Mittelschwaebische Nachrichten
Deisenhofer packt Landratskandidatur an
Kommunalwahlen Der Grünen-Landtagsabgeordnete bekräftigt seine Ambitionen auf den höchsten politischen Posten im Landkreis Günzburg. Seine Partei will außerdem mehrere Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schicken
Günzburg „Wir sind die zweitstärkste Kraft in Bayern und waren bei den Europawahlen die zweitstärkste Kraft im Landkreis Günzburg. Das ist für uns ein klarer Auftrag und auch unsere Verantwortung, diese Oppositionsrolle anzunehmen.“Kurt Schweizer gehen Sätze wie diese noch nicht so leicht über die Lippen. Dass die Grünen im Landkreis mitreden können, wenn es um die Besetzung kommunalpolitischer Posten geht, ist auch für den Kreissprecher der Partei keine Selbstständlichkeit. Die Vorstellung des Landtagsabgeordneten Max Deisenhofer als Kandidat für das Amt des Landrats soll dabei erst der Anfang sein: Eine Reihe von Bürgermeisterkandidaten der Grünen wird es bei den Kommunalwahlen 2020 geben, verrät Kurt Schweizer am Dienstagvormittag in Günzburg. Mehr will er dazu noch nicht sagen, die Mitglieder sollen zuerst informiert werden.
Dass Deisenhofer seine Kandidatur erklären würde, stand bereits fest, als am Montag die Nachricht von Hans Reichharts Landratskandidatur eingeschlagen hatte. Dass der CSU-Minister seinen Posten in München zugunsten des Postens im Landratsamt aufgeben möchte, hat Deisenhofer nach eigenem Bekunden aber nicht überrascht – und auch nichts an seinen eigenen Plänen geändert. „Die Kommunalwahl 2020 wird eine besondere Wahl. Nach 24 Jahren geht mit dem Abschied von Hubert Hafner eine Ära zu Ende. Man kann von einer Entscheidung für die nächste Generation sprechen, die hier getroffen wird“, sagte Deisenhofer.
Der Niederraunauer, der seit 2014 für die Grünen im Kreistag sitzt, sieht sich dem Minister gegenüber leicht im Vorteil, was den kommenden Wahlkampf betrifft. „Natürlich werde ich meine Arbeit im Landtag so gut es geht weiterführen, für den Herbst habe ich auch eine Reihe von parlamentarischen Initiativen geplant, die ich umsetzen möchte. Aber ich habe eben doch et
was weniger Termine zu absolvieren als der Bauminister.“
Seinen Landtagswahlkampf habe er auch neben der Vollzeit-Arbeit als Berufsschullehrer in den Griff bekommen, und die letzten drei
Wochen vor dem Wahltermin seien ohnehin sitzungsfrei im Landtag. „Dann kann ich mich ganz auf den Endspurt hier im Landkreis konzentrieren.“Deisenhofer betont, dass seine Kandidatur – die endgültige
Nominierung durch den Kreisverband vorausgesetzt – keine Soloveranstaltung sei. „Ich möchte im Wahlkampf mit vielen Kollegen im Landkreis gemeinsam aktiv sein.“
Die vergangenen Wahlen haben den Grünen auch im Landkreis viel Aufwind verschafft. Kurt Schweizer erinnert daran, dass es 2002 noch keinen einzigen Mandatsträger im Landkreis gegeben habe, 2008 zogen dann drei Grünen-Vertreter in den Kreistag ein. Im Jahr 2014 verdoppelte sich die Zahl auf mittlerweile sechs Fraktionsmitglieder, zu denen auch Max Deisenhofer gehört. Fraktionsvorsitzender Harald Lenz macht deutlich, dass sich sein Stellvertreter dort stark eingebracht habe. „Er hat nicht nur den Respekt im Vorstand, sondern auch im Kreistag über die Parteigrenzen hinweg.“Auch als kleine Fraktion hätten die Grünen Themen vorangebracht, für die es sich gelohnt habe zu kämpfen – wie den Erhalt des Hallenbades in Leipheim oder die Investition in Pflegeplätze. Auch Lenz sieht in den Wahlergebnissen der vergangenen Monate einen klaren Auftrag: „Wir sind grün, und wir sind wählbar, auf allen Ebenen.“
Drei Themen hat sich Max Deisenhofer bereits auf die Agenda geschrieben. Erst vor wenigen Wochen hatte der Landtagsabgeordnete den Öffentlichen Personennahverkehr im Landkreis einem Selbstversuch unterzogen und dabei große Lücken festgestellt. Auch beim Klimaschutz sieht Deisenhofer im Landkreis noch Handlungsbedarf – so habe man im Kreistag darum kämpfen müssen, die einzige Stelle des Landkreises hierfür zu halten, während im Nachbarlandkreis Augsburg ein halbes Dutzend Mitarbeiter dafür zuständig seien. Der Landkreis habe in seiner geografischen Lage zwischen Ulm und Augsburg sein Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft, sagt Deisenhofer. Er wolle einen „Mitmachlandkreis“schaffen, in dem Bürger zum einen unkomplizierter auf digitalem Weg Dinge erledigen können, zum anderen aber auch mehr mitbestimmen können.
Anfang Dezember ist die Nominierungsversammlung der Grünen vorgesehen, die positiven Reaktionen aus der Partei, die er auf seine Kandidatur erhalten habe, lassen erwarten, dass die Mitglieder für Deisenhofer votieren werden. Bis dahin sollen dann auch Kandidatinnen und Kandidaten der Grünen für verschiedene Bürgermeisterposten nominiert und die Kreistagsliste der Grünen aufgestellt werden, kündigte Kurt Schweizer an.
Die Arbeit im Landtag soll nicht unter der Kandidatur leiden