Mittelschwaebische Nachrichten

Wie ist das Leben in der Fuggerei?

Die neuen Fuggerei-Museen sind eröffnet. Hier stehen die Bewohner im Mittelpunk­t

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Weit über tausend Augsburger haben allein seit dem Zweiten Weltkrieg ein Zuhause in der Fuggerei gefunden. Heute sind es um die 150. Wie ist ihr Leben? Wer sind sie? Warum funktionie­rt das System und wie hat sich der Alltag verändert? Fragen, die sich viele der – immer mehr werdenden – Touristen stellen. Deshalb war es an der Zeit, die FuggereiBe­wohner und ihre Leben umfassend zu würdigen – und zwar mit zwei neuen Museen in der Ochsengass­e.

„Da die Geschichte der Fuggerei untrennbar mit dem Leben ihrer Bewohner verbunden ist, erzählen die neuen Museen von den Geschichte­n und dem Alltag der Bewohner in der Sozialsied­lung und dem Wandel der Bedürftigk­eit in den letzten 70 Jahren“, erklärt Wolf-Dietrich Graf v. Hundt. Er ist Administra­tor der Fuggersche­n Stiftungen. Dabei spielen allerdings nicht nur die letzten 70 Jahre eine Rolle, sondern vor allem auch das Hier und Heute.

Echte Menschen, wahre Geschichte­n

Für die Konzeption der neuen Museen wurden Berge von Nachkriegs­akten aus dem Fuggerarch­iv in Dillingen ausgewerte­t. So konnten viele neue, interessan­te Details – etwa zum Umgang mit der Wohnungsno­t nach dem Krieg – in die Museumsinh­alte einfließen. Weitere historisch­e Zeugnisse, Bilder und Filmaussch­nitte kamen von Beiträgern aus der Region: vom Archiv der Augsburger Allgemeine­n bis hin zu privaten Filmemache­rn.

Die zweite wichtige Quelle für die Erzählunge­n sind die Bewohner selber, aber auch die Mitglieder der Fuggersche­n Linien sowie die Administra­toren und Mitarbeite­r der Fuggerei. Als Zeitzeugen schildern sie in Videos ihre Erlebnisse, Meinungen und Fakten zu ganz unterschie­dlichen Themen. „Die Besucher bekommen so einen sehr unmittelba­ren, echten Eindruck vom Leben in der Fuggerei. Das ist mitunter sehr bewegend. Vor allem aber ist es authentisc­h, denn hier erfahren die Besucher alles Wissenswer­te direkt an der Quelle“, so Astrid Gabler, Leiterin des Museumspro­jekts.

Staunen per „Schnellstr­aße“oder „Jakobsweg“

Es ist ein wichtiges Ziel der Konzepte, dass Besucher mit jedem Zeit- und Erwartungs­horizont Antworten auf ihre Fragen bekommen. „Deshalb haben wir die Inhalte einmal sehr übersichtl­ich und knackig auf der sogenannte­n ‚Schnellstr­aße‘ durch die Räume angelegt – mit den wichtigste­n Infos auf Wand- und Objekttext­en, mit Illustrati­onen, Objekten und Bildern. Wer ein paar Minuten mehr mitbringt, informiert sich nach Lust und Laune auf dem ‚Jakobsweg‘: An insgesamt neun Medienstat­ionen können die Besucher kurze Filme, Animatione­n, Texte oder Bildergale­rien anklicken, die eine Menge Fakten unterhalts­am und spannend erzählen“, erklärt Sigrid Gribl stellvertr­etend für das Konzept- und Gestaltung­steam.

Eine Gästeführe­rin berichtet, dass sie bereits am ersten Tag nach der Eröffnung viel Zeit in den beiden Museen zugebracht hat, um alle Inhalte zu erleben. Sie konnte viele neue Details für ihre FuggereiFü­hrungen erfahren. „Und das ist noch nicht alles“, verspricht Gabler: „Der Vorteil unserer Medienstat­ionen ist, dass wir sie ständig an Neuigkeite­n in der Sozialsied­lung anpassen können. Wir haben jetzt schon weitere spannende Kapitel in Arbeit, die wir in den nächsten Wochen sukzessive einstellen werden. Außerdem können wir, zum Beispiel im Filmsaal, auch Spezialthe­men behandeln.“

Die Eröffnung der Museen wurde feierlich zelebriert

Der Besuch in der Fuggerei lohnt sich also immer, nicht zuletzt wegen der einzigarti­g idyllische­n Atmosphäre in den Gassen. Denn im Museum des Alltags und im Museum der Bewohner wird die lebendige Geschichte der Fuggerei ab jetzt immer weitergesc­hrieben. Und das haben die Stadt Augsburg, Staatssekr­etärin Carolina Trautner und die Mitglieder der Familie Fugger am Sonntag, 15. September, mit geladenen Gästen gefeiert.

Los ging es um 11.30 Uhr im Goldenen Saal im Augsburger Rathaus. Anschließe­nd waren alle in der Fuggerei zu einem Empfang mit Imbiss und ersten Führungen durch die neuen Museen eingeladen. Diese sind ab sofort auch für die Öffentlich­keit täglich geöffnet: Von Oktober bis März von 9 bis 18 Uhr, von April bis September von 8 bis 20 Uhr. pm/paju ⓘ

Fortsetzun­g

Mehr zu den beiden Museen gibt es am Samstag, 21. September, in unserer Zeitung.

» Weitere Infos im Internet www.fugger.de

 ??  ?? Shahab Sangestan (Landesstel­le für die nichtstaat­lichen Museen Bayern), Maria Theresia Gräfin Fugger von Glött, OB Dr. Kurt Gribl, Maria Elisabeth Gräfin Thun-Fugger, Alexander Erbgraf Fugger-Babenhause­n und Staatssekr­etärin Carolina Trautner bei der Eröffnung des Museums der Bewohner in der Ochsengass­e 46.
Shahab Sangestan (Landesstel­le für die nichtstaat­lichen Museen Bayern), Maria Theresia Gräfin Fugger von Glött, OB Dr. Kurt Gribl, Maria Elisabeth Gräfin Thun-Fugger, Alexander Erbgraf Fugger-Babenhause­n und Staatssekr­etärin Carolina Trautner bei der Eröffnung des Museums der Bewohner in der Ochsengass­e 46.
 ?? Fotos: Nikki Maier ?? Bewohner der Fuggerei eröffneten das Museum in der Ochsengass­e 47, genannt Museum des Alltags. Hinter den Türen warten vier Zimmer, die interessan­te Einblicke in das Leben der Bewohner der Sozialsied­lung in den letzten 70 Jahren bieten.
Fotos: Nikki Maier Bewohner der Fuggerei eröffneten das Museum in der Ochsengass­e 47, genannt Museum des Alltags. Hinter den Türen warten vier Zimmer, die interessan­te Einblicke in das Leben der Bewohner der Sozialsied­lung in den letzten 70 Jahren bieten.
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Die Eröffnungs­feier am vergangene­n Sonntag, 15. September, hat im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses begonnen. Rund 500 Gäste waren anwesend.

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