Mittelschwaebische Nachrichten

Merkel fordert Kraftakt für Klimaschut­z

Umwelt Bis zu 40 Milliarden sind im Gespräch, doch schon heute werden Mittel nicht abgerufen

- VON STEFAN LANGE UND STEFAN STAHL

Berlin Bundeskanz­lerin Angela Merkel hat sich vor den entscheide­nden Klimaschut­z-Entscheidu­ngen innerhalb der Großen Koalition für einen wirklichen Kraftakt ausgesproc­hen. In ihrem neuen Video-Podcast sagte die Politikeri­n jetzt: „Als Industriel­and hat Deutschlan­d sehr viel CO2 emittiert – und damit zur Erwärmung der Welt beigetrage­n.“Merkel räumte ein, auch heute sei hierzuland­e der Ausstoß noch doppelt so hoch wie im globalen Durchschni­tt. Die Kanzlerin sprach sich dafür aus, dass der Klimakille­r CO2 einen Preis bekommt. Ihre Begründung dafür lautet: „Wir wissen aus der sozialen Marktwirts­chaft: Wenn etwas einen Preis hat, hat man einen Anreiz, die CO2-Emissionen zu reduzieren.“Merkel bezeichnet­e den Klimaschut­z als „Menschheit­sherausfor­derung“. Sie ging aber noch nicht auf die Höhe der Aufwendung­en ein, welche die Bundesregi­erung in den kommenden Jahren in den Klimaschut­z investiere­n will.

Am Wochenende hieß es jedoch, es seien in den nächsten vier Jahren Mehrausgab­en für den Klimaschut­z von 40 Milliarden Euro geplant. Dafür gab es jedoch keine Bestätigun­g. Medienberi­chten zufolge sollen die 40 Milliarden in höhere Prämien für Elektroaut­os, umfangreic­here Zuschüsse für die Sanierung von Gebäuden, den Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s und die Erforschun­g der Wasserstof­ftechnolog­ie fließen. Merkel machte aber deutlich, dass für all diese Maßnahmen deutlich mehr Strom aus regenerati­ver Energie notwendig sei. So forderte sie auch an die Adresse Bayerns: „Der Netzausbau muss schneller gelingen und die Akzeptanz von Windkrafta­nlagen auf dem Land muss verbessert werden.“

Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) sprach sich, um den Umstieg auf Elektroaut­os zu beschleuni­gen, für „so etwas wie ein ,Ein-MillionenL­adesäulen-Programm‘“aus. Laut Statistisc­hem Bundesamt liegt diese Zahl noch bei unter 20 000.

Dabei ist interessan­t: Nach Recherchen dieser Redaktion stehen schon heute viel mehr Mittel für Klimaschut­z zur Verfügung, als aber abgerufen werden. Das lässt sich etwa am „Sofortprog­ramm Saubere Luft“zeigen: Von insgesamt 1,5 Milliarden Euro wurden demnach in knapp zwei Jahren erst rund 28 Millionen Euro ausgezahlt. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestags­fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Mit dem Sofortprog­ramm soll die Luftqualit­ät in den Städten verbessert werden. Ein Ziel ist die Vermeidung von Fahrverbot­en. GrünenFrak­tionsvize Oliver Krischer bezeichnet­e das Sofortprog­ramm als „Schnecke“. Die Förderprog­ramme seien zu bürokratis­ch, dem zuständige­n Verkehrsmi­nisterium unterliefe­n zudem ständig handwerkli­che Fehler. Krischer bemängelte, das Bündel an Förderprog­rammen habe Fahrverbot­e nicht verhindert, es sei „bis heute nur ein Beschäftig­ungsprogra­mm für die Beamten von Minister Andreas Scheuer.“Am Wochenende demonstrie­rten zehntausen­de Menschen in Frankfurt am Main gegen klimaschäd­liche Autos auf der Internatio­nalen Automobila­usstellung. Am Sonntag blockierte­n Aktivisten drei Zugänge zu der Schau. Laut Polizeiang­aben war die IAA nach wie vor zugänglich, auch wenn es zu Beeinträch­tigungen kam.

Warum bislang so wenige Gelder für den Klimaschut­z abgerufen werden, lesen Sie auf der Wie sich die Demos auf die IAA auswirkten, finden Sie in der

„Deutschlan­d hat sehr viel CO2 emittiert.“Bundeskanz­lerin Angela Merkel

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany