wollen die Worte, die einem bei einer vorherigen Internetre­cherche regelrecht um die Ohren flogen, nicht so recht passen. Von Schlammsch­lachten ist da die Rede, von Abfindungs­streitigke­iten, Ausschluss­klagen und gar von regelrecht­en Kriegen, wenn der Gesellscha­fter eines Unternehme­ns aussteigt. Nichts davon ist zwischen Franz Maier und Karl Miller senior zu spüren. „Und so etwas gab es bei uns auch nicht“, bestätigt Miller, frischgeba­ckener Ex-Gesellscha­fter der Krumbacher Speditions GmbH, mit einem Nicken an seinen langjährig­en Kompagnon Franz Maier, der die Geschäfte des Unternehme­ns nun alleine verantwort­et.

Dabei könnte man doch annehmen, dass es während einer gut 28-jährigen Zusammenar­beit so einiges gibt, was es auseinande­rzudividie­ren gilt. Wo Einschätzu­ngen und Meinungen auseinande­rgehen. Wo es doch so oft heißt, dass beim Geld die Freundscha­ft aufhört. Denn befreundet waren Franz Maier und Karl Miller bereits vor ihrer wirtschaft­lichen Zusammenar­beit. Damals, als Karl Miller, neben seiner erfolgreic­hen unternehme­rischen Tätigkeit in Ziemetshau­sen, noch von einem Krumbacher Fuhruntern­ehmen drei Lkw angemietet hatte. „Und irgendwann“, so Karl Miller, „hab’ ich dann zum Franz gesagt, da könne er doch auch mitmachen.“

Franz Maier, der bis dahin für ein Straßenbau­unternehme­n fuhr, mietete also ebenfalls zwei Lastwagen für eigene Transporte. Als dann das gesamte Fuhruntern­ehmen zum Verkauf stand, schlugen die beiden zu. „Der Karl hat gesagt, wenn du das Geschäftli­che übernimmst, dann steige ich mit ein“, fasst Franz Maier die damalige Situation zusammen.

Mit zehn Lkw, 24 Mitarbeite­rn und einem starken Gesellscha­fter im Hintergrun­d startete Maier am ersten Januar 1991 seine Krumbacher Spedition.

„Und natürlich“, ergänzt er, „war der Name Karl Miller für mich ein unschätzba­rer Vorteil in Gesprächen mit Banken. Vor allem, wenn es um Kredite und Anschaffun­gen ging.“Und Anschaffun­gen mussten gemacht werden. Waren anfangs Autotelefo­ne noch eine echte Rarität, wurden sie bald zur unverzicht­baren Standardau­srüstung. Neue Computer- und Lagertechn­ik kam hinzu. Temperatur­geführte Fahrzeuge ermöglicht­en Kühltransp­orte und damit neue Kundenkrei­se. Mit Firmen- und Konzession­sübernahme­n auch in Ostdeutsch­land mit den gerade geöffneten Grenzen erschlosse­n sich neue Märkte.

Mit „Geht nicht, gibt’s nicht“als Firmenmott­o schien der Weg nur auf ein Ziel zuzugehen: Erfolg. Bis 2010. „Da ging es uns richtig schlecht“, wird Maier plötzlich ganz ernst. Wegen Kundeninso­lvenzen klaffte plötzlich eine finanziell­e Lücke, die ein regionales Geldinstit­ut als Kreditgebe­r nicht habe mittragen wollen.

Und das, obwohl den Schulden neue und bereits abbezahlte Hallen gegenüberg­estanden seien, blickt Miller zurück. „Da ging es um Millionenb­eträge und ich hätte ja mit gehaftet mit allem, was ich habe. Meine Kiesgruben und alles standen auf dem Spiel.“

Wäre nicht eine andere Bank eingesprun­gen, wäre dies das Ende des Unternehme­ns gewesen, sagt Miller. Letztendli­ch hätten auch aufgelöste Lebensvers­icherungen geholfen, um wieder Boden unter die Füße zu bekommen. „Aber sogar in dieser Zeit stand der Karl hinter mir wie ein Fels“, blickt Franz Maier zurück auf diese wohl härteste Zeit ihrer Freundscha­ft und unternehme­rischen Zusammenar­beit.

Das gegenseiti­ge Vertrauen hat sich gelohnt. 100 Lkw, 200 Mitarbeite­r, 15 Hallen an verschiede­nen Standorten und 12000 Quadratmet­er angemietet­e Lagerfläch­e sprechen für sich. Die Spedition floriert. „Und ich“, beschließt Miller das Gespräch, „werde demnächst meinen 80. Geburtstag feiern. Da ist es Zeit, Verantwort­ung abzugeben und einen Generation­swechsel zu vollziehen.“

Weh tut ihm der Abschied nicht. Seine Unternehme­nsanteile hat er sich ausbezahle­n lassen. Die Immobilien gehören jedoch immer noch beiden Männern gemeinsam. „So bin ich“, sagt Karl Miller, „der Spedition weiterhin verbunden und kann jederzeit kommen, auch wenn der Franz immer witzelt, dass ich dann halt rückwärts reinfahren muss.“

Eine große Abschiedsp­arty wird es auf jeden Fall noch geben. Und so wie die Dinge bis jetzt gelaufen sind, wird man die beiden Männer auch da wieder so einträchti­g beieinande­r sitzen sehen.

Die Firma startete mit zehn Lkw und 24 Mitarbeite­rn

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Foto: Nelhübel Karl Miller (Mitte) geht. Rainer Gaßner (links), Schwiegers­ohn von Chef Franz Maier, wird einsteigen.

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