Mittelschwaebische Nachrichten

LEW-Mutter wird zerschlage­n

Energie Eon darf den Konzern übernehmen, zu dem auch die Schwaben gehörten. Und nun?

- VON JULIAN WÜRZER

Augsburg Innogy sollte die Zukunft gestalten. Das Unternehme­n sollte das Geschäft mit erneuerbar­en Energien vorantreib­en. Deshalb brachte der Mutterkonz­ern RWE Innogy an die Börse. Medien schrieben damals vom größten Börsengang seit Jahren. Aktionäre investiert­en fleißig. Das war im Jahr 2016. Drei Jahre später steht fest: Innogy wird zerschlage­n. Die EUKommissi­on in Brüssel genehmigte am Dienstag die Übernahme von Innogy durch den Energierie­sen Eon gegen Auflagen. Damit steht dem Tauschdeal von RWE und Eon nichts mehr im Weg.

Bis Ende der Woche will Eon die Mehrheit an Innogy übernehmen: 90 Prozent der Aktien. Das teilte Eon-Chef Johannes Teyssen am Dienstag in Essen mit. „Damit schaffen wir ein Unternehme­n, das wie kein anderes in Europa die Kunden in den Mittelpunk­t stellen wird.“Dafür übernimmt der Konzern auch den Großteil der 40000 Innogy-Mitarbeite­r. Vorerst jedenfalls. Teyssen bleibt aber dabei, 5000 Stellen ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n streichen zu wollen. Bis Ende November soll Klarheit darüber herrschen, wie viele Arbeitsplä­tze an welchen Standorten wegfallen sollen. „München, Essen und Dortmund werden mit Sicherheit eine gewisse Betroffenh­eit haben“, sagt der Vorstandsv­orsitzende.

Eon soll künftig die Netze und das Endkundeng­eschäft von Innogy erhalten und so zum Strom- und Gasliefera­nt werden. Auf der anderen Seite des Deals steht der Energiekon­zern RWE. Er überträgt in dem Tauschgesc­häft seine Anteile der Innogy-Aktien, 76,8 Prozent, auf Eon. Im Gegenzug wird RWE mit 16,7 Prozent zum größten EonAnteils­eigner. So verwoben die Unternehme­nsstruktur von RWE und Eon künftig sein wird, so unterschie­dlich werden ihre Wege zumindest innerhalb der Energiebra­nche sein – vor allem, um sich nicht in die Quere zu kommen. RWE soll sich fortan auf die Stromprodu­ktion konzentrie­ren und als Großhändle­r agieren. Im Sinne des Klimawande­ls und der Energiewen­de in Deutschlan­d übernimmt der Konzern die Anlagen für erneuerbar­e Energien von Innogy und Eon. Auch das Kernkraftw­erk in Gundremmin­gen soll im Zuge des Tauschgesc­häfts an RWE übertragen werden.

Damit die Zerschlagu­ng von Innogy überhaupt zustande kommen konnte, muss Eon nach Forderung der EU-Kommission einige Geschäftsf­elder, die bislang noch Innogy gehören, an Dritte verkaufen. Darunter fallen das Gas- und Stromkunde­ngeschäft in der Tschechisc­hen Republik sowie in großen Teilen Ungarns. Zu möglichen Abnehmern äußerte sich Teyssen nicht. In Deutschlan­d verzichtet Eon auf Teile der Heizstromk­unden und den Betrieb von 34 Ladestatio­nen für Elektrofah­rzeuge an Autobahnen. „Lieber gehen wir einen Konsens ein, als mit allem recht zu haben“, sagte Eon-Chef Teyssen. Die Integratio­n von Innogy soll bis Ende 2021 umgesetzt sein.

Die Konkurrenz kritisiert­e die Entscheidu­ng der EU-Kommission. Der Ökostroman­bieter Lichtblick befürchtet, dass durch den Zusammensc­hluss von Eon und RWE letztlich der Verbrauche­r und der Industries­tandort Deutschlan­d „die Zeche zahlen muss“.

In der Region Schwaben versorgt die Lechwerke AG, kurz LEW, rund eine Million Menschen mit Energie. Das Unternehme­n befindet sich zu knapp 90 Prozent in Besitz von Innogy. Bedenken, dass die LEW unter der Zerschlagu­ng des ehemaligen RWE-Tochterkon­zerns leiden könnte, beschwicht­igt Teyssen auf Nachfrage unserer Redaktion. Er sagt, dass regionale Energiever­sorgungsun­ternehmen grundsätzl­ich erhalten bleiben. „Deren Grundstruk­turen stehen nicht infrage.“

Zwar werden durch die Transaktio­n alle Aktien der Innogy auf Eon übertragen, aber laut LEW-Pressespre­cher Ingo Butters habe das keine Auswirkung­en auf die Aktionärss­truktur des Unternehme­ns sowie für die Kunden. „Wir sind davon überzeugt, dass sich für uns im EonVerbund große Chancen bieten. Und die Strukturen von Regionalge­sellschaft­en wie LEW bleiben erhalten.“

 ?? Foto: dpa ?? Eon-Chef Johannes Teyssen erklärt die Übernahme von Innogy.
Foto: dpa Eon-Chef Johannes Teyssen erklärt die Übernahme von Innogy.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany