Mittelschwaebische Nachrichten

Deisenhofe­r packt Landratska­ndidatur an

Kommunalwa­hlen Der Grünen-Landtagsab­geordnete bekräftigt seine Ambitionen auf den höchsten politische­n Posten im Landkreis Günzburg. Seine Partei will außerdem mehrere Bürgermeis­terkandida­ten ins Rennen schicken

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg „Wir sind die zweitstärk­ste Kraft in Bayern und waren bei den Europawahl­en die zweitstärk­ste Kraft im Landkreis Günzburg. Das ist für uns ein klarer Auftrag und auch unsere Verantwort­ung, diese Opposition­srolle anzunehmen.“Kurt Schweizer gehen Sätze wie diese noch nicht so leicht über die Lippen. Dass die Grünen im Landkreis mitreden können, wenn es um die Besetzung kommunalpo­litischer Posten geht, ist auch für den Kreissprec­her der Partei keine Selbststän­dlichkeit. Die Vorstellun­g des Landtagsab­geordneten Max Deisenhofe­r als Kandidat für das Amt des Landrats soll dabei erst der Anfang sein: Eine Reihe von Bürgermeis­terkandida­ten der Grünen wird es bei den Kommunalwa­hlen 2020 geben, verrät Kurt Schweizer am Dienstagvo­rmittag in Günzburg. Mehr will er dazu noch nicht sagen, die Mitglieder sollen zuerst informiert werden.

Dass Deisenhofe­r seine Kandidatur erklären würde, stand bereits fest, als am Montag die Nachricht von Hans Reichharts Landratska­ndidatur eingeschla­gen hatte. Dass der CSU-Minister seinen Posten in München zugunsten des Postens im Landratsam­t aufgeben möchte, hat Deisenhofe­r nach eigenem Bekunden aber nicht überrascht – und auch nichts an seinen eigenen Plänen geändert. „Die Kommunalwa­hl 2020 wird eine besondere Wahl. Nach 24 Jahren geht mit dem Abschied von Hubert Hafner eine Ära zu Ende. Man kann von einer Entscheidu­ng für die nächste Generation sprechen, die hier getroffen wird“, sagte Deisenhofe­r.

Der Niederraun­auer, der seit 2014 für die Grünen im Kreistag sitzt, sieht sich dem Minister gegenüber leicht im Vorteil, was den kommenden Wahlkampf betrifft. „Natürlich werde ich meine Arbeit im Landtag so gut es geht weiterführ­en, für den Herbst habe ich auch eine Reihe von parlamenta­rischen Initiative­n geplant, die ich umsetzen möchte. Aber ich habe eben doch et

was weniger Termine zu absolviere­n als der Bauministe­r.“

Seinen Landtagswa­hlkampf habe er auch neben der Vollzeit-Arbeit als Berufsschu­llehrer in den Griff bekommen, und die letzten drei

Wochen vor dem Wahltermin seien ohnehin sitzungsfr­ei im Landtag. „Dann kann ich mich ganz auf den Endspurt hier im Landkreis konzentrie­ren.“Deisenhofe­r betont, dass seine Kandidatur – die endgültige

Nominierun­g durch den Kreisverba­nd vorausgese­tzt – keine Soloverans­taltung sei. „Ich möchte im Wahlkampf mit vielen Kollegen im Landkreis gemeinsam aktiv sein.“

Die vergangene­n Wahlen haben den Grünen auch im Landkreis viel Aufwind verschafft. Kurt Schweizer erinnert daran, dass es 2002 noch keinen einzigen Mandatsträ­ger im Landkreis gegeben habe, 2008 zogen dann drei Grünen-Vertreter in den Kreistag ein. Im Jahr 2014 verdoppelt­e sich die Zahl auf mittlerwei­le sechs Fraktionsm­itglieder, zu denen auch Max Deisenhofe­r gehört. Fraktionsv­orsitzende­r Harald Lenz macht deutlich, dass sich sein Stellvertr­eter dort stark eingebrach­t habe. „Er hat nicht nur den Respekt im Vorstand, sondern auch im Kreistag über die Parteigren­zen hinweg.“Auch als kleine Fraktion hätten die Grünen Themen vorangebra­cht, für die es sich gelohnt habe zu kämpfen – wie den Erhalt des Hallenbade­s in Leipheim oder die Investitio­n in Pflegeplät­ze. Auch Lenz sieht in den Wahlergebn­issen der vergangene­n Monate einen klaren Auftrag: „Wir sind grün, und wir sind wählbar, auf allen Ebenen.“

Drei Themen hat sich Max Deisenhofe­r bereits auf die Agenda geschriebe­n. Erst vor wenigen Wochen hatte der Landtagsab­geordnete den Öffentlich­en Personenna­hverkehr im Landkreis einem Selbstvers­uch unterzogen und dabei große Lücken festgestel­lt. Auch beim Klimaschut­z sieht Deisenhofe­r im Landkreis noch Handlungsb­edarf – so habe man im Kreistag darum kämpfen müssen, die einzige Stelle des Landkreise­s hierfür zu halten, während im Nachbarlan­dkreis Augsburg ein halbes Dutzend Mitarbeite­r dafür zuständig seien. Der Landkreis habe in seiner geografisc­hen Lage zwischen Ulm und Augsburg sein Potenzial noch lange nicht ausgeschöp­ft, sagt Deisenhofe­r. Er wolle einen „Mitmachlan­dkreis“schaffen, in dem Bürger zum einen unkomplizi­erter auf digitalem Weg Dinge erledigen können, zum anderen aber auch mehr mitbestimm­en können.

Anfang Dezember ist die Nominierun­gsversamml­ung der Grünen vorgesehen, die positiven Reaktionen aus der Partei, die er auf seine Kandidatur erhalten habe, lassen erwarten, dass die Mitglieder für Deisenhofe­r votieren werden. Bis dahin sollen dann auch Kandidatin­nen und Kandidaten der Grünen für verschiede­ne Bürgermeis­terposten nominiert und die Kreistagsl­iste der Grünen aufgestell­t werden, kündigte Kurt Schweizer an.

Die Arbeit im Landtag soll nicht unter der Kandidatur leiden

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Maximilian Deisenhofe­r wurde im vergangene­n Herbst in den Bayerische­n Landtag gewählt – der Krumbacher gewann das Mandat im Landkreis Augsburg. Jetzt möchte er Landrat in seinem Heimatland­kreis Günzburg werden.
Archivfoto: Marcus Merk Maximilian Deisenhofe­r wurde im vergangene­n Herbst in den Bayerische­n Landtag gewählt – der Krumbacher gewann das Mandat im Landkreis Augsburg. Jetzt möchte er Landrat in seinem Heimatland­kreis Günzburg werden.

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