Mittelschwaebische Nachrichten
Frisch provozierend
Zu „Papst provoziert Kritiker“(Politik) vom 12. September:
Fast hatte es schon den Anschein, als verließen unseren 82-jährigen Papst Franziskus altersgebeugt seine Kräfte, bereits in Angriff genommene Projekte zu vollenden, um die seit Jahrhunderten verstaubte katholische Kirche zu reformieren. Eifrige Nein-Sager und Unkenrufer und vor allem die hinter den Kulissen agierende Kurie, die ihre altüberlieferten Pfründe nicht verlieren will, streuen nach wie vor eifrig Sand in das Getriebe beim Umbau der Kirche.
Doch jetzt hat der Pontifex zum Ende seiner Afrika-Reise alle seine Kritiker bass in Erstaunen versetzt, indem er erfrischend provozierend sogar dazu aufrief, man dürfe ihn ruhig auch weiterhin kritisieren, weil Kritik so notwendig wie das Salz in der Suppe sei. Franziskus’ wiedergekehrter Elan ist für seine Getreuen wohltuend, jedoch auch notwendiger denn je. Gilt es doch nach wie vor, in der katholischen Kirche viele alte Zöpfe abzuschneiden, sei es das völlig sinnfreie Zölibat, die nicht gerade von christlicher Nächstenliebe strotzende, althergebrachte Kirchenweisung, geschiedene und wiederverheiratete Katholiken von der Kommunion auszuschließen, oder die dringende Notwendigkeit, wegen des gravierenden Priestermangels Laienkräfte weit mehr als bisher im Kirchendienst einzubinden.
So wartet auch für die im Oktober beginnende Amazonas-Synode noch eine gewaltige BeratungsAgenda – u. a. auch über Geiseln der Neuzeit, wie z. B. bedenkenloses Abbrennen der Regenwälder, Klimakatastrophen, Hungersnöte und schlicht der Erhalt unserer Erde und die Zukunft der darauf lebenden Menschen. Herbert Biedermann, Kirchdorf