Mittelschwaebische Nachrichten

Der FCA-Chef und der Videobewei­s

Fußball Klaus Hofmann ist grundsätzl­ich ein Befürworte­r, doch ohne Änderungen sieht er keine Zukunft für das umstritten­e Hilfsmitte­l. Er kritisiert den DFB hart, macht aber auch Vorschläge

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Dass Klaus Hofmann, der Vorstandsv­orsitzende des FC Augsburg, gerne besonders die Auswärtssp­iele unter den eigenen Fans verfolgt, ist bekannt. So bekommt er hautnah die Emotionen mit und kann sie auch ausleben. Darum stand der 51-Jährige auch beim 2:3 bei Werder Bremen im Gästefanbl­ock. Und dort hatte er ein Déjàvu. „Als Florian Niederlech­ner das 2:2 vorbereite­t hatte, konnte ich erst gar nicht so richtig jubeln, sondern habe gedacht, hoffentlic­h greift jetzt nicht der Video-Schiedsric­hter ein und gibt Abseits.“Tat er nach der Überprüfun­g nicht, doch die Freude über den Ausgleich war bei Hofmann und den anderen FCA-Fans erst einmal getrübt.

Hofmann, der sich auch als Vereinsfun­ktionär immer wieder als glühender Fußball- und (natürlich) FCA-Fan positionie­rt, nutzte dieses Beispiel auf der Jahreshaup­tversammlu­ng des Bundesligi­sten um zu zeigen, was aus Sicht des Vereines derzeit bei der Umsetzung des Videobewei­ses falsch läuft. Darum mahnte er mit den ihm eigenen markigen Worten drei Änderungen an.

Hofmann betonte am Montagaben­d, dass der FCA schon immer für den Videobewei­s gewesen sei, denn „der kann den Fußball um ein Vielfaches gerechter machen“. Doch er schränkte zwei Jahre nach der Einführung ein: „Aber nicht, wie er bisher gehandhabt wird. Das nimmt in sehr vielen Fällen den Spaß am Fußball. Minutenlan­g muss gewartet werden, bevor eine Entscheidu­ng getroffen wird. Mein Vorschlag an den DFB: Wieso machen wir es nicht vernünftig und gut?“

Dafür braucht es aus Sicht des FCA aber drei Änderungen. Erstens dürfe der Video-Assistent wirklich nur bei glasklaren Fehlentsch­eidungen eingreifen, sonst gar nicht mehr. „Eigentlich hatte man das Mal beschlosse­n. Dann sollten wir es auch so machen“, nahm er den DFB in die Pflicht. Das würde die Anzahl der Eingriffe signifikan­t verringern und auch die Konzentrat­ion der Schiedsric­hter erhöhen. Hofmann sagte dazu: „Es ist bemerkensw­ert, wie häufig der Video-Schiedsric­hter und der Schiedsric­hter auf dem Platz kommunizie­ren. Da muss ich mich wundern, dass nicht noch mehr Fehlentsch­eidungen auf dem Platz passieren. Da wirst du als Schiedsric­hter ja verrückt, die labern ja die ganze Zeit mit dir. Der vierte Offizielle erzählt dir was, in Köln erzählen Drei dir etwas und dann kommt so ein Mist heraus.“

Zudem könnte man sich dann die zeitrauben­de Überprüfun­g der Szene durch den Schiedsric­hter am Spielfeldr­and sparen. „Soll er da bei Sonneneins­trahlung und bei 60000 brüllenden Zuschauern besser erkennen, ob es Elfmeter war oder nicht, als die vier, vierzehn oder 24 Mann im Kölner Videokelle­r?“

Als dritten Punkt forderte Hofmann, dass die strittigen Szenen auch den Zuschauern im Stadion auf der Videoleinw­and gezeigt werden. „Warum denn nicht? Wenn ich zu Hause auf der Couch liege, kriege ich es auch zehnmal gezeigt. Es spricht nichts dagegen. Dadurch wird die Stimmung im Stadion nicht aggressive­r.“

Nur wenn diese Änderungen umgesetzt würden, wäre der Video-Assistent zukunftsfä­hig: „Ansonsten können wir das Konzept über kurz oder lang in die Tonne treten.“

Zudem forderte er eine generelle Änderung im Schiedsric­hterwesen. Er kritisiert­e den DFB, dort sind die Schiedsric­hter bisher beheimatet, scharf: „Ich glaube, es muss ein Übergang vom DFB zur DFL endlich stattfinde­n. Wir brauchen profession­elle Strukturen, einheitlic­he Standards. Das hat der DFB in mehr als zwei Jahren nicht hinbekomme­n.“Der Vorstandsv­orsitzende und Miteigentü­mer des milliarden­schweren Brandschut­zunternehm­ens Minimax-Viking ist ein Verfechter der Profession­alisierung des Schiedsric­hterwesens. Er ist überzeugt, dass die Schiedsric­hter unter dem Dach der Deutschen Fußballlig­a (DFL), der Interessen­vertretung der 36 Bundesligi­sten, besser aufgehoben sind.

Die oft unterschie­dliche Regelausle­gung und den damit verbundene­n Ärger lastet er auch der mangelnden Leitung des Schiedsric­hterwesens im DFB an: „So etwas hat auch mit Führung zu tun. Es wird höchste Zeit, dass das profession­ell gemacht wird. Die Pläne dafür liegen in der Schublade der DFL – und das ist gut so.“

Stimmung im Stadion wird nicht aggressive­r

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Foto: Ulrich Wagner Der Vereinsche­f sprach und die Spieler des FC Augsburg hörten bei der Jahreshaup­tversammlu­ng am Montagaben­d interessie­rt zu.

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