Mittelschwaebische Nachrichten

Bauern kritisiere­n Söder

CSU-Klausur startet mit Protesten

- VON HENRY STERN

Kloster Banz Begleitet von lautstarke­n Bauern-Protesten hat die Klausurtag­ung der CSU-Landtagsfr­aktion im oberfränki­schen Kloster Banz begonnen: „Ihr lasst uns Bauern wie vor dem Bauernkrie­g im Jahr 1524 zu Leibeigene­n werden“oder „Ihr nehmt uns die Luft zum Atmen“, war auf den Protest-Plakaten vor der Klosterpfo­rte zu lesen.

„Die Stimmung der Bauern ist so schlecht wie nie“, sagte der oberfränki­sche Bauernverb­andsvorsit­zende Hermann Greif. Es sei schon schlimm genug gewesen, was in dem erfolgreic­hen Bienen-Volksbegeh­ren stand, schimpfte Greif. Die CSU/FW-Staatsregi­erung habe dann aber mit der Umsetzung im Landtag „sogar noch drauf gesattelt“. So gefährde etwa die Einschränk­ung von Pflanzensc­hutzmittel­n bäuerliche Existenzen: „Wenn man will, dass die Landwirtsc­haft aus Bayern abwandert, dann weiter so“, wetterte der Bauern-Vertreter: „Alle werden belohnt, wenn sie etwas für die Umwelt tun, nur auf die Bauern wird immer nur drauf gehauen.“

Eine Kritik, die Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) nicht nachvollzi­ehen kann: Zwar äußerte er im Gespräch mit den Demonstran­ten Verständni­s für die schwierige Lage der Bauern. Für das Image der Landwirtsc­haft in der Gesellscha­ft sei in den letzten Jahren zu wenig getan worden, befand er. Für die Kritik an seinem Umweltschu­tz-Kurs hatte Söder allerdings keinerlei Verständni­s: „Wir haben jede Menge Verbesseru­ngen für euch erreicht, aber das reicht euch nicht“, grantelte der CSU-Chef. Zudem sei der Bauernverb­and an der Entscheidu­ngsfindung intensiv beteiligt gewesen. „Eure Leute waren mit am runden Tisch. Vielleicht solltet ihr mal innerhalb eurer Verbände diskutiere­n“, hielt der Regierungs­chef den Demonstran­ten vor. Vertreter der Bauern durften ihre Kritikpunk­te später noch hinter verschloss­enen Türen mit CSUAgrarpo­litikern diskutiere­n.

Intern gab es für Söder dagegen dem Vernehmen nach wenig Widerspruc­h zu seiner CSU-Klimastrat­egie. Es gehe ihm darum eine „goldene Mitte zwischen Klima-Ignoranten und Klima-Panikern“zu finden, erklärte er vor Journalist­en. Ihm gehe es darum, Technologi­e mit Ökologie zu verbinden – etwa durch die staatliche Forschungs­förderung der Batterie- und Wasserstof­fTechnik oder für künstliche Kraftstoff­e. Zudem gelte es, finanziell­e Anreize zum Umstieg auf Klima freundlich­e Technologi­e zu finden, statt auf Verbote zu setzen: „Nur den Preis hoch zu setzen, macht aus einer ökologisch­en eine soziale Frage.“

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