Mittelschwaebische Nachrichten

Dank Oma alles kein Problem

- VON CHRISTINA HELLER hhc@augsburger-allgemeine.de

Hin und wieder suche ich einen Autoren für diese Kolumne. Dann ziehe ich von Kollege zu Kollege und frage, ob er oder sie nicht etwas schreiben möchte, von einer Begebenhei­t erzählen will, in der das wahre Leben zugeschlag­en hat. Wenn man selbst einfach an der Realität gescheiter­t ist (oder vielmehr an sich selbst) – aber im Nachhinein darüber lachen kann. Meist bekomme ich dann nach kurzem Überlegen die Antwort: „Also mir passiert einfach nichts.“Ich weiß nicht, wie die Kollegen das machen. Mir passiert nämlich andauernd etwas.

Jüngstes Beispiel: Der Mann ist am Freitagnac­hmittag zu einer Wanderung aufgebroch­en, wird das ganze Wochenende nicht da und auch nicht erreichbar sein. Auch mal schön, dachte ich. Bis ich am Freitagabe­nd vor der Haustür stand. Ich griff dorthin, wo immer mein Schlüssel ist, und fand: Nichts. Kein Schlüssel. Nicht in der Handtasche, nicht im Auto, nicht in der Hosentasch­e. Auch bei Freunden und Nachbarn liegt kein Ersatz. Wozu auch? Wir sind ja zu zweit. Der andere ist samt Schlüssel im Zweifel greifbar. Außer er geht Wandern.

Und was macht man an einem Freitagabe­nd, wenn man feststellt: Diese Wohnung bleibt bis Montag vermutlich verschloss­en? Man ruft seine Oma an – das zumindest habe ich getan. Und meine Oma hat mir nicht nur ihre Wohnungstü­r geöffnet (und ein Abendbrot zubereitet und ein Bett überzogen), sondern auch ihren Kleidersch­rank. Schließlic­h hatte ich nichts zum Anziehen dabei. Wer sich das jetzt komisch vorstellt: Meine Oma ist eine sehr modische Frau.

Am Ende war ich jedenfalls ziemlich froh, dass mir doch relativ oft etwas passiert. So ein Wochenende in Omas Kleidung (und Wohnung) ist einfach was Schönes.

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Foto: stock.adobe.com Was tun, wenn man sich am Wochenende ausgesperr­t hat?

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