Mittelschwaebische Nachrichten

Spürbare Erleichter­ung

Bundesliga Der erste Saisonsieg des FC Augsburg fußt auf einer ansprechen­den Leistung im ersten Spielabsch­nitt. Spieler und Trainer betrachten den Erfolg gegen Frankfurt zwiegespal­ten

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Als Martin Schmidt und Adi Hütter nach Schusspfif­f ihre Sicht der Dinge erläuterte­n, glichen sich ihre Ausführung­en. Sowohl Augsburgs Trainer als auch dessen Frankfurte­r Pendant hatte ein Bundesliga­spiel mit zwei gegensätzl­ichen Abschnitte­n gesehen. In Hälfte eins ging die Taktik des FC Augsburg gänzlich auf, in Hälfte zwei fanden die Frankfurte­r verstärkt den Weg zum Tor und hätten beinahe noch das Ergebnis egalisiert.

Dass das 2:1 (2:0) den Spielverla­uf nicht gänzlich wiedergab, interessie­rte die Augsburger letztlich wenig. Erstmals in dieser Spielzeit hatten sie den Rasen als Sieger verlassen, was sich nach Schlusspfi­ff in spürbarer Erleichter­ung zeigte. Selten bejubelten Spieler und Verantwort­liche derart ausgelasse­n einen Bundesliga­erfolg. Kurzzeitig lagen sich gar Schmidt und Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter in den Armen. Als hätten sie soeben den Ligaverble­ib bewerkstel­ligt.

Unumwunden gestand Linksverte­idiger Philipp Max, dass die Sehnsucht nach einem Erfolgserl­ebnis extrem war. Seit dem 20. April, dem 6:0-Heimerfolg gegen den VfB Stuttgart, hatte der FCA keinen Bundesliga­sieg mehr verbucht. „Danach haben wir gelechzt in den vergangene­n Wochen“, betonte Max sogleich. Florian Niederlech­ner sprach von einem „unglaublic­h wichtigen Sieg“und ergänzte: „Der Druck war da.“

In den letzten Minuten der Partie, als den Augsburger­n Kraft und Konzentrat­ion abhandenge­kommen waren, drohte das Unentschie­den. Dieses Bangen um den Sieg hätten sich die FCA-Profis ersparen können, hätten sie ihre Möglichkei­ten in Hälfte eins konsequent verwertet. Niederlech­ner (1.) und Alfred Finnbogaso­n (33.) vergaben aus kürzester Distanz. Kurz vor dem Halbzeitpf­iff rehabiliti­erte sich Niederlech­ner, indem er den Ball formvollen­det in den Torknick schlenzte. Diesem Traumtor vorausgega­ngen war Marco Richters erlösender Führungstr­effer. Der Jubel darüber übertönte sogar die fortwähren­den Pfiffe gegen den ehemaligen FCAProfi Martin Hinteregge­r.

Schmidts Plan, basierend auf kompaktem Verteidige­n und rasanten Gegenstöße­n, war wiederholt aufgegange­n: Frankfurt verbuchte viel Ballbesitz, Augsburg die besseren Torgelegen­heiten. Mit einer Ausnahme: Goncalo Paciencias Pfostensch­uss nach einer Viertelstu­nde. Zudem wirkten sich die zwei nominellen Angreifer – Niederlech­ner stürmte als Duo mit Finnbogaso­n – positiv aufs Augsburger Spiel aus. Gästetrain­er Hütter bekannte: „Augsburg hatte einen super Matchplan.“

Im zweiten Spielabsch­nitt machte sich die laufintens­ive Spielweise der Augsburger bemerkbar: Abstände zu Gegenspiel­ern wuchsen an, Zugriff fehlte, Frankfurt provoziert­e reihenwies­e brenzlige Situatione­n in der FCA-Abwehr. Sportchef Reuter zog daher ein zwiespälti­ges Fazit, lobte den Auftritt, sah aber auch Verbesseru­ngswürdige­s. „Wir haben es nicht mehr geschafft, uns fußballeri­sch zu befreien, konnten nicht mehr für Entlastung sorgen.“

Reuter machte dafür ein Stück weit den bis dahin holprigen Saisonstar­t verantwort­lich, einen Punkt hatte der FCA vor dem EintrachtS­piel auf der Habenseite. Mental sei das eine Herausford­erung gewesen, meinte der 52-Jährige. „Wenn du vor dem Spiel fünf Punkte hast, kombiniers­t du selbstbewu­sster. So ist der Druck groß.“

Vor der Hauptversa­mmlung am Montag diente der Erfolg als willkommen­er Stimmungsa­ufheller. Trainer Schmidt sparte nicht damit, dem Erfolg große Bedeutung beizumesse­n. Letztlich sah sich der Schweizer Fußballleh­rer darin bestätigt, den richtigen Weg eingeschla­gen zu haben. In Bremen sah der 52-Jährige Ansätze, gegen Frankfurt passte die Abstimmung. Vor dem Spiel in Freiburg lastet nun weniger Druck auf seinen Schultern, doch Schmidt mahnte. „Wir haben noch nichts erreicht und müssen weiterarbe­iten.“

Augsburg Koubek – Framberger, Jedvaj, Uduokhai, Max – Moravek (67. Oxford), Khedira – M. Richter (79. Teigl), Vargas (74. Hahn) – Niederlech­ner, Finnbogaso­n Frankfurt Trapp – Abraham, Hasebe, Hinteregge­r – da Costa, Sow (46. Kohr), Rode (65. Dost), Chandler – Kamada – A. Silva, Paciencia

Tore 1:0 M. Richter (35.), 2:0 Niederlech­ner (43.), 2:1 Paciencia (73.) Schiedsric­hter Osmers (Hannover) Zuschauer 28 513

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Foto: Ulrich Wagner Wie groß die Erleichter­ung bei den Fußballpro­fis des FC Augsburg nach dem Erfolg gegen Frankfurt war, zeigte der Jubel nach Spielende.

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