Mittelschwaebische Nachrichten
Wie Mexiko-Stadt die Gewalt eindämmen will
Kriminalität Kommune kauft Waffen von den Besitzern auf. Viel Geld gibt es nicht dafür
Mexiko-Stadt Ángeles holt ihre Pistole aus einem Beutel hervor und legt sie auf den Tisch. Sie ist umringt von Polizisten und Soldaten in einer Kirche in Mexikos Hauptstadt Mexiko-Stadt. Die Beamten begutachten die Waffe. Am Ende bekommt die 59-jährige Hausfrau 240 Pesos (knapp elf Euro) in einem Umschlag. Keine Erklärungen, keine Namen – alles erfolgt anonym. „Das war eine Sportpistole, die sich lange in unserem Haus befand“, sagt „Ich hielt sie gut verwahrt, doch ich habe Kinder. Also besser, sie abzugeben und Unfälle zu vermeiden“.
Waffenrückkäufe wie diesen macht das Programm „Sí al desarme, sí a la paz“(Ja zur Entwaffnung, Ja zum Frieden) möglich, das die Stadtverwaltung unter Federführung des Verteidigungsministeriums Anfang des Jahres speziell für die neun Millionen Einwohner von Mexiko-Stadt auflegte. Seitdem haben in der Metropole 3900 Waffen die Besitzer gewechselt. Nach dem Rückkauf werden sie zerstört.
Solche Programme existierten bereits unter früheren Regierungen – und sie sind heute vielleicht nötiger denn je: 2018 gab es eine Rekordzahl von 36000 Morden im Land – das sind fast 100 Tötungsdelikte pro Tag. Zum Vergleich: In Deutschland zählte die Statistik des Innenministeriums in der Rubrik Mord, Totschlag und Tötung auf Verlansie. gen im vergangenen Jahr 2471 Fälle. Die meisten Morde werden in Mexiko mit einer Schusswaffe verübt. Gleich zwei mexikanische Städte gehören übrigens zu den drei gefährlichsten Metropolen der Welt.
Die gefährlichste Stadt der Welt ist das mexikanische Tijuana an der Grenze zu den USA. Auf Platz zwei folgen der einst mondäne mexikanische Badeort Acapulco und auf Platz drei die venezolanische Hauptstadt Caracas.