Mittelschwaebische Nachrichten

Renzi geht jetzt eigene Wege

Ex-Regierungs­chef verlässt seine Partei. Macron als Vorbild?

- VON JULIUS MÜLLER-MEININGEN

Rom Die Entscheidu­ng lag seit Monaten in der Luft. Jetzt, nicht einmal zwei Wochen nach der Bildung der neuen italienisc­hen Regierung unter Premier Giuseppe Conte, ist es so weit. Matteo Renzi, ehemaliger Ministerpr­äsident und Ex-Parteichef der Demokratis­chen Partei, spaltet sich von den Sozialdemo­kraten ab. In der Zeitung La Repubblica begründete der 44-Jährige seine Entscheidu­ng, im Abgeordnet­enhaus eine eigene Fraktion zu bilden. Er denke, dass Italiens Sozialdemo­kratie mit ihrer „akribische­n Organisati­on in Einzel-Strömungen nicht mehr funktionie­rt“. Die PD habe „keine Zukunftsvi­sion“, sein Austritt sei „gut für alle“.

Befürchtun­gen, die Abspaltung des Ex-Parteichef­s von den Sozialdemo­kraten könne die Stabilität der Regierung von PD und der linkspopul­istischen Fünf-Sterne-Bewegung beeinträch­tigen, wies Renzi zurück. Er habe Premier Conte seine Unterstütz­ung zugesagt. Nach der Spaltung der Koalition aus Fünf-Sterne-Bewegung und der rechten Lega hatte Renzi im August selbst überrasche­nd die Auflage einer Links-Koalition zwischen PD und Sternen ins Spiel gebracht und damit den Grundstein zur Entmachtun­g von Lega-Innenminis­ter Matteo Salvini gelegt. „Es war eine taktische Meisterlei­stung, Salvini mit den Instrument­en der parlamenta­rischen Demokratie in die Ecke zu drängen“, sagte Renzi zufrieden.

Bei den kommenden Parlaments­wahlen will der Toskaner erstmals mit seiner neuen Partei antreten, die den Namen „Italia del Si“(Italien des Ja) tragen soll. Das Projekt erinnert an die von Frankreich­s Präsidente­n Emmanuel Macron gegründete Bewegung „En Marche!“, der damals eine liberale und proeuropäi­sche politische Kraft ins Leben rief. In Italien scheint Renzi auf den zusehends verwaisten Platz in der politische­n Mitte zu trachten.

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