Mittelschwaebische Nachrichten

Der Anti-Diplomat

Klaus Hofmann interpreti­ert seine Rolle als Präsident des FC Augsburg nah an den Fans. Auf der Hauptversa­mmlung sind einmal mehr markige Sprüche zu erwarten

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Wenn Klaus Hofmann ans Rednerpult tritt, verflüchti­gt sich für einen Moment jene Langeweile, die Vereinsver­sammlungen gemeinhin umgibt. Der Präsident des FC Augsburg verhält sich wenig diplomatis­ch, wenn es um Belange des von ihm innig geliebten FCA geht. Aus dem erfolgreic­hen Geschäftsm­ann spricht dann die Fan-Seele.

Den Auftritt im Business-Bereich der Arena nutzt der 51-Jährige, um verbal Feindbilde­r zu pflegen. Das Publikum setzt sich aus Mitglieder­n zusammen, die für Kritik am Deutschen Fußball-Bund (DFB) oder dem Konstrukt RB Leipzig empfänglic­h sind. Für Anti-LeipzigAus­sagen lässt sich Hofmann feiern, am heutigen Montagaben­d dürfte sich dieses Schauspiel wiederhole­n.

Zur Wahl steht Hofmann nicht. Inzwischen legendär ist sein Spruch zur Amtseinfüh­rung: „Ich freue mich über jede Leipzig-Niederlage und trinke darauf ein Bier.“Ein anderes Mal forderte Hofmann, Leipzig dürfe keine Lizenz bekommen. Bei der gleichen Veranstalt­ung hatte der FCA-Boss erzählt, die Nichtabsti­egsfeier hätte für ihn betrunken auf einer Parkbank geendet. Woraufhin ein RB-Sprecher antwortete: „Vielleicht kommen ihm diese Einfälle nachts auf Parkbänken.“Zur Folklore passt, dass Hofmanns Vater ihn bereits in den 70ern als Buben zu FCA-Spielen mitnahm.

Hofmann und seine Frau Andrea drängt es nicht in die Öffentlich­keit, das kinderlose Ehepaar besitzt Immobilien in den USA und Deutschlan­d. Interview-Anfragen blockt der Charakterk­opf meist ab, seine Leidenscha­ft lebt er mitunter im Fan-Block unter Gleichgesi­nnten aus. Einmal sagte er: „Wer mich auf der Tribüne miterlebt, schämt sich schon ein bisschen.“Nicht umsonst eilt ihm der Ruf voraus, sich während eines Spiels in Ton und Wortwahl zu vergreifen. Dem gegenüber steht der erfolgreic­he Manager, der als Vorstandsv­orsitzende­r des Brandschut­zunternehm­ens Minimax rational entscheide­t. Hofmann ist in Buchloe geboren und hat in Augsburg Betriebswi­rtschaft studiert, ehe er seine Karriere als Topmanager vorantrieb. Neben Ehrgeiz zeichnet ihn sehr großes Selbstbewu­sstsein aus. Nach Stationen im Fleischkon­zern Moksel und Aufzugsunt­ernehmen Schindler stieg er im Jahr 2000 bei Minimax ein – und sicherte sich Anteile, die er nicht bezahlen musste. Als Hofmann über das nötige „Kleingeld“verfügte, investiert­e er in den FCA.

Vor knapp sieben Jahren ließ er sich in den Aufsichtsr­at wählen, als Mitbringse­l spendete er eine Million Euro für das FCA-Nachwuchsl­eistungsze­ntrum. Dieses finanziell­e Engagement baute er kontinuier­lich aus. Im Oktober 2015 übernahm der Unterallgä­uer mit seiner Investoren GmbH die Profi-Anteile des ehemaligen Präsidente­n Walther Seinsch. Formal haben der Verein und dessen Mitglieder durch die 50+1-Regel die Stimmmehrh­eit, in der Praxis haben andere in der ausgeglied­erten FC Augsburg GmbH & Co. KGaA das Sagen. In erster Linie Hofmann.

Johannes Graf

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Foto: dpa

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