Mittelschwaebische Nachrichten
Der beflügelnde Geist von Ehekirchen
Landesliga Gesperrter Trainer, angespannter Sportleiter, aber eine spielfreudige Mannschaft. Ichenhausen schafft ein hoch verdientes 4:1 und kann nun ruhiger in die Zukunft schauen
Ehekirchen Vor einem Landesligaspiel sagt Henning Tatje selten etwas zur Mannschaft. Während der Fahrt nach Ehekirchen aber ergriff der Abteilungsleiter des SC Ichenhausen im Mannschaftsbus das Wort. Es wurde eine für seine Verhältnisse kurze, knackige Ansprache. Und die Fußballer hielten sich danach buchstabengetreu an alles. An diesem schönen Sonntagnachmittag wollten sich die Königsblauen die Nackenschläge der jüngeren Vergangenheit einfach von der Seele schießen. Sie spielten für sich, sie rannten für ihren angespannten Sportleiter Rudi Schiller, der am Donnerstag Geburtstag gefeiert hatte. Und sie kämpften für ihren gesperrten Trainer Oliver Unsöld, der zwar mitgefahren war, nach seinem Platzverweis von Durach während der Partie aber Kontaktverbot zur Mannschaft hatte. Heraus kamen ein hoch verdienter 4:1-Erfolg und ein weithin vernehmbares Aufatmen bei Fußballern, Verantwortlichen und Fans.
Es begann schon optimal, denn bereits in der zweiten Minute fälschte ein Ehekircher Feldspieler einen Schuss von Pierre Heckelmüller so fatal ab, dass der Ball unerreichbar für Torwart Simon Lenk wurde. In den folgenden Minuten vergaben nacheinander Alexander Sigl, Kilian Kustermann und Mateusz Staron Top-Möglichkeiten.
Wie so oft im Fußball gelang deshalb den Gastgebern mit ihrer ersten wertvollen Aktion gleich der Ausgleich. Simon Schmaus verwertete eine Hereingabe von Christoph Hollinger aus kurzer Distanz ganz cool. Kurz danach hatte der SCI sogar Glück, als ein 20-Meter-Knaller von Lucas Labus um Zentimeter am Pfosten vorbeistrich. Dann aber war wieder königsblau am Zug. Yannick Maurer gelang eine mustergültige Kopfball-Vorlage auf Staron, der anschließend keine Mühe hatte, den Ball ins leere Tor zu nicken (41.).
Nach dem Seitenwechsel sahen die 250 Besucher erneut einen SCI mit Vorwärtsdrang. Einziger Schwachpunkt der famos aufspielenden Mannschaft war das ToreSo stand Maurer einmal allein vor der Kiste, sein Heber ging aber daneben. Benjamin Sturm schoss den Ball aus fünf Metern gar am Tor vorbei. Und einen SuperSchuss von Staron aus 16 Metern wehrte Lenk bravourös ab.
In der 70. Minute und damit viel zu spät erreichten die Königsblauen endlich das vorentscheidende 3:1. Nach einem Foul an Kustermann entschied der sehr gute leitende Elias Tiedeken auf Strafstoß und Andreas Beckmann verwandelte vom Punkt sicher. In Unterzahl (Innenverteidiger Waldemar Schaab sah die Ampelkarte) rettete Ichenhaugriffen, sens bis dahin weitgehend beschäftigungsloser Schlussmann Liridon Rrecaj zweimal prächtig, ehe auf der anderen Seite des Feldes Dennis Bogdan der Treffer zum Endstand gelang (81.).
Die Gespräche nach Spielende beherrschte dann der von Ichenhauser Seite erfundene „Geist von Ehekirchen“. Zwei Jahre zuvor hatten die damals personell geschwächten Königsblauen in einer ähnlich schwierigen Phase der Saison schon mal ein ganz entscheidendes Spiel dort gewonnen. Tatje wertete den Auftritt gestern dann auch als wichtiges Signal: „Die Jungs haben beschießen. was auf dem Spiel stand. Das war ein wertvoller Sieg.“
FC Ehekirchen Lenk – Appel, Labus, Panknin, Schmaus, Hollinger (75. Hasenbichler), Wenger, Rutkowski (59. Schmidt), Jahner (63. Ledl), Schaller, Mayr
SC Ichenhausen Rrecaj – Sturm, Schaab, Ocker, Breskott, Beckmann, Maurer, Sigl (78. Bogdan), Heckelmüller, Staron (89. Fischäß), Kustermann (88. Dopfer) Schiedsrichter Tiedeken (TSV Neusäß, Gruppe Augsburg)
Tore 0:1 Heckelmüller (2.), 1:1 Schmaus (17.), 1:2 Staron (41.), 1:3 Beckmann (70./Foulelfmeter), 1:4 Bogdan (81.) Gelb-rot Schaab, Ichenhausen (80.) Zuschauer 250